Hochwasser in SüddeutschlandForscher zieht Ahrtal-Vergleich: „Das war außergewöhnlich“

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Die Hochwasserlage im Süden bleibt auch am Freitag angespannt. In vielen Orten beginnen die Aufräumarbeiten.

Die Hochwasserlage in Teilen von Süddeutschland ist weiterhin verheerend. Trotz einer leichten Entspannung entlang der Donau sieht Bayern noch keinen Grund für Entwarnung. „Am Wochenende drohen regional wieder große Niederschläge“, sagte Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) am Freitag in München.

Im Süden ging Dauerregen in beträchtlichen Mengen nieder. In vielen Gemeinden Bayerns und Baden-Württembergs gilt weiter der Katastrophenalarm, es kam zu starken Überschwemmungen. Dämme brachen, zahlreiche Menschen mussten ihre Häuser verlassen.

Die laufenden Entwicklungen in unserem Newsblog.

Alles zum Thema Deutscher Wetterdienst

Freitag, 7. Juni

+++ Geschätzt zwei Milliarden Euro Hochwasserschaden im Süden +++

Die deutschen Versicherer rechnen nach der Flut in Bayern und Baden-Württemberg mit versicherten Schäden in Höhe von etwa zwei Milliarden Euro. Diese erste Prognose ist noch vorläufig, wie der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft am Freitag in Berlin mitteilte. „Weil insbesondere an der Donau das Hochwasser noch nicht abgelaufen ist, haftet dieser Schätzung noch eine gewisse Unsicherheit an“, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

Nach dem Ende des Hochwassers will der GDV deswegen den Stand der Schäden bei seinen Mitgliedsunternehmen noch einmal abfragen. „Oberste Priorität hat für uns jetzt, dass den Betroffenen schnell und effizient geholfen wird“, betonte Asmussen den Willen der Versicherer, die Flutschäden schnell zu klären und abzuwickeln. „Die Versicherer haben für solche Fälle spezielle Einsatzpläne.“

+++ Hochwasser könnte glimpflicher ausgehen als die letzten beiden +++

Das diesjährige Hochwasser könnte laut Schätzung der deutschen Versicherer etwas glimpflicher ausgehen als die letzten beiden großen Flutkatastrophen in Deutschland. Das Juli-Hochwasser 2021 hatte nach Zahlen des GDV knapp neun Milliarden Euro versicherte Schäden verursacht, beim Juni-Hochwasser 2013 waren es 2,65 Milliarden.

Der GDV schätzt jedoch ausschließlich die Schäden, die dann auch von den Versicherern bezahlt werden. Die Gesamtschäden sind bei jedem Hochwasser noch weit höher, unter anderem, weil viele Menschen nicht gegen Hochwasser versichert sind. So lagen die Gesamtschäden der Juli-Flut 2021 nach Berechnungen des Rückversicherers Munich Re bei 33 Milliarden Euro, fast das Vierfache der versicherten Summe.

Das derzeitige süddeutsche Hochwasser war das dritte und größte innerhalb weniger Monate, neben der Donau sind auch zahlreiche ihrer Zuflüsse über die Ufer getreten. Über Weihnachten hatte eine Überschwemmung in Nord- und Mitteldeutschland laut GDV-Schätzung etwa 200 Millionen Euro Schaden verursacht. Ähnlich teuer für die Versicherer war demnach das Pfingsthochwasser im Saarland und Rheinland-Pfalz.

+++ Forscher: So viel Regen auf großer Fläche war außergewöhnlich +++

Der langanhaltende und starke Regen im Mai und Juni in Süddeutschland entspricht Forschern zufolge einem Ereignis, das statistisch seltener als einmal in hundert Jahren vorkommt. Lokal seien solche Ereignisse in Deutschland in den letzten 60 Jahren durchaus häufiger beobachtet worden. „Betrachtet man aber die Niederschlagssummen über einem größeren Gebiet, beispielsweise von rund 35 000 Quadratkilometern, was der Fläche Baden-Württembergs entspricht, dann waren die Niederschlagsmengen durchaus außergewöhnlich“, stellen Wissenschaftler des Center for Disaster Management and Risk Reduction Technology (CEDIM) fest.

Das Besondere sei gewesen, dass über einen relativ langen Zeitraum und eine große räumliche Ausdehnung viel Niederschlag gefallen sei - von Oberschwaben bis zum Donaumoos. Eine Studie des CEDIM hat das Ereignis nun historisch eingeordnet. Vor allem die Ausdehnung unterscheide das Ereignis von der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021, so Michael Kunz, wissenschaftlicher Sprecher des CEDIM und Co-Autor der Studie.

Im Ahrtal sei Regen in kürzerer Zeit und über einem deutlich kleineren Gebiet mit sehr steilen Hängen niedergegangen, an denen das Wasser schnell ins Tal floss. „Die großräumigen Niederschlagssummen im Mai/Juni 2024 überstiegen die vom Juli 2021 dagegen deutlich“, stellte Kunz fest.

Innerhalb von 48 Stunden sind demnach im Süden und Westen Bayerns sowie im Osten Baden-Württembergs Regenmengen von mehr als 100 Litern pro Quadratmeter gefallen. „Binnen 120 Stunden kamen nicht selten mehr als 200 Liter pro Quadratmeter zusammen.“ Was die Schäden angeht, sehen die Forscher insbesondere „die Region Günzburg und das Gebiet darum in Bayern“ besonders betroffen.

Das CEDIM ist eine interdisziplinäre Einrichtung am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das zu Katastrophen, Risiken und Sicherheit forscht. Ziel ist es, natürliche und menschengemachte Risiken in einer sich rasch verändernden, von Bevölkerungswachstum, Urbanisierung und Klimawandel geprägten Welt genauer zu verstehen, früher zu erkennen und besser zu bewältigen.

Donnerstag, 6. Juni

+++ Hochwasser-Schäden in Millionenhöhe bei R+V-Versicherten erwartet +++

Die R+V Versicherung rechnet mit Schäden in Millionenhöhe bei ihren Versicherten durch das Hochwasser in Süddeutschland. Mit dem zurückweichenden Wasser in Baden-Württemberg und Bayern würden die Folgen der Überschwemmungen zunehmend sichtbar, sagte das zuständige Vorstandsmitglied Klaus Endres am Donnerstag. „Wir gehen derzeit von Schäden bei R+V-Versicherten in Höhe von etwa 100 Millionen Euro aus“. Das endgültige Ausmaß stehe aber noch lange nicht fest.

Bislang werden Endres zufolge vor allem Schäden an Gebäuden gemeldet, darunter viele Großschäden. „Obwohl man in den Medien immer wieder Bilder von ineinandergeschobenen Fahrzeugen sieht, machen Kfz derzeit nur rund fünf Prozent der gemeldeten Schäden aus“. Endres sicherte Betroffenen schnelle und unkomplizierte Hilfe zu. „Das hat für uns oberste Priorität.“ Dafür würden alle Aufgaben in der Hochwassereinsatzzentrale der R+V koordiniert.

Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) rechnet wegen des Hochwassers in Süddeutschland insgesamt mit überdurchschnittlich hohen Schäden.

+++ Retter: Trotz Hochwassers Kanufahrer auf der Donau +++

Einsatzkräfte warnen angesichts des Hochwassers an der Donau vor Bootsfahrten auf dem Fluss. „Die ersten Unvernünftigen bewegen sich aufs Wasser“, sagte Andreas Dietz von der Wasserwacht Passau am Donnerstagmorgen im ARD-„Morgenmagazin“. „Wir haben schon Kanufahrer gehabt, Stand-up-Paddler, die sich auf der Donau bewegen.“

Das sei absolut lebensgefährlich, sagte Dietz. In Passau verzeichneten die Behörden am Donnerstag um 6.30 Uhr einen Pegelstand von 8,87 Metern. Dort sollte das Hochwasser laut Prognose am Morgen sogar noch leicht zunehmen. Normal sind Wasserstände von an die sechs Meter.

Sollten sich Menschen auf der Donau bewegen, sei das auch ein Problem für die Rettungskräfte, sagte Dietz. „Wenn dort was passiert, müssen wir raus, und wir müssen unsere Einsatzkräfte auch in Gefahr bringen.“

Auch auf dem Inn waren laut Polizei am Mittwoch Kajakfahrer unterwegs. Polizisten hätten den beiden Männern in Kraiburg (Landkreis Mühldorf am Inn) verboten, weiterzufahren, teilten die Beamten mit. Der 66-Jährige und der 57-Jährige hätten zwar Einsicht gezeigt. Sie hätten aber auch betont, sie seien „noch wildere Gewässer gewohnt“.

+++ Hochwasser an Donau fließt nur langsam ab +++

In den Hochwassergebieten an der Donau fließen die Wassermassen nur langsam ab. Am Donnerstagvormittag war die Lage vor allem rund um Regensburg und Passau angespannt. Bundeskanzler Olaf Scholz sicherte den Betroffenen erneut die Unterstützung des Staates zu. „Wir werden diese Schäden – wie bei früheren Hochwassern auch – gemeinsam mit den Ländern bewerten und Hilfe organisieren“, versprach der SPD-Politiker in seiner Regierungserklärung im Bundestag in Berlin. Im Süden Deutschlands drohen am Wochenende erneut starke Regenfälle.

Während die Hochwasserlage in der Oberpfalz und Niederbayern angespannt bleibt, entspannt sich die Situation weiter westlich an der Donau zunehmend. Im zwischenzeitlich stark betroffenen Landkreis Neuburg-Schrobenhausen seien die Pegelstände an der Donau wieder auf Meldestufe drei von vier gefallen, teilte das Landratsamt in Neuburg an der Donau mit. Der Wasserstand des Flusses Paar, der vor einigen Tagen noch massive Probleme in der Region bereitet hatte, fiel demnach sogar auf die mittlere Meldestufe zwei.

Die Wasserstände an der unteren Donau blieben hoch. Wie aus Daten des Hochwassernachrichtendienstes hervorging, waren die Pegelstände in Regensburg, Straubing und Passau weiterhin über der Meldestufe 4. Der Wasserstand sinke nur langsam.

+++ Zahl der Hochwasser-Vermissten in Bayern gesunken +++

In Bayern werden infolge des Hochwassers weniger Menschen vermisst als noch zu Wochenbeginn. Die Zahl der noch als vermisst gemeldeten Menschen habe am Donnerstagvormittag bei drei gelegen, sagte ein Sprecher des bayerischen Innenministeriums der Deutschen Presse-Agentur. Am Dienstag schwankte sie noch zwischen fünf und sieben. „Tendenziell gehen die Fälle zurück“, sagte der Sprecher.

Unter den weiterhin Vermissten ist demnach ein 22 Jahre alter Feuerwehrmann, nach dem in Schwaben gesucht wird. Er war am Sonntag mit einem Boot der DLRG-Wasserrettung in Offingen gekentert und verschwunden.

Die Zahl der Vermissten kann sich allerdings immer wieder ändern - zum einen, wenn als vermisst gemeldete Menschen sich vor Ort bei den Behörden melden, zum anderen durch mögliche weitere Vermissten-Fälle in den noch stark vom Hochwasser getroffenen Gebieten im Osten Bayerns.

Mittwoch, 5. Juni

+++ Sechste Hochwasser-Tote in Süddeutschland gefunden +++

Die Zahl der bekannten Todesopfer infolge des Hochwassers in Bayern ist laut Polizeiangaben auf vier gestiegen. Eine 79 Jahre alte Frau sei am Mittwoch leblos im Mindelkanal in Schwaben entdeckt worden, teilten die Beamten mit. Sie war demnach am Sonntag in Jettingen-Scheppach zwischen Augsburg und Ulm als vermisst gemeldet worden.

Insgesamt kamen bei dem Hochwasser in Süddeutschland damit mindestens sechs Menschen ums Leben, vier davon in Bayern. Zudem wurden laut bayerischem Innenministerium vom Dienstag mehrere Menschen vermisst, darunter ein 22 Jahre alter Feuerwehrmann in Schwaben. Die Zahl der Vermissten schwankte zuletzt jedoch nahezu stündlich.

+++ Deutscher Wetterdienst: „Der große Regen ist vorbei“ +++

Eine neue Unwetterfront sieht der Wetterdienst zwar nicht auf Deutschland zukommen, aber es gibt auch keine richtige Entwarnung beim Hochwasser. Im Süden kann es weiter Starkregen geben, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Mittwoch in Offenbach vorhersagte. Im Norden ist es ungemütlich kühl. Wer in der Mitte wohnt, hat das beste Los gezogen.

„Der große Regen ist zwar vorbei“, fasste DWD-Meteorologe Adrian Leyser die Wetterlage zusammen, „beständiges sonniges und warmes Sommerwetter bleibt uns aber bis auf Weiteres verwehrt“. In den nächsten Tagen sieht er - bis einschließlich Wochenende - eine Dreiteilung beim Wetter.

+++ Boden teilweise in Bewegung – Regensburg lässt Wasser an Schutzwänden vorbeifließen +++

In Regensburg lassen Hilfskräfte kontrolliert Wasser an den Schutzwänden am Donauufer vorbeifließen. „Wir haben einen völlig durchnässten Boden“, sagte der Leiter des Regensburger Tiefbauamts, Michael Köstlinger. Aus Sorge, dass der Untergrund und damit die Schutzelemente in der Werftstraße plötzlich versagen könnten, lasse man einen gewissen Zufluss zu und schalte die Pumpen ab. Die Hoffnung sei mehr Stabilität für den Untergrund und damit auch für die Schutzwände. Wenn eine gewisse Wasserhöhe auf der Seite der Werftstraße erreicht sei, würden die Pumpen wieder angeschaltet, betonte Köstlinger.

Durch den langen Hochwasserscheitel und den dadurch angestiegenen Grundwasserpegel habe sich der Boden in der Werftstraße vollgesaugt und könne nicht mehr zusammenhalten. „Wir haben Stellen beobachtet, die sich bewegen. Man schwimmt mit dem Asphalt auf dem Boden“, sagte Köstlinger dem BR.

+++ Bislang keine Hochwasserschäden an Atommüll-Zwischenlagern +++

Die Atommüll-Zwischenlager in Süddeutschland sind bisher von Hochwasserschäden verschont geblieben. Auch in das Zwischenlager im schwäbischen Gundremmingen, das nur wenige Hundert Meter von der Donau entfernt liegt, sei bisher kein Wasser eingedrungen, teilte die BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung am Mittwoch mit. Benachbarte Flächen seien zwar in Gundremmingen wie auch im südhessischen Biblis überflutet worden. Die Sicherheit der Zwischenlager sei aber gewährleistet.

Das gelte auch für die fünf weiteren Atommüll-Zwischenlager in Süddeutschland, teilte die BGZ mit. Dort sei die Hochwasserlage bisher aber auch weniger dramatisch gewesen. Bei der Wahl der Standorte sei der Schutz vor Überflutungen mitbedacht worden.

+++ Lage in Regensburg bleibt angespannt +++

Die Hochwasserlage in Regensburg in Bayern bleibt angespannt. Der Pegelstand sinke sehr langsam auf hohem Niveau, sagte eine Sprecherin der Stadt am Dienstagmorgen. Laut Hochwassernachrichtendienst (HND) lag der Pegelstand der Donau weiter bei über sechs Metern - normal sind etwa drei Meter.

Am Dienstagabend evakuierten die Einsatzkräfte etwa 30 Häuser entlang einer Straße an dem Fluss, weil der Untergrund wegen des hohen Grundwasserspiegels immer weiter aufweichte. Die Stabilisierung der Schutzwände an der Werftstraße werde auch am Mittwoch weiter im Fokus des Katastrophenschutzes stehen, sagte die Sprecherin. „Das ist unsere Schwachstelle.“

+++ Pegelstände in Passau fallen langsam +++

Laut der Stadtverwaltung in Passau ist hier der Scheitel der Flüsse Donau und Inn erreicht - die Wasserstände fallen leicht. Der Wasserstand der Donau lag am Dienstagabend nach Angaben des HND bei etwa 9,70 Metern. Normal sind hier Wasserstände von an die sechs Meter. Der Pegelstand am Inn ging von gut sieben Metern auf knapp 6,70 Meter zurück. Es werde davon ausgegangen, dass die Pegelstände in den nächsten Stunden weiter sinken, teilte die Stadtverwaltung mit. Allerdings werde der Donaupegel langsamer fallen.

+++ Schöpfwerk im Landkreis Deggendorf fängt Feuer +++

In Deggendorf in Niederbayern ist in einem Pumpwerk am Dienstagabend ein Brand ausgebrochen – vermutlich aufgrund der Dauerbelastung. Im Schöpfwerk im Polder Auterswörth fing ein Trafo Feuer. Das Schöpfwerk läuft wegen des Hochwassers seit Tagen im Dauerbetrieb. Der Pumpenwart bemerkte das Feuer gegen 19.45 Uhr. Die Feuerwehr konnte den Brand schnell löschen, wie die „Passauer Neue Presse“ berichtet. Ein Notstromaggregat ersetzte den ausgebrannten Trafo.

+++ Aufräumarbeiten laufen an +++

In Baden-Württemberg sind wie in den Hochwassergebieten im westlichen Bayern Aufräumaktionen in Gange. Auch wenn sich die Lage dort langsam entspannt: „Von Normalität sind wir aber noch weit entfernt“, sagte etwa eine Stadtsprecherin der betroffenen Gemeinde Ebersbach an der Fils. Vielerorts waren wie auch in Bayern Anwohner gemeinsam mit Einsatzkräften und Ehrenamtlichen damit beschäftigt, Straßen freizuräumen, weitere Keller leerzupumpen und angespülten Unrat zu beseitigen. Teils wurden Container für in der Flut verwüstetes Hab und Gut bereitgestellt.

+++ Wasserstände sinken teils, Lage bleibt gespannt +++

Der Kampf gegen das Hochwasser in Süddeutschland und seine verheerenden Folgen geht weiter. Auch in der Nacht zum Mittwoch wurden Deiche überwacht, nennenswerte Schäden oder Durchbrüche wurden dabei aber nicht entdeckt. Dennoch bleibt die Lage vor allem im Osten Bayerns kritisch, auch wenn an der stark betroffenen unteren Donau der Wasserstand an bestimmten Stellen langsam zu sinken beginnt.

Dienstag, 4. Juni

+++ Surfer auf der Isar – trotz Hochwassers +++

Wie der BR berichtet, haben auf der Isar in München am Dienstag Menschen gesurft. Sie ignorierten dabei ganz offensichtlich die Gefahren, die wegen des erhöhten Wasserstandes und der starken Strömung bestehen. An der Isar in München herrscht derzeit Meldestufe 2.

+++ Vorläufige Daten: Jahrhundert-Niederschläge gemessen +++

In den vergangenen Tagen war an mehreren Orten in Süddeutschland nach vorläufigen Daten so viel Regen gefallen wie nur alle 50 bis 100 Jahre. Man könne von Jahrhundert-Niederschlägen sprechen, sagte der Meteorologe Thomas Deutschländer vom DWD. „Das ist schon besonders, aber nicht komplett außergewöhnlich.“ Etwa 20 bis 30 Messstationen zeigten solche besonders hohen Werte an - überwiegend von einer Region nordöstlich von Augsburg bis fast zum Bodensee. Einige Extremwerte bezögen sich auf die Niederschläge an einem Tag, andere auf Niederschläge in drei aufeinander folgenden Tagen.

+++ 32-Jährige nach 52 Stunden aus Baumkrone gerettet +++

Eine Frau hat im bayerischen Hochwassergebiet mehr als 52 Stunden in einer Baumkrone ausgeharrt. Am Dienstag wurde die 32-Jährige im schwäbischen Neu-Ulm im Bereich Silberwald gefunden, wie die Polizei in Kempten mitteilte. Die Frau hatte seit Sonntag als vermisst gegolten, die Polizei leitete umfangreiche Suchmaßnahmen ein.

Letztlich wurde die Frau mit Hilfe einer Drohne in der Krone eines umgestürzten Baums gefunden, in der sie sich vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht hatte. Zum Zeitpunkt der Rettung stand das Wasser laut Polizei immer noch brusthoch, so dass die Frau mit einem Hubschrauber gerettet werden musste.

Die 32-Jährige war den Angaben zufolge sichtlich geschwächt und dehydriert und kam vorsorglich in ein Krankenhaus. Ansonsten war sie aber körperlich unversehrt.

+++ Mehrere Menschen in Bayern vermisst +++

Wie der Bayerische Rundfunk meldet, gelten mehrere Menschen in den Hochwassergebieten des Bundeslandes als vermisst. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte dem BR, die Zahl der Vermissten habe am Dienstagmorgen bei sieben gelegen, im Laufe des Vormittags bei fünf, am frühen Nachmittag dann bei sechs. Die Lage sei „extrem volatil“, schwanke also. Unter den Vermissten könnten demnach auch Menschen sein, die sich inzwischen bei den Behörden vor Ort zwar gemeldet haben, deren Meldung aber bislang nicht ans Lagezentrum in München weitergegeben wurde. „Die genauen Zahlen sind daher nicht sehr valide“, betonte der Sprecher.

Als vermisst galt am Dienstag weiter auch ein Feuerwehrmann in Schwaben. Der 22-Jährige war in Offingen mit weiteren Einsatzkräften mit einem Boot gekentert. Die anderen konnten sich retten.

+++ Katastrophenfall in der Stadt Passau ausgerufen +++

Die Stadt Passau in Niederbayern hat aufgrund der erwarteten Zuspitzung der Hochwassersituation am Dienstag den Katastrophenfall ausgerufen. Der Scheitel der Hochwasserwelle der Donau soll sich bis zum Dienstagnachmittag auf rund zehn Meter einpendeln. Um 13.15 Uhr hatte der Pegel die 10-Meter-Marke erreicht.

+++ Bayern stellt „hundert Millionen plus X“ für Hochwasserschäden bereit +++

Bayern stellt für die Geschädigten des derzeitigen Hochwassers einen hohen Millionenbetrag zur Verfügung. Sein Kabinett habe sich auf eine Unterstützung im Volumen „hundert Millionen plus X“ verständigt, sagte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag in München im Anschluss an eine Sitzung seines Kabinetts. Das X bedeute, dass der Freistaat noch weiteres Geld einsetze, sollten die hundert Millionen Euro zur Bewältigung der Hochwasserschäden aufgebraucht sein. Ein erster Teil der Unterstützung sollte laut Söder noch am Dienstag an die bayerischen Regierungsbezirke ausgezahlt und von dort an die Landratsämter weitergeleitet werden.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (M, CSU) spricht zu Einsatzkräften verschiedener Rettungsdienste bei einer Ortsbesichtigung im vom Hochwasser betroffenen oberbayerischen Reichertshofen.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (M, CSU) spricht zu Einsatzkräften verschiedener Rettungsdienste bei einer Ortsbesichtigung im vom Hochwasser betroffenen oberbayerischen Reichertshofen.

Privathaushalte können nach dem Beschluss bis zu 5000 Euro für Hausrat und bis zu 10.000 Euro bei Ölschäden erhalten, Unternehmen zwischen 5000 Euro und 200.000 Euro. Im Fall einer Existenzgefährdung können Privatleute und Unternehmen mit bis zu 100 Prozent Ersatz ihrer Schäden rechnen. Wie Söder sagte, müssen versicherte Schäden abgerechnet werden. Es solle keine Überkompensation der Schäden geben.

+++ Frau fährt mit Auto in gesperrtes Hochwassergebiet und ertrinkt +++

Im Allgäu ist eine Frau mit ihrem Auto auf eine eigentlich wegen Hochwassers gesperrte Staatsstraße gefahren und dort nach einem Unfall ertrunken. Wie das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West am Dienstag in Kempten mitteilte, ignorierte die 57-Jährige am Montag die Sperrung der Staatsstraße zwischen Markt Rettenbach und Ronsberg.

Die Frau habe noch einen Notruf abgesetzt, dass sie mit ihrem Auto von der Straße gerutscht sei und ihr Auto nun mit Wasser volllaufe. Danach sei der Handykontakt abgebrochen. Einsatzkräfte hätten zwar unverzüglich die Suche begonnen, und ein Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamts habe das nahezu komplett versunkene Auto in einem überfluteten Wiesenbereich entdeckt. Die Frau sei aber nur noch leblos aus dem Fahrzeug geborgen worden. Es handelt sich im Fall der Frau um den fünften Todesfall im Zusammenhang mit dem Hochwasser in Bayern und Baden-Württemberg.

+++ FC Bayern spendet für Hochwasser-Opfer +++

Der FC Bayern München spendet eine Million Euro für die Opfer der Hochwasser-Katastrophe in Süddeutschland. Ziel sei es, den Betroffenen in Bayern und Baden-Württemberg schnelle und unbürokratische Hilfe zukommen zu lassen, teilte der deutsche Fußball-Rekordmeister am Dienstag mit.

„Das Hochwasser hat große Schäden und schreckliches Leid verursacht. Gerade in solchen Ausnahme-Situationen braucht es einen besonderen Gemeinschaftsgeist – wie das aktuell viele Menschen vor Ort an den Tag legen“, sagte Präsident Herbert Hainer. „Dem FC Bayern ist es ein Anliegen, Solidarität zu zeigen und die Betroffenen zu unterstützen.“

+++ Teile einer Burgruine rutschen ab +++

Teile der Burg Falkenstein im oberbayerischen Flintsbach sind angesichts des Dauerregens abgerutscht. Unterhalb der Burg seien 50 Anwohner in Sicherheit gebracht worden, teilte der Landkreis Rosenheim mit. Die Burgruine unweit der Autobahn an der Grenze zu Österreich gilt als Wanderziel. Die Hauptburg Falkenstein wurde nach Angaben der Tourismusgesellschaft Chiemsee-Alpenland etwa um 1300 erbaut. Im 15. und 16. Jahrhundert entstand die Vorburg. Nach einer umfangreichen Ausbauphase im 16. und 17. Jahrhundert wurde die Anlage gegen Ende des 18. Jahrhunderts durch Brände zur Ruine. Sie ist Teil des Denkmalkomplexes Petersberg mit der romanischen Peterskirche mit zugehörigem Mesnerhaus. Wie groß das Ausmaß der Schäden an der Ruine ist, war zunächst nicht bekannt.

+++ Suche nach Feuerwehrmann wird mit Drohnen fortgesetzt +++

Die Suche nach einem im Hochwasser in Schwaben vermissten Feuerwehrmann geht nach Angaben der Polizei weiter – allerdings wird vorläufig nicht mehr in den Fluten selbst gesucht. Die Strömung sei derzeit so groß, dass eine Suche vom Wasser aus für die Einsatzkräfte zu riskant sei, sagte Polizeisprecher Holger Stabik am Dienstagvormittag. Vom Land und aus der Luft werde die Suche fortgesetzt. Am Dienstag sollten dafür Drohnen und ein Hubschrauber eingesetzt werden.

Die Einsatzkräfte befürchten, dass der 22-Jährige ertrunken ist. Der junge Mann war in der Nacht zum Sonntag in Offingen nahe der Grenze zu Baden-Württemberg mit einem Boot der DLRG-Wasserrettung unterwegs gewesen. Das mit fünf Einsatzkräften besetzte Boot war bei starker Strömung gekentert. Vier Einsatzkräfte im Alter zwischen 24 und 70 Jahren konnten sich an Land retten und blieben unverletzt.

+++ Vorläufige Daten: Jahrhundert-Niederschläge gemessen +++

An mehreren Orten in Süddeutschland fiel in den vergangenen Tagen nach vorläufigen Daten so viel Regen wie nur alle 50 bis 100 Jahre. Man könne von Jahrhundert-Niederschlägen sprechen, sagte der Meteorologe Thomas Deutschländer vom Deutschen Wetterdienst (DWD). „Das ist schon besonders, aber nicht komplett außergewöhnlich.“

„Das ist alles ein bisschen vorläufig, wir müssen die Daten noch prüfen“, sagte Deutschländer. Manchmal fielen Stationen aus oder die Messungen seien zu niedrig. „In der Regel kommt aber noch etwas hinzu, die jetzigen Daten sind eher konservativ.“

Insgesamt zeigten etwa 20 bis 30 Messstationen solche besonders hohen Werte an. Diese Orte reichten überwiegend von einer Region nordöstlich von Augsburg bis fast zum Bodensee. Einige Extremwerte bezögen sich auf die Niederschläge an einem Tag, andere auf Niederschläge in drei aufeinander folgenden Tagen.

+++ Hochwasser-Lage in einigen Gebieten weiter kritisch +++

Die Hochwasser-Lage ist in Teilen Bayerns weiter kritisch. In Regensburg, wo der Katastrophenfall ausgelöst worden war, mussten am späten Montagabend 200 Menschen ihre Häuser verlassen. Im oberbayerischen Landkreis Rosenheim war ebenfalls der Katastrophenfall ausgerufen worden. Auch in den Gemeinden Raubling und Rohrdorf fanden Evakuierungen statt, wie der Kreis in der Nacht zum Dienstag auf der Plattform X mitteilte. Wie viele Menschen davon betroffen waren, war zunächst nicht bekannt.

+++ Donau in Passau überschreitet Neun-Meter-Marke +++ 

Der Wasserstand der Donau in Passau hat in der Nacht zum Dienstag die Neun-Meter-Marke überschritten. Um 3 Uhr meldete der Hochwassernachrichtendienst (HND) einen Wasserstand von 9,27 Metern. Am Montagabend lag der Pegelstand den Angaben nach noch bei 8,83 Metern. Den Prognosen des HND zufolge soll der Scheitel am Dienstagnachmittag mit 9,50 Metern erreicht werden. Die Passauer Altstadt war am Montag wegen des Hochwassers für den Autoverkehr weitgehend gesperrt worden.

Ab einem Pegelstand von 8,50 Metern werden laut HND bebaute Gebiete in größerem Umfang überflutet. Dieser Stand war in Passau am Montagnachmittag erreicht worden.

Montag, 3. Juni

+++ Autofahrerin per Gummiboot von Feuerwehr gerettet +++

Eine Autofahrerin samt Hund ist am überfluteten Rheinufer im Wiesbadener Stadtteil Mainz-Kostheim von der Feuerwehr per Gummiboot gerettet worden. Die Touristin war mit ihrem Auto und Wohnwagen auf der Maaraue in Richtung Campingplatz unterwegs, wie ein Feuerwehrsprecher am Montagabend mitteilte.

„Auf dem Weg zum Campingplatz fuhr die Dame in das steigende Hochwasser, solange bis der Motor aufgrund des Hochwassers streikte“, schrieb die Feuerwehr später in einer Mitteilung. Nach Angaben des Sprechers wurde die Frau im Alter von Ende 50 mit dem Boot sicher ins Trockene gebracht. Einer der Helfer habe ihr Gespann auf einem höher gelegenen Parkplatz sicher abgestellt. Die Feuerwehr riet: „Achten sie auf Absperrungen im Hochwassergebiet, bei Missachtung bringen sie sich und andere in Gefahr!“

+++ Evakuierung in der Innenstadt von Regensburg +++

In der Innenstadt von Regensburg soll am Abend eine Häuserzeile evakuiert werden. Betroffen seien rund 200 Menschen, teilte eine Sprecherin am Montag mit. Der Untergrund der direkt an der Donau gelegenen Werftstraße sei durch den hohen Grundwasserspiegel stark aufgeweicht. Deswegen bestehe die unmittelbare Gefahr, „dass die Hochwasserschutzelemente keinen Halt mehr haben, schlagartig versagen und die Straße geflutet wird“.

Für Bürgerinnen und Bürger, die keine Unterkunftsmöglichkeit haben, stehe eine Sporthalle als Notquartier zur Verfügung. Es werde ein Busshuttleverkehr eingerichtet, hieß es. Wie lange die Maßnahme dauern werde, sei nicht absehbar. Die Evakuierung sollte um 21.00 Uhr beginnen. Die Stadt Regensburg hat bereits den Katastrophenfall ausgerufen. Meldestufe 4 ist an der Donau überschritten.

+++ Helfer retten mindestens elf Menschen nahe Stuttgart +++

Feuerwehrleute haben in Ebersbach an der Fils mehr als elf von Fluten eingeschlossene Menschen gerettet. Mehrere hätten sich zudem selbst oder mithilfe von Nachbarn in Sicherheit bringen können, sagte ein Sprecher des Landkreises Göppingen am Montagabend. Einige Straßen seien bis zu drei Meter überflutet und zahlreiche Gebäude evakuiert worden. Nennenswert verletzt worden sei nach aktuellem Stand aber niemand.

Auslöser der Rettungsaktion war der Bach Sulpach: Durch Starkregen sei er in der Nacht zum Montag zu einem reißenden Fluss geworden und habe mehrere Straßenzüge eines Wohngebiets überschwemmt. Die Retter fürchteten den Angaben zufolge um die Sicherheit der dort lebenden Menschen. Zahlreiche Notrufe seien eingegangen.

+++ Landkreis Rosenheim ruft Katastrophenfall aus +++

Der Landkreis Rosenheim hat angesichts des Dauerregens am Montagabend den Katastrophenfall ausgerufen. „Die Maßnahme ermöglicht uns die Anforderung überörtlicher Kräfte sowie eine schnellere und effizientere Koordinierung der Einsatzkräfte, um der zu erwartenden Lage gerecht werden zu können“, sagte Landrat Otto Lederer (CSU). Die Pegelstände der Bäche und Flüsse im Landkreis seien im Verlauf des Nachmittags weiter gestiegen. Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW seien mit einem Großaufgebot unterwegs.

In der Gemeinde Rohrdorf wurde am Abend die Evakuierung von Häusern in einer Wohnstraße vorbereitet. Rund 60 Menschen seien betroffen. Vollgelaufene Keller und Unterführungen würden insbesondere aus Bad Feilnbach und Raubling gemeldet, hieß es. Bad Feilnbach sei mit dem Auto nur noch schwer zu erreichen. In Thansau konzentrierten sich die Einsatzkräfte auf ein Altenheim, in das Wasser einzudringen drohte. Die Behörde appellierte an die Bürgerinnen und Bürger, vom Hochwasser bedrohte Gebiete zu meiden und sich in Gewässernähe nicht in Kellern und Tiefgaragen aufzuhalten.

Ein Passant steht auf einer Brücke über den Auerbach im Ortsteil Au im Landkreis Rosenheim. Der Bach entwickelte sich am Montag nach Starkregen zu einer reißenden Flut.

Ein Passant steht auf einer Brücke über den Auerbach im Ortsteil Au im Landkreis Rosenheim. Der Bach entwickelte sich am Montag nach Starkregen zu einer reißenden Flut.

+++ Fläche nahe stillgelegtem AKW Biblis überflutet +++

Wegen des Rheinhochwassers ist auch eine Fläche neben dem stillgelegten AKW Biblis überflutet worden. Es gebe einen Wassereintritt aus dem Boden heraus, sagte ein Sprecher des Betreibers RWE am Montag auf dpa-Anfrage. Auf der Fläche hätten die beiden Kühltürme des Blocks A gestanden, die 2023 abgerissen worden waren. Das Wasser fließe über ein Grabensystem und auf Nachbarfelder ab.

Um die Situation zu stabilisieren, seien derzeit mehrere Feuerwehren aus der Region mit Pumpen im Einsatz. Die betroffene Fläche liege deutlich tiefer als das eigentliche Kraftwerksgelände, das auf die Höhe der Deichkrone aufgeschüttet worden sei. Die Situation sei in Bezug auf das stillgelegte AKW „vollkommen unkritisch“, sagte der Sprecher. Im Zuge des Atomausstiegs Deutschlands nach der Fukushima-Katastrophe im Jahr 2011 wurde das Kraftwerk Biblis stillgelegt. Seit 2017 wird die Anlage abgerissen. Zwei der ehemals vier Kühltürme stehen noch.

+++ Dammbruch-Warnung für Orte in Schwaben +++

Im schwäbischen Asbach-Bäumenheim droht ein durchweichter Damm zu brechen und den Ortsteil Hamlar zu überfluten. „Die Bevölkerung wird gebeten, das Gebiet in Hamlar umgehend zu verlassen, da zu befürchten ist, dass Hamlar vom Wasser umschlossen wird“, teilte das Landratsamt in Donauwörth am Montagnachmittag mit.

Ein Wegkreuz steht am Montag in der vom Hochwasser überfluteten Landschaft nahe Asbach-Bäumenheim in Bayern.

Ein Wegkreuz steht am Montag in der vom Hochwasser überfluteten Landschaft nahe Asbach-Bäumenheim in Bayern.

Bereits am Vormittag hatte die Behörde für zwei weitere Orte im Kreis Donau-Ries, Heißesheim und in Auchsesheim, eine ähnliche Warnung herausgegeben und die Menschen zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert. „Mit einer Überflutung der gesamten Ortsgebiete muss gerechnet werden“, berichtete das Landratsamt, nachdem bereits am Sonntagabend die Menschen in den Orten gewarnt wurden. Später wurde die Evakuierungsempfehlung im Fall von Heißesheim allerdings wieder aufgehoben, weil sich die Lage stabilisiert hatte.

+++ Evakuierung wegen Dammbruchs in Oberbayern +++

Wegen eines Dammbruchs an der Amper im nördlichen Oberbayern haben am Montag mehrere Menschen in der Nähe des Flusses Gebäude verlassen müssen. Es gehe um zwei kleinere Gebiete bei Moosburg an der Isar (Landkreis Freising), teilte das Landratsamt mit. Betroffen waren am Montag demnach etwa ein Dutzend Menschen, nachdem am Sonntag schon eine Asylunterkunft geräumt worden war.

Die Pegelstände der Amper hatten zuvor nach Angaben des Landratsamts die historischen Höchstwerte überschritten. Am Vormittag lag der Pegelstand bei Inkofen demnach bei 3,98 Meter – der vorige Höchststand aus dem Jahr 1994 lag demnach bei 3,66 Meter.

+++ Einsatzkräfte bergen zwei Tote aus Keller in Baden-Würtemberg +++

Einsatzkräfte haben zwei Leichen aus einem leer gepumpten Keller in Schorndorf im Rems-Murr-Kreis geborgen. Das bestätigte die Polizei der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Der Keller war zuvor aufgrund des Hochwassers vollgelaufen. Die Hintergründe des Todes sind noch unklar.

+++ Passagierschiff auf der Donau evakuiert +++

In Deggendorf in Niederbayern ist wegen des Hochwassers ein Passagierschiff evakuiert worden. Mehr als 140 Menschen würden seit den Mittagsstunden vom Schiff gebracht, sagte eine Sprecherin des Landratsamts am Montag. Wegen des Hochwassers an der Donau könne das Schiff nicht weiterreisen. Bei den Passagieren handle es sich überwiegend um ältere Menschen. Es gebe aber bislang keinen medizinischen Notfall an Bord, hieß es weiter. Boote waren im Einsatz, um die Menschen an Land zu bringen.

In dem Landkreis wurde am Montag der Katastrophenfall ausgerufen, wie Landrat Bernd Sibler (CSU) im sozialen Netzwerk Instagram sagte. Dies diene der besseren Koordination der Maßnahmen.

Am Montag wurden für die Bereiche Niederalteich und Winzer die Dämme mit Sandsäcken verstärkt.

+++ Wassermassen reißen in Rudersberg Autos mit sich +++

Wassermassen haben im Hochwasserort Rudersberg in Baden-Württemberg Autos mit sich gerissen. Mehrere landeten auf Bahngleisen, eines auf einem Brunnen, wie auf Bildern vom Montag zu sehen ist. Auf verschlammten Straßen lag aus Häusern weggespülter Hausrat. Auf einer Brücke sammelte sich massenhaft angespülter Unrat an. Der Ort im Rems-Murr-Kreis war besonders stark von den Überflutungen durch den starken Regen betroffen. Am Montagmittag wurde die Hochwasserwarnung für den Kreis aufgehoben, vorsorglich evakuierte Menschen durften in ihre Häuser zurückkehren. In der Nacht war noch Katastrophen-Voralarm ausgelöst worden.

+++ Bundeskanzler Scholz im bayerischen Hochwassergebiet eingetroffen +++

Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich am Montag begleitet von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (beide SPD) ein Bild von der Hochwasserlage im bayerischen Reichertshofen gemacht. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) empfing Scholz in der Gemeinde im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm. Die Politiker ließen sich von den Einsatzkräften vor Ort die aktuelle Lage erläutern.

+++ Hochwasser in Bayern: Leiche im Keller entdeckt +++

Rettungskräfte haben im vom Hochwasser stark betroffenen oberbayerischen Schrobenhausen eine Leiche im Keller eines Hauses entdeckt. Es handele sich um eine vermisste 43-Jährige, nach der seit Sonntag gesucht worden war, sagte ein Polizeisprecher am Montag.

Die Frau ist das zweite bekannte Todesopfer des Hochwassers in Bayern und Baden-Württemberg. Am Sonntagmorgen war in Pfaffenhofen an der Ilm in Oberbayern ein Feuerwehrmann tot geborgen worden, der bei einer Rettungsaktion ums Leben kam. Der Mann war bei einem Einsatz mit drei Kollegen mit dem Schlauchboot gekentert.

Vermisst wird zudem ein weiterer Feuerwehrmann. Der 22-Jährige war im schwäbischen Offingen in der Nacht zum Sonntag mit einem Boot der DLRG-Wasserrettung unterwegs gewesen. Das mit fünf Einsatzkräften besetzte Boot war aufgrund starker Strömung gekentert.

Vier Einsatzkräfte im Alter zwischen 24 und 70 Jahren konnten sich demnach aus eigener Kraft an Land retten und blieben unverletzt. Nach dem 22-Jährigen suchten kurz darauf Helfer der Freiwilligen Feuerwehren, der DLRG-Wasserrettung, der Wasserwacht, der Bundeswehr und der Polizei.

Eine Bahntrasse nahe der Donaubrücke ist überflutet.

Eine Bahntrasse nahe der Donaubrücke ist überflutet.

+++ Deutsche Bahn stellt Verkehr in Süddeutschland teilweise ein +++

Keine Entspannung der Hochwassersituation in Teilen Baden-Württembergs und Bayerns: Daher rät die Deutsche Bahn auch weiterhin von Fahrten nach Süddeutschland ab. Bei den Fernverkehrsverbindungen kommt es zu Zugausfällen, vor allem München kann von Stuttgart, Würzburg und Nürnberg aus nicht angefahren werden, wie die Bahn am Montagmorgen mitteilte. Die Einschränkungen werden den Angaben nach auch am Montag andauern.

Auf folgenden Strecken der Deutschen Bahn komme es zu Ausfällen: München-Nürnberg-Erfurt-Berlin, Karlsruhe-Stuttgart-Ulm-Augsburg-München, Stuttgart-Mannheim-Frankfurt(M), München-Lindau-Bregenz-Zürich, Karlsruhe-Stuttgart-Crailsheim-Nürnberg und Augsburg-Kempten (Allgäu)-Oberstdorf. Zwischen Nürnberg und Würzburg verspäten sich die Züge.

Für Tickets der Deutschen Bahn, die bis Sonntag für Sonntag und Montag auf diesen Strecken gebucht wurden, ist die Zugbindung aufgehoben. Das Ticket gelte für die Fahrt zum ursprünglichen Zielort auch mit einer geänderten Streckenführung. Bei allen übrigen Zugverbindungen erwartet die Bahn weiterhin eine hohe Auslastung.

+++ Regensburg ruft Katastrophenfall aus +++

In Regensburg gilt Katastrophenalarm. Die Wasserhöhe der Donau am Messpunkt Eiserne Brücke habe in den frühen Morgenstunden einen Stand von 5,80 Meter erreicht, teilte die Stadt am Montag mit. Der Hochwassernachrichtendienst Bayern meldete um 7.00 Uhr dann 5,90 Meter - am vergangenen Dienstag lag der Wert im Schnitt noch bei etwa 2,70 Metern. Nach den Daten der Experten wurden beim vergangenen großen Hochwasser am 4. Juni 2013 genau 6,82 Meter gemessen.

Die Stadt postete am Montag bei Facebook ein Video, das überflutete Uferbereiche und die extrem breite Donau zeigt, die durch die Stadt strömt und die Brücken schon fast erreicht hat.

+++ Drei Dammbrüche an der Paar im Landkreis Pfaffenhofen +++

Der Damm des Flusses Paar im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm ist mittlerweile an drei Stellen gebrochen. Das sagte eine Sprecherin des Landeratsamtes am Montagmorgen. In den betroffenen Gebieten in Baar-Ebenhausen und Manching seien alle Bewohner aufgefordert, in ihren Wohnungen und Häusern das Erdgeschoss zu verlassen und höhere Stockwerke aufzusuchen. Bis zu 800 Menschen wurden in Baar-Ebenhausen in Sicherheit gebracht. In der Grund- und Mittelschule Reichertshofen seien rund 250 Betroffene untergebracht. An der Schule finde am Montag kein Unterricht statt. Die Paar ist ein Nebenfluss der Donau.

+++ Eingeschränkter Bahnverkehr wegen des Hochwassers +++

Wegen der Unwetterschäden bleibt der Bahnverkehr im Süden Deutschlands am Montag stark beeinträchtigt. Die Deutsche Bahn teilte in der Nacht auf Montag mit: „Wir raten von Reisen in die betroffenen Hochwassergebiete in Bayern und Baden-Württemberg ab und empfehlen, nicht notwendige Reisen zu verschieben. Bitte rechnen Sie zusätzlich damit, dass es bei den noch verkehrenden Zügen zu einer sehr hohen Auslastung kommt.“

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