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Update

Hochwasser im Saarland
Erste Entwarnung – 40.000-Einwohner-Stadt befürchtet Millionenschaden

Lesezeit 5 Minuten
Saarbrücken: Blick auf die überflutete Stadtautobahn A620.

Saarbrücken: Die Stadtautobahn A620 steht am Samstagmorgen (18. Mai) unter Wasser. Heftiger Dauerregen hat im Saarland vielfache Überflutungen und Erdrutsche verursacht.

Im Saarland wurde am Freitag Katastrophenalarm ausgelöst. Erst langsam wird das Ausmaß der Katasrtophe sichtbar.

In den Hochwassergebieten im Saarland war die Gefahr am Samstagabend noch nicht gebannt. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe veröffentlichte eine Hochwasserwarnung für Bliesmengen-Bolchen und Habkirchen. Weil die Blies „massiv“ über die Ufer trete, sei ein „starkes Hochwasser“ zu erwarten. In Blieskastel blieb die Hochwasserlage angespannt, wie der Saarländische Rundfunk (SR) berichtete.

Unterdessen hob die Landeshauptstadt Saarbrücken die Großschadenslage wieder auf. Die Stromversorgung in Saarbrücken war größtenteils wiederhergestellt, wie der SR unter Berufung auf die Stadtwerke berichtete.

Am Sonntag entspannt sich die Lage im Hochwassergebiet weiter. „Die Pegelstände fallen nahezu überall und die Aufräumarbeiten beginnen“, sagte ein Sprecher des saarländischen Innenministeriums am Sonntag. Das genaue Ausmaß der Schäden sei noch unklar. „Wir sind erst noch in der Erkundung und müssen einen Überblick bekommen, das wird noch Wochen dauern, bis wir da eine verlässliche Summe nennen können.“ Derweil seien die meisten Einsatzkräfte, die aus anderen Bundesländern zur Unterstützung gekommen waren, wieder abgereist.

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Hochwasser im Saarland: Katastrophenalarm

Dauerregen und Hochwasser hatten am Freitag und in der Nacht zu Samstag weite Teile des Saarlandes unter Wasser gesetzt. Es wurde Katastrophenalarm ausgelöst. Menschen kamen wohl nicht ums Leben.

In Blieskastel 20 Kilometer östlich von Saarbrücken stand das Wasser in der Altstadt stellenweise etwa kniehoch, wie der SR weiter berichtete. Teilweise seien die Anwohner mit Schlauchbooten aus ihren Häusern geholt worden. Etliche Einsatzkräfte und freiwillige Helfer waren im Einsatz. Am Abend machte sich die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) vor Ort ein Bild von der Lage, wie der SR auf seiner Website berichtete.

Nach Angaben des Landkreises Saarpfalz wurde am Abend ein Seniorenheim in Blieskastel evakuiert. Demnach mussten rund 80 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Am Sonntag wird die historische Altstadt mit Pumpen vom Wasser befreit. „Das Wasser steht dort noch stiefelhoch, die Lage ist unter Kontrolle“, sagte der Sprecher am Sonntagvormittag.

Olaf Scholz (r.) und Anke Rehlinger (M.) in Gummistiefeln sprechen am Samstag (18. Mai) in Kleinblittersdorf mit Anwohnern, die vom Hochwasser betroffen sind.

Olaf Scholz (r.) und Anke Rehlinger (M.) in Gummistiefeln sprechen am Samstag (18. Mai) in Kleinblittersdorf mit Anwohnern, die vom Hochwasser betroffen sind.

In Rheinland-Pfalz waren laut SR die Stadt Zweibrücken und der Kreis Südwestpfalz stark vom Hochwasser betroffen. Die Pegelstände von Schwarzbach und Hornbach, die mitten durch Zweibrücken fließen, hätten zum Teil historische Ausmaße angenommen. Das Landesamt für Umwelt spreche dort von einem Jahrhundert-Hochwasser.

Hochwasser im Saarland: Olaf Scholz besucht Hochwassergebiete

Die Lage war allerdings so schlimm, dass sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sich am Samstag gemeinsam mit Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) ein Bild der Lage verschaffte. Am Samstagmorgen entspannte sich die Situation unterdessen allmählich, die Aufräumarbeiten begannen.

Die SPD-Politiker sagten den Betroffenen Unterstützung zu. Die Katastrophe sei „ein Aufruf zur Solidarität und das wird auch so sein“, sagte Scholz in Kleinblittersdorf. Aktuell stehe die akute Hochwasserhilfe im Vordergrund, danach werde es weiter „darum gehen, dass man verabredet, was man tun kann“. Hier könnten sich „alle darauf verlassen, dass das im besten Sinne geschieht“. „Wir haben da eine gute Praxis der Solidarität.“

Der Kanzler zeigte sich bei dem Besuch beeindruckt davon, „welche Gewalt die Natur hat“. Er lobte die gute Zusammenarbeit der Einsatzkräfte und auch zahlreicher ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer: „Auf so etwas werden wir immer wieder angewiesen sein.“

Unwetter mit Starkregen: Teile des Saarlandes unter Wasser

Der Regen hatte vor allem im Saarland Überflutungen und Erdrutsche verursacht. Auf Videos waren zur Hälfte überschwemmte Autos, im Hochwasser feststeckende Wohnwagen und zahlreiche überflutete Straßen zu sehen. Gebäude wurden notdürftig mit Sandsäcken geschützt, teilweise stehen ganze Straßenzüge unter Wasser.

Die Polizei verzeichnete bis zum frühen Samstagmorgen (7.00 Uhr) rund 1000 Einsätze. Hinzu kommen nach Angaben des Saar-Innenministeriums mehr als 2400 Einsätze von Feuerwehren und anderen Hilfsorganisationen.

Die Saarbrücker Stadtautobahn musste am Freitagmittag in beide Fahrtrichtungen voll gesperrt worden. Der Dauerregen überflutete die A620, wie am Samstag auf Luftaufnahmen zu erkennen ist.

In Fremersdorf in 50 Kilometer nördlich von Saarbrücken erreichte der Pegel der Saar einen Rekord, wie der Wetterdienst Kachelmannwetter im Kurznachrichtendienst X, ehemals Twitter, vermeldete.

Überflutungen im saarländischen Ottweiler

In der Altstadt des saarländischen Ottweiler musste in der Nacht zum Samstag vorsorglich der Strom abgeschaltet werden, wie ein Sprecher des Innenministeriums sagte. „Wir haben hier eine Großschadenslage“, sagte der Landrat des Landkreises Neunkirchen, Sören Meng, in einem Video auf Facebook. „Die Folgen für den Landkreis sind sehr groß. Es sind fast alle Städte und Gemeinden betroffen.“

Am Samstagmorgen postete Meng dann zwei Luftaufnahmen von Ottweiler. Es ist zu sehen, dass Teile des Ortes noch immer unter Wasser stehen.

In den sozialen Netzwerken posteten User Bilder von anderen Orten im Saarland, in denen weite Straßenzüge überschwemmt sind.

In Rußhütte, einem Stadtteil der Landeshauptstadt Saarbrücken, wurden die Menschen mit Amphibienfahrzeugen und Booten evakuiert. Ein Straßenzug sei hier besonders betroffen gewesen, sagte der Sprecher des Innenministeriums.

Stromversorgung in saarländischem Ort unterbrochen – Hochwasser im Saarland wie alle 20 bis 50 Jahre

In Völklingen wurden wegen des anhaltenden Regens Straßenzüge vom Stromnetz genommen worden. „In Völklingen werden Schäden in Millionenhöhe erwartet, insbesondere im privaten Bereich“, hieß es.

Es handele sich um ein Hochwasserereignis, wie es alle 20 bis 50 Jahre stattfinde, teilte das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz im Saarland mit. An der Unteren Blies rechnete das Amt noch bis zum Samstagnachmittag mit weiter ansteigenden Wasserständen. Der DWD maß stellenweise mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter in nicht einmal 24 Stunden. Für diesen heftigen Regen seien Flüsse und Infrastruktur nicht ausgerichtet, sagte eine DWD-Meteorologin am Freitagabend.

Zum Vergleich: Im gesamten vergangenen Monat April waren im Saarland rund 74 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen worden – und dies war ein Sechstel mehr Niederschlag als normalerweise in dem Monat.

Überschwemmungen auch in Rheinland-Pfalz

Auch in Rheinland-Pfalz sorgte der Regen für zahlreiche Einsätze. Vor allem der Kreis Trier-Saarburg sowie die Südpfalz und die Städte Trier, Zweibrücken und Ludwigshafen waren von dem Dauerregen betroffen.

Im Ruwertal stehen viele Häuser unter Wasser. Die genaue Anzahl war zunächst nicht bekannt. Das Schwimmbad Saarburg und zahlreiche Straßen sind überflutet und unpassierbar.

Auch in Mertesdorf wurde das Freibad von der Ruwer, einem Nebenfluss der Mosel, überschwemmt. (cme/tis/pst/dpa)