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Fast zwei Monate vermisstEltern von vermissten Émile geben erstes Interview – Kritik an „bösartigen Medien“

Lesezeit 4 Minuten
Mehrere Häuser in Le Vernet in der Nähe des Orts, an dem der zweijährige Émile aus Frankreich vom Grundstück seiner Großeltern verschwunden war. Die Umstände sind bis heute ungeklärt.

Der zweijährige Émile ist Anfang Juli aus noch ungeklärten Gründen aus Le Vernet verschwunden. Kurz zuvor wurde er noch im Ortsteil Le Haut Vernet gesehen. Zwei Zeugen widersprechen sich allerdings.

Der zweijährige Émile war vom Grundstück seiner Großeltern verschwunden. Die Ermittler untersuchen auch das Verhalten der Familienmitglieder.

Im Fall des vermissten zweijährigen Émile aus dem französischen Le Vernet haben die Eltern zum ersten Mal öffentlich über das Verschwinden gesprochen. Die Eltern des Zweijährigen kritisierten in einem Interview mit dem katholischen Magazin „Famille Chrétienne“ die Medien scharf und sprachen außerdem über den aktuellen Ermittlungsstand.

„Wir möchten all jenen danken, die unseren Willen respektiert und angesichts der Medienhetze geschwiegen haben“, erklärte die Mutter des vermissten Émile. Der Junge war am 8. Juli vom Grundstück seiner Großeltern in Le Vernet im Département Alpes-de-Haute-Provence verschwunden. Auch die Eltern waren ins Visier der Ermittler geraten.

Vermisster Émile: Eltern geben erstes Interview nach Verschwinden – Kritik an „bösartigen Medien“

Émile war am späten Nachmittag des 8. Juli von einer Familienveranstaltung im Haus der Großeltern verschwunden. Die Ermittler hatten erst vor wenigen Tagen mehrere Verwandte erneut stundenlang verhört, nachdem es Unregelmäßigkeiten in ihren Aussagen gegeben hatte.

Die Staatsanwaltschaft in Digne-le-Bains hatte seit Beginn der Ermittlungen betont, eine Verstrickung der Familie in den Fall sei nicht auszuschließen. Die Eltern und Verwandten Émiles hatten bisher jegliche Interviewanfragen abgelehnt. Sie gelten als streng katholisch, was vor allem in der französischen Boulevardpresse kontrovers diskutiert wurde.

Frankreich: Spürhunde stoppen bei Suche nach vermisstem Émile – Ermittler vor Rätsel

„Uns war bewusst, dass die meisten Journalisten nicht in der Lage sind, die katholische Welt zu verstehen. Sie verstehen nicht immer die Bedeutung der Worte: Alles kann verzerrt, falsch verstanden oder sogar absichtlich karikiert werden“, erklärten die Eltern im Interview weiter. Einige „ziemlich bösartige Medien“ hätten alles Mögliche behauptet, nur weil sie katholisch seien.

Zahlreiche Freiwillige suchen im französischen Alpendorf Le Vernet gemeinsam mit der Gendarmerie nach dem vermissten Émile. Der Zweijährige ist seit fast zwei Monaten verschwunden.

Zahlreiche Freiwillige suchen im französischen Alpendorf Le Vernet gemeinsam mit der Gendarmerie nach dem vermissten Émile. Der Zweijährige ist seit fast zwei Monaten verschwunden.

Die Familie des vermissten Émile hatte sich im Rahmen der Suchaktionen in Le Vernet bedeckt gehalten. Wenige Wochen nach seinem Verschwinden nahmen sie an einer Messe in ihrem Heimatort teil, in der für Émile gebetet wurde. Trotz des Einsatzes von Drohnen und hypersensiblen Metalldetektoren fehlt weiter jede Spur von Émile. Auch das Verhalten der Spürhunde gibt den Ermittlern Rätsel auf.

Vermisster Émile: Polizei untersucht „gefährliche“ Hütte – Zeugen widersprechen sich

So hatten die von der französischen Gendarmerie eingesetzten Bluthunde bei einer Suchaktion plötzlich 50 Meter vor dem Haus der Großeltern gestoppt. Danach verliert sich die Spur nach Émile. Ein Zeuge hatte angegeben, dass er den Jungen kurz vor seinem Verschwinden in Richtung Tal habe laufen sehen. Ein weiterer Anwohner erklärte allerdings, dass Émile die Straße bergauf gegangen sei.

Dort liegt eine Hütte, die laut Anwohnern von Émile und seinen Verwandten gebaut worden sei. Der Ort soll sehr gefährlich sein, da er unmittelbar an einer hohen Klippe liegt. In der Umgebung konnte die Polizei allerdings keine Spuren des Jungen entdecken. Auch eine Verbindung zu einem Großbrand im Jahr 2019, bei dem ein Haus der Familie der Mutter abbrannte, wurde untersucht.

Vermisster Émile: Bürgermeister von Le Vernet äußert Verdacht zum Verschwinden

Die Staatsanwaltschaft geht weiteren Theorien nach, auch eine Entführung oder ein Unfall sind möglich. Vor allem, weil sich Émiles Spur plötzlich auf der Straße verliert. Francois Balique, Bürgermeister von Le Vernet, geht davon aus, dass Émile aus der Stadt gebracht wurde. „Ich bin davon überzeugt, dass er von einem Erwachsenen weggebracht wurde“, erklärte er dem belgischen Nachrichtenportal „Sudinfo“.

Zuletzt hatte auch die Theorie eines Greifvogelangriffs wieder Fahrt aufgenommen. Die Spur von Émile hätte auch plötzlich verloren gehen können, weil er schnell in die Luft gehoben wurde. Ornithologen sind aber der Meinung, dass Émile zu schwer sei, um selbst von einem großen Greifvogel getragen werden zu können.

Frankreich: Eltern beten für vermissten Émile – Sonderermittler prüfen Hunderte Hinweise

Le Vernet war nach dem Verschwinden Émiles für mehrere Tage abgeriegelt worden, zwei Befragungen der Anwohner brachten allerdings keine neuen Erkenntnisse. Zwei von der Staatsanwaltschaft als Sonderermittler eingesetzte Richter sind derzeit dabei, alleine 1400 telefonische Hinweise zum Verschwinden von Émile zu überprüfen.

Die Eltern bitten derweil darum, für Émile zu beten. Sie haben weiter Vertrauen in die Ermittler, nannten aber keine weiteren Details. „Die Ermittlungen werden im Rahmen des Untersuchungsgeheimnisses fortgesetzt und dürfen nicht beeinträchtigt werden“, betonten sie. Die Polizei schätzt die Wahrscheinlichkeit als sehr gering ein, dass Émile noch am Leben ist. (shh)