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Spurenfund in WunsiedelElfjähriger wird im Fall von toter Zehnjähriger verdächtigt

Lesezeit 3 Minuten
Einsatzkräfte der Polizei gehen in Richtung des Kinder- und Jugendhilfezentrums in Wunsiedel.

Ein zehnjähriges Mädchen war in dem Kinder- und Jugendhilfezentrum tot aufgefunden worden.

Da der Junge nicht strafmündig sei, sei er präventiv in einer gesicherten Einrichtung untergebracht worden, erklärt die Polizei.

Nach dem Tod einer Zehnjährigen in einer oberfränkischen Jugendhilfe-Einrichtung geht die Polizei nach Spurenfunden davon aus, dass ein elfjähriger Junge an der Tat beteiligt war. Dies teilte die Polizei am Karfreitag in Wunsiedel mit. Da der Junge nicht strafmündig sei, sei er präventiv in einer gesicherten Einrichtung untergebracht worden.

Eine 40-köpfige Sonderkommission ermittelt weiterhin wegen eines Tötungsdelikts. Medienberichte über ein mögliches Sexualdelikt bestätigte die Staatsanwaltschaft Hof und das Polizeipräsidium Oberfranken zunächst nicht.

Tod einer Zehnjährigen in Wunsiedel: Elfjähriger nach Spurenfunden unter Tatverdacht

Nach dem Tod des Mädchens kümmert sich die Einrichtung eigenen Angaben zufolge intensiv um die bei ihr untergebrachten Schutzbefohlenen. Ein Krisenteam werde in den kommenden Wochen und Monaten die rund 90 Kinder und Jugendlichen behutsam und individuell begleiten, „damit sie das traumatisierende Ereignis verarbeiten können“, teilte das Kinder- und Jugendhilfezentrum auf seiner Homepage am Donnerstag mit.

Eine Angestellte der Facheinrichtung der Jugendhilfe in Wunsiedel hatte die Zehnjährige am Dienstagvormittag leblos in einem Zimmer gefunden. Eine rechtsmedizinische Untersuchung ergab Anzeichen für Fremdeinwirkung. In Medienberichten war am Mittwoch zunächst von drei tatverdächtigen minderjährigen Jungen im Alter zwischen elf und 16 Jahren die Rede. Nun hat sich der Tatverdacht wohl offenbar lediglich bei dem Elfjährigen erhärtet.

Wunsiedel: Zwölfjährige am Dienstag leblos in Jugendhilfe-Einrichtung gefunden

Ein Großteil der in dem Hilfezentrum untergebrachten Kinder und Jugendlichen befand sich den Behördenangaben zufolge während der polizeilichen Maßnahmen auf einer organisierten Ski-Freizeit, sie sollten am Freitag zurückkehren.

An der Straßenecke zur Zufahrtsstraße zum Kinder- und Jugendhilfezentrum, in dem eine Zehnjährige tot aufgefunden wurde, liegen Blumen und Grablichter auf dem Gehweg.

An der Straßenecke zur Zufahrtsstraße zum Kinder- und Jugendhilfezentrum, in dem eine Zehnjährige tot aufgefunden wurde, liegen Blumen und Grablichter auf dem Gehweg.

„Ich hoffe sehr, dass wir bald ein Ermittlungsergebnis haben, damit hier wieder Normalität einkehren kann“, sagte Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) nach Gesprächen in der Einrichtung in Wunsiedel. Sie legte weiße Blumen nieder und entzündete eine Kerze. Scharf sprach von einer „dramatischen Situation“ für alle. Die Kinder kämen aus schwierigen Lebenssituationen in die Einrichtung, die einen „vorbildlichen Ruf“ habe. „Jetzt ist es wichtig, das aufzuarbeiten und die Kinder auf diesem Weg zu begleiten.“

Nach Tod von Zehnjähriger in Wunsiedel: Politik fordert mehr Mittel und Personal für Betreuung

Die Sonderkommission setzte unterdessen die Spurensicherung fort. Die Auswertung erfolgt in Zusammenarbeit mit der Rechtsmedizin und dem bayerischen Landeskriminalamt. Den Ermittlern zufolge laufen „umfassende Befragungen und Überprüfungen auch im sozialen Umfeld des Opfers“. Alle Personen, die sich vor und während des Auffindens der Toten in dem Gebäude aufgehalten haben, würden überprüft.

Die familienpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Leni Breymaier, forderte angesichts des mutmaßlichen Tötungsdelikts mehr Mittel und Personal für die Betreuung in Jugendschutzeinrichtungen. „Die pädagogischen Mitarbeitenden leisten herausragende Arbeit, arbeiten allerdings zu häufig am Anschlag“, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Hinzu komme, dass die Anforderungen an das Personal durch Pandemie- und Fluchterfahrungen der Kinder und Jugendlichen eher noch steigen würden. (das/dpa/afp)