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Sommer vor 40 JahrenErinnern Sie sich noch an diese 11 Sommerhits aus dem Jahr 1984?

Lesezeit 6 Minuten
Frankie Goes to Hollywood feiern.

Frankie Goes to Hollywood hatten 1984 viel zu feiern. Ihnen gelang zur Sommerzeit ein europaweiter Nummer-eins-Hit mit „Two Tribes“. (Archivbild)

Der Sommer 1984 war ziemlich verregnet. Dennoch gab es einige Lieder, die die sonnigen Tage versüßten und zu echten Sommerhits wurden.

Nach dem „Supersommer“ 1983 mit Höchsttemperaturen ging es im Jahr darauf deutlich verrückter weiter: Immer wieder Gewitter, Dauerregen im Juni und Juli sowie ein heftiger Hagelsturm in München sorgten für Chaos. Für diejenigen, die auch in der warmen Jahreszeit gerne regenfeste Kleidung tragen, war es ein idealer Sommer. Für den Großteil der Bevölkerung war das Wetter allerdings ein Flop. Bei kühlen Luft- und Wassertemperaturen um zwölf Grad Celsius blieben viele Strände und Badeseen ungewöhnlich leer.

Das passte auch zum politischen Klima, denn schließlich war Deutschland von den Entwicklungen des Kalten Krieges geprägt. Die Olympischen Spiele in Los Angeles, denen die Ostblockstaaten einschließlich der DDR fernblieben, sorgten für sportliche Abwechslung. Und wer sich auch nicht dafür interessierte, schaltete vielleicht das Radio ein und erfreut sich an den folgenden Sommerhits.

Evelyn Thomas – „High Energy“

Kaum jemand war vom Erfolg dieses Superhits mehr überrascht als Evelyn Thomas, schließlich hatte die Amerikanerin bereits seit 1976 Platten veröffentlicht und den einen oder anderen Disco-Hit („Weak Spot“) gelandet. Doch erst mit diesem von Ian Levine produzierten Hit, der einem ganzen Genre den Namen gab, gelang ihr der große Wurf.

Und wer glaubte, Disco sei tot, wurde hier eines Besseren belehrt. Das Genre wurde einfach neu erfunden und setzte seinen Siegeszug fort. Sogar in den USA, wo „High Energy“ zwar in den Pop-Charts nur mäßig ankam, dafür aber in den Disco-Charts wie auch in den deutschen Pop-Charts Platz eins belegte.


Klaus Lage Band - „1000 und 1 Nacht (Zoom!)“

Ein Sommerhit „Made in Cologne“, denn „1000 und 1 Nacht (Zoom!)“ der Klaus Lage Band, die damit 1984 nicht nur ihren ersten, sondern auch ihren größten Hit feierte, wurde in den legendären Kölner EMI-Studios am Maarweg aufgenommen.

„Tausend Mal berührt, tausend Mal ist nichts passiert“ erklang damals an so manchem Baggersee und auch in der „ZDF-Hitparade“, wo der Titel nach der Neuen Deutschen Welle auch den Deutschrock zwischen den Schlagerstars etablierte. Und gewann! Übrigens war auch der Titel des dazugehörigen Albums irgendwie sommerlich inspiriert: „Schweißperlen“.


Alphaville - „Sounds Like a Melody“

Deutschland hatte nach den Welterfolgen von Kraftwerk die ultimative Blaupause für Synthiepop geliefert, von der auch Bands wie Alphaville profitierten. Diese hatten mit dem arpeggierten Synthesizermotiv von „Sounds Like a Melody“ nicht nur einen Sommerhit in Deutschland, sondern einen kontinentalen Superhit, der Marian Gold und seinen Kollegen bis heute eine nachhaltige Karriere sichert.


Madonna - „Holiday“

1984 gilt vielen Kritikern als das beste Popjahr aller Zeiten, schließlich waren Stars wie Michael Jackson, Prince oder Cyndi Lauper auf dem Vormarsch. Und auch die spätere „Queen of Pop“ setzte alles daran, die Welt zu erobern. Das gelang Madonna unter anderem mit diesem Sommerhit, der Ende 1983 in den USA erschien, in Deutschland aber erst mit Verspätung im Folgejahr.

Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich „Holiday“ zu einem der größten Sommerhits aller Zeiten, den auch die Pop-Legende selbst sehr zu schätzen scheint. Immerhin gehörte der Titel bei fast jeder Tournee zur Setlist.


Duran Duran - „The Reflex“

Die erfolgreichste Popgruppe der 80er Jahre lief 1984 zur Höchstform auf. Mit dem innovativen „The Reflex“ erreichten Duran Duran in Großbritannien und den USA Platz 1, in Deutschland reichte es „nur“ für Platz 8.

Die Remixe für die 7“- und 12“-Singles stammen von keinem Geringeren als der Chic-Disco-Legende Nile Rodgers, der mit Sampling und digitalen Effekten eine futuristisch-elektronische Klanglandschaft schuf und dem Song entscheidend zum Erfolg verhalf. Rodgers nahm die Jungs später auch als Produzent unter seine Fittiche.


Wham! - „Wake Me Up Before You Go-Go“

Mehr Sommerfeeling und Ohrwurm geht eigentlich nicht. Mit dem von George Michael selbst geschriebenen und produzierten „Wake Me Up Before You Go-Go“ gelang Wham! wie schon 1983 mit „Club Tropicana“ ein noch größerer Hit für die Sommermonate.

George Michael sagte später, er habe sich von Songs aus den 50er und 60er Jahren inspirieren lassen. Wer genau lauscht, kann auch ein bisschen Motown heraushören. Vor allem die daran angelehnte Basslinie des Wham!-Bassisten Deon Estus ist unwiderstehlich, groovt gnadenlos und bereichert den Song gelegentlich mit kleinen Fills und Slap-Pops.


Bronksi Beat - „Smalltown Boy“

In der Popmusik sorgten um 1984 zahlreiche schwule Bands und Künstler für ein neues Selbstbewusstsein. Neben Soft Cell, den Pet Shop Boys oder Frankie Goes to Hollywood leisteten Bronski Beat, angeführt von Jimmy Somerville, den vielleicht wichtigsten Beitrag, der in den Sommermonaten rauf und runter lief.

Mit „Smalltown Boy“ erzählten sie eindrucksvoll von den Schwierigkeiten eines jungen, schwulen Mannes in einer kleinstädtischen Umgebung und setzten damit ein starkes Zeichen für Akzeptanz und Verständnis in der Gesellschaft. Besonders das Gänsehaut-Video, ein Klassiker des MTV-Zeitalters, hat bis heute nichts von seiner Strahlkraft verloren.


Frankie Goes to Hollywood - „Two Tribes“

Dass Sommerhits nicht immer nur leichte Kost von Sommer, Sonne und Strand bieten müssen, beweist der zweite große Hit von Frankie Goes to Hollywood. Kaum war der Megahit und Skandalsong „Relax“ verklungen, griff Holly Johnson mit dem schroffen Synthiepop von „Two Tribes“ erneut an.

Der nihilistisch-optimistische Text, der die Begeisterung für einen Atomkrieg im Kalten Krieg ausdrückt, wird von einer unerbittlich stampfenden Basslinie und einem Gitarrenriff begleitet, das von amerikanischem Funk und R&B-Pop inspiriert ist. Diese Elemente treffen auf Einflüsse russischer klassischer Musik in einem opulenten Arrangement, das von Trevor Horn produziert wurde.


Shakatak - „Down on the Street“

Die Gruppe Shakatak stand neben Sade, Level 42 oder Matt Bianco für eine neue Welle des Jazz-Pop, die auch Elemente des Funk und Soul beinhaltete. Markenzeichen: Ausgefeilte Arrangements, eingängige Melodien und starke Stimmen. „Down on the Street“ war zunächst ein Top-10-Erfolg in Großbritannien, bevor der Song im Sommer 1984 auch bei uns seinen Siegeszug antrat.

„Down on the Street“ handelt von der lebendigen und pulsierenden Atmosphäre des städtischen Nachtlebens. Mit eingängigen Rhythmen und einer funkigen Melodie beschreibt der Song das Gefühl, in der Stadt unterwegs zu sein, die Energie der Straßen und die Freude, die man in einer urbanen Umgebung erlebt.


Real Life - „Send Me an Angel“

Australien war einst nicht gerade für große Popmusik bekannt. Das änderte sich Anfang der 1980er Jahre, als eine ganze Welle von Bands, von Air Supply über Men At Work und INXS bis hin zu Midnight Oil, die internationalen Charts eroberte. Die besten Vertreter des Synthiepop waren neben Icehouse sicherlich Real Life, denen mit „Send Me an Angel“ ein Nummer-eins-Hit in Deutschland gelang.

Für die Band blieb es der mit Abstand größte Hit, dennoch treten Real Life bis heute auf. 2020 feierten sie ihr Comeback mit dem Album „Sirens“. Die deutsche Version von „Send Me an Angel“ sang übrigens kein Geringerer als Thomas Anders („Heißkalter Engel“), der mit Modern Talking kurz vor seinem Durchbruch stand.


Laura Branigan / Raf - „Self Control“

Den größten Sommerhit des Jahres 1984, der auch heute noch oft im Radio gespielt wird, gab es gleich im Doppelpack. Bis heute scheiden sich die Geister, welche Version die bessere ist. Wir haben uns für die tolle Stimme von Laura Branigan entschieden, die damit ihren größten Hit feiern konnte. Produziert wurde diese Version vom Deutschen Jack White.

Kurios: Obwohl der italienische Sänger Raf (nicht zu verwechseln mit der RAF, der Roten Armee Fraktion) das Italo-Disco-Original aufgenommen hatte, wurde seine Version erst zum Hit, als Branigan damit längst einen Welthit gelandet hatte. Es zahlte sich für beide aus: Branigan konnte ihre Popkarriere bis zu ihrem viel zu frühen Tod 2004 fortsetzen, Raf wechselte später zum italienischen Poprock und ist in seiner Heimat bis heute ein großer Star.