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Anteilnahme für Boris Becker nach Gefängnisurteil

Lesezeit 4 Minuten

London – Tennis-Legende Boris Becker (54) erhält nach seiner Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe viel Anteilnahme. „Für den Menschen Boris tut es mir leid”, sagte etwa der frühere Fußballmanager Reiner Calmund in der „Bild”.

„Boris hat die härtesten Matches überstanden. Ich wünsche ihm, dass er auch diese Zeit meistert.” Beckers früherer Trainer Günther Bosch sagte der „Bild am Sonntag”: „Als Tennisspieler hatte er die unglaubliche Qualität, dass er verloren geglaubte Spiele noch gewinnen konnte. Aber bei diesem Spiel ist ihm das nicht gelungen, da konnte er nicht mehr gewinnen.”

Der Deutsche Tennis Bund (DTB) will weiter zu dem dreimaligen Wimbledon-Sieger halten: „Wir nehmen das Urteil mit Respekt und Bedauern zur Kenntnis und wünschen ihm alles Gute für die nächste Zeit”, sagte Verbandspräsident Dietloff von Arnim am Freitag in München. „Wir stehen an seiner Seite.”

Bosch (85) sagte der „Bild am Sonntag” noch: „Ich habe immer gehofft, dass er mit einer Geld- oder einer anderen Strafe davonkommt. Eine Haftstrafe ist menschlich gesehen das Schlimmste, was passieren kann.” Würde der Ex-Trainer seinen früheren Schützling im Gefängnis besuchen? „Ich habe darüber nachgedacht, aber ich weiß nicht, ob das möglich ist. Ich könnte es auch nicht ertragen, ihn im Gefängnis zu erleben.”

Becker wurde von einem Gericht in London wegen mehrerer Insolvenzstraftaten zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Davon muss er die Hälfte absitzen, bevor er den Rest auf Bewährung in Freiheit verbringen darf, wie Richterin Deborah Taylor am Southwark Crown Court entschied. Becker wurde am Freitag umgehend in Gewahrsam genommen. Er hat nun 28 Tage Zeit, um gegen das Urteil Rechtsmittel einzulegen.

Beckers von ihm getrennt lebende Ehefrau Lilly Becker zeigte sich überrascht von der Schärfe des Urteils: „He didn't kill anybody [Er hat niemanden umgebracht]”, sagte sie „Exclusiv Weekend” bei RTL (Ausstrahlung am Samstag). Mit Blick auf Beckers Patchwork-Familie sagte Lilly, die bis zur Trennung 2018 mit ihm liiert war: „Es ist wichtig, dass jede Person weiß, dass wir, Amadeus, Noah, Elias, Barbara, seine Freundin Liliana, wir stehen alle hinter Boris.”

„Boris Becker war unser aller Idol”, sagte Modedesigner Harald Glööckler der „Bild”. „Egal, ob man mit Tennis etwas anfangen konnte oder nicht, hat man sich damit beschäftigt. Er wurde regelrecht in den Himmel gehoben - und nun der Absturz ins Unendliche.” TV-Moderatorin Verona Pooth wünschte Becker ebenfalls viel Kraft.

„Nur das Beste”

Der deutsche Tennisspieler Oscar Otte, der beim ATP-Turnier in München am Freitag das Halbfinale erreichte, sagte, Beckers Verurteilung sei schade und traurig - „weil es ist die Tennis-Legende in Deutschland und er hat Tennis-Deutschland zu Tennis-Deutschland gemacht mit seiner Leistung”. Der Tennisspieler Alexander Zverev sagte „t-online”: „Boris war und ist sehr wichtig für das deutsche Tennis. Das ist traurig zu hören. Ich wünsche ihm das Beste.”

Becker, der in London lebt, wurde 2017 gerichtlich für zahlungsunfähig erklärt. Daraufhin musste er den Insolvenzverwaltern sein Vermögen offenlegen - dabei ließ er aber nach Einschätzung des Gerichts wichtige Teile aus.

Eine Jury sprach den Deutschen vor drei Wochen in 4 von 24 Anklagepunkten schuldig. Die Laienrichter gelangten zu der Ansicht, dass Becker eine Immobilie in seinem Heimatort Leimen (Baden-Württemberg) im Schätzwert von rund 1,2 Millionen Euro verschleierte, unerlaubterweise insgesamt 427 000 Euro auf andere Konten überwies sowie Anteile an einer Firma für künstliche Intelligenz im Wert von 78 600 Euro und eine Darlehensschuld in Höhe von 825 000 Euro verschwieg. Nun hatte Richterin Taylor das Wort und legte die Gefängnisstrafe fest.

Familie steht Becker bei

Baden-Württembergs Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) twitterte zu dem Fall: „Rechtsstaatlich richtig und konsequent”. Zugleich ergänzte er: „Sportgeschichtlich eine Tragödie”.

Becker war am Freitag wie bei jeder Sitzung in Begleitung seiner Partnerin Lilian De Carvalho Monteiro erschienen; das Paar hielt Händchen, als es an Fotografen und Kameraleuten vorbei ins Gericht ging. Beckers ältester Sohn Noah trug eine gepackte Reisetasche, die zu Becker in den Glaskasten gestellt wurde, in dem sich der Angeklagte aufhalten musste. Beckers Tochter Anna Ermakova zeigte sich nach dem Urteil im Gespräch mit der „Bild”-Zeitung fassungslos. „Ich bin wirklich in einem Schock, dass mein Vater zu zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt worden ist”, sagte sie. „Ich werde ihn unterstützen, und ich werde ihn besuchen, wann immer ich kann. Ich hoffe, das wird dann ein bisschen helfen, die Zeit zu überstehen.”

© dpa-infocom, dpa:220501-99-114747/2 (dpa)