Schluss mit „Ort der Sorglosigkeit“Letzter Fernsehgarten am Sonntag ausgestrahlt
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Mainz – Er gehört zum deutschen Lebensgefühl wie Oktoberfest, Karneval, Schützenfeste und Mallorca-Urlaub - und er ist seit Jahrzehnten eine fixe Größe im Fernsehen wie sonst wohl nur „Sportschau“, „Tatort“, „Aktenzeichen XY“ oder „Wer wird Millionär?“: Die Rede ist vom ZDF-„Fernsehgarten“. Die Open-Air-Sendung vom Mainzer Lerchenberg machte 2022 besonders viel von sich reden, zum Beispiel als Forum für den umstrittenen Sommerhit „Layla“ oder mit der angeblich ausgeplauderten vermeintlichen Gender-Pflicht im ZDF. Diesen Sonntag (25.9.) kommt die letzte von 19 Ausgaben dieser Saison. Was macht diese Show zwischen Mai und September so erfolgreich?
ZDF-Fernsehgarten: Gute-Laune-Garant am Sonntagvormittag
„Ihr Gute-Laune-Garant am Sonntagvormittag“ bewirbt das ZDF seine Freiluftveranstaltungsreihe, die es seit 1986 gibt. Im Jahr 2000 übernahm die heute 57-jährige Andrea Kiewel die Sommershow, die zuvor unter anderem Ilona Christen und Ramona Leiß moderiert hatten.
Ein paar Millionen schalten aber auch gerne das Fernsehgerät ein. Und viele TV-Zuschauer, die um zwölf Uhr mittags ZDF gucken, zappen dann bereits vom Ersten hinüber, denn der ZDF-„Fernsehgarten“ hat seit 1995 an vielen Sommersonntagen eine schon früher über den Bildschirm tanzende ARD-Schwester: die Unterhaltungsshow „Immer wieder sonntags“. Seit 2005 präsentiert sie der Volksmusiker Stefan Mross.
ZDF-Fernsehgarten: Riesenerfolg dank "Layla"
„Die Fans sagen sich „Mag sein, dass unsere Musik und Themen als trivial empfunden werden, hier sind wir unter uns. Hier dürfen wir so sein, wie wir sind, und müssen uns nicht rechtfertigen. Hier dürfen wir auch 'Layla' singen“.“ Die Ausgabe mit dem Auftritt von DJ Robin & Schürze mit dem Ballermann-Hit „Layla“ gehörte zu den meistgesehenen der letzten Jahre: Etwa 2,3 Millionen schalteten ein.
ZDF-Fernsehgarten: Zuschauer zappen von „Immer wieder sonntags“ rüber
Aktuelle Debatten und gesellschaftlich heiße Eisen werden im „Fernsehgarten“ nicht in ihrer politischen Dimension behandelt, sondern höchstens als Service-Thema, wie Richter erklärt. „Sie werden dann als Trend behandelt, für den es Tipps gibt, wie man mitmachen kann. Die Sendung versperrt sich keineswegs der Veränderlichkeit der Welt. Sie ist kein per se reaktionärer Ort des Stillstands. Die Show ist aber auch nicht progressiv. Sie ist ein Ort der Sorglosigkeit, an dem sehr gewissenhaft gefiltert wird, was wie Einlass erhält.“
Richter betont: „Dass die Show an Sonntagen während der Sommerurlaubszeit kommt, fernab von Alltag und Arbeitswelt, begünstigt die Inszenierung als Ort der Sorglosigkeit.“ Mit seiner Kontinuität von 36 Jahren habe er auch „eine Bedeutung in Zeiten großer Veränderungen, in denen allerorts eine Sehnsucht nach vergangenen, vermeintlich einfacheren Tagen zu erkennen ist“.
Kein ZDF-Fernsehgarten ohne Andrea Kiewel
Andrea Kiewel - gern auch Kiwi genannt - trage maßgeblich dazu bei, weil sie betont uneitel auftrete, schlichte Outfits trage, kumpelhaft Gespräche führe und sich vom eigenen Programm mitreißen lasse.
Wo andere Unterhaltungsformate wie Jan Böhmermanns „ZDF Magazin Royale“, die „heute-Show“ oder „Die Carolin Kebekus Show“ versuchten, einen Social-Impact (also sozialen und gesellschaftlichen Einfluss) zu erreichen, liefere der „Fernsehgarten“ leicht zugängliche Unterhaltung ohne Tiefgang, sagt Richter. „Und die Sendung gibt dabei auch niemals vor, etwas Anderes sein zu wollen.“
Fernsehgarten-Gäste: Folgende Stars sind dabei
Für die letzte Fernsehgarten-Sendung der Saison am 25. September, ab 12 Uhr kim ZDF, sind folgende Gäste angekündigt: Höhner, Ben Zucker, Semino Rossi, Mickie Krause, Guildo Horn, Nicole, Norman Langen, Maria Voskania, Karsten Walter & Marina Marx, Eric Philippi, Marry, Lorenz Büffel und Tim Toupet. (dpa)