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Selbstbestimmungsgesetz„Trans zu sein, ist Mode“ – Alice Schwarzer kritisiert Ministerin Paus

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Alice Schwarzer bei der Verleihung des Staatspreis 2023 des Landes Nordrhein-Westfalen in der Kölner Flora. Im „Spiegel“ hat die Publizistin scharfe Kritik am geplanten Selbstbestimmungsgesetz geäußert.

Alice Schwarzer bei der Verleihung des Staatspreis 2023 des Landes Nordrhein-Westfalen in der Kölner Flora. Im „Spiegel“ hat die Publizistin scharfe Kritik am geplanten Selbstbestimmungsgesetz geäußert. (Archivbild)

Alice Schwarzer warnt vor einer „Transideologie“. Das Gesetz soll die Änderung des Geschlechtseintrags für trans Personen erleichtern.

Die Publizistin Alice Schwarzer hat das von der Bundesregierung geplante Selbstbestimmungsgesetz scharf kritisiert. Sie habe den Eindruck, Familienministerin Lisa Paus „wisse gar nicht, wovon sie rede“, sagte Schwarzer in einem Interview mit dem Hamburger Nachrichtenmagazin „Spiegel“. Es sei derzeit ein „modischer Trend für junge Leute, trans zu sein“, führte die Feministin aus.

Die Zahl der Menschen, „die sich für trans halten“, sei „innerhalb weniger Jahre in der ganzen westlichen Welt extrem gestiegen, vor allem unter Jugendlichen“, so Schwarzer. In vielen westlichen Ländern wird seit einigen Jahren eine liberalere Politik in Bezug auf trans Menschen verfolgt, die den Schritt für Betroffene erleichtern kann.

Kritik von Alice Schwarzer: „Soll ich künftig an diesen stinkenden Pissoirs vorbeigehen?“

Für Jugendliche sei es mittlerweile attraktiv „trans zu sein“, da es „die größte Provokation“ sei, erklärte Schwarzer ungeachtet eines Hinweises des Fragestellers, dass das Selbstbestimmungsgesetz immer noch nur wenige Menschen direkt betreffe.

Schwarzer hingegen unterschied in dem Gespräch „echte Transsexuelle“, deren Geschlechtsidentität der Publizistin zufolge „so tief verstört ist, dass sie alles geben würden, um ins andere Geschlecht wechseln zu können“. Nun gebe es neben diesen „echten“ trans Personen jedoch viele Jugendliche, vor allem Mädchen, die von einer „Transideologie“ beeinflusst seien, kritisierte Schwarzer.

Selbstbestimmungsgesetz: Alice Schwarzer kritisiert „Propaganda für Transsexualität“

Auch Schutzräume für Frauen, „also Häuser für geschlagene Frauen, Frauentage in der Sauna, öffentliche Toiletten“, seien durch die aktuelle Entwicklung bedroht, behauptete die Publizistin und fügte an: „Mal ehrlich, soll ich künftig an diesen stinkenden Pissoirs vorbeigehen, an denen die Männer ihren Pimmel rausholen?“

Familienministerin Lisa Paus (Grüne) vor dem Kanzleramt in Berlin. (Archivbild)

Familienministerin Lisa Paus (Grüne) vor dem Kanzleramt in Berlin. (Archivbild)

Eine Studie der University of California aus dem Jahr 2018 konnte keine Belege dafür nachweisen, dass sich das Sicherheitsrisiko in öffentlichen Toiletten durch eine Öffnung für trans Personen erhöht habe.

Die schulische Aufklärung über das Thema Transsexualität kritisierte Schwarzer ebenfalls. Sie sei zwar für sexuelle Aufklärung, aber gegen „diese Propaganda für Transsexualität“. Diese Haltung begründete Schwarzer damit, dass Informationen über trans Personen „vor dem ersten Kuss nicht relevant“ seien. Außerdem sei es „verwirrend“ und ein „extrem seltenes Phänomen“, führte Schwarzer aus. Dennoch sei es Trend geworden, so die Publizistin. „Überall rollt diese woke Propagandawelle.“

Alice Schwarzer schießt gegen Lisa Paus und fordert Änderungen an Gesetzesentwurf

Geschlecht solle „plötzlich beliebig“ sein, kritisierte Schwarzer. Der Mensch bleibe jedoch auch nach einer geschlechtsangleichenden Operation biologisch männlich oder weiblich, führte sie aus. „Dem Körper kann man nicht entfliehen, nur der Geschlechterrolle.“ Dieser Unterschied sei dem Familienministerium jedoch offenbar nicht klar. „Sie reden vom biologischen Geschlecht, als sei es die Geschlechterrolle.“ Das geplante Gesetz enthält allerdings keine Regelung über körperliche Eingriffe bei trans Personen.

Das Gesetz an sich sei jedoch durchaus notwendig, erklärte die 80-Jährige. Allerdings solle der Wechsel des Personenstands erst ab 18 Jahren möglich und „zwingend eine unabhängige Beratung“ vorgeschrieben sein.

Leichtere Änderung von Geschlechtseintrag: Ampel-Regierung will Selbstbestimmungsgesetz

Zuvor hatte Familienministerin Paus erklärt, die letzten Vorbehalte gegen das Selbstbestimmungsgesetz seien ausgeräumt. Der Entwurf soll demnach an diesem Mittwoch vom Bundeskabinett verabschiedet werden.

Das Gesetz soll regeln, dass künftig jeder Mensch in Deutschland sein Geschlecht und seinen Vornamen selbst festlegen und in einem einfachen Verfahren beim Standesamt ändern kann. Das Gesetz richtet sich laut Familien- und Justizministerium an transgeschlechtliche, intergeschlechtliche und nicht-binäre Menschen.

Bei Jugendlichen unter 18 Jahren: Zustimmung von Eltern oder Familiengericht notwendig

„Trans“ sind laut Gesetzentwurf Personen, die sich nicht oder nicht nur mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. „Inter“ bedeutet, angeborene körperliche Merkmale zu haben, „die sich nach medizinischen Normen nicht eindeutig als (nur) männlich oder (nur) weiblich einordnen lassen“.

„Nicht-Binär“ wird als Selbstbezeichnung für Menschen, die sich weder als Mann noch als Frau identifizieren, definiert. Der Gesetzentwurf sieht laut „Spiegel“ bei Jugendlichen unter 18 Jahren die Zustimmung der Eltern oder eines Familiengerichts vor. (das/dpa)