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„Da waren auch Kinder dabei“Augenzeugen schildern Todesfahrt auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg

Lesezeit 4 Minuten
Das schwer beschädigte Tatfahrzeug steht in Magdeburg auf einer Straße. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen.

Das schwer beschädigte Tatfahrzeug steht in Magdeburg auf einer Straße. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen.

Ein Polizist, ein Buden-Betreiber und ein AfD-Politiker haben das Attentat in Magdeburg aus nächster Nähe erlebt.

Es sind furchtbare Bilder, die nach der Todesfahrt auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt um die Welt gehen. Bei dem Anschlag kamen mehrere Menschen ums Leben, darunter ein Kleinkind. Viele Menschen wurden zudem verletzt, einige davon schwer.

Während die Ermittlungen zu den Hintergründen andauern, schildern am Morgen nach der Tat Augenzeugen, wie sie die Attacke auf den Weihnachtsmarkt erlebt haben. Darunter befinden sich ein Polizist und der AfD-Politiker Tobias Rausch, der ebenfalls Zeuge der Attacke geworden ist.

„Das war erschreckend, wie die Panik ausgebrochen ist“

„Wenn man das miterlebt hat, das war erschreckend, wie die Panik ausgebrochen ist, wie die Leute umgefallen sind“, schilderte Rausch seine Eindrücke am Samstagmorgen vor Pressevertretern in Magdeburg.

Ein Polizist sei dem Auto hinterhergerannt und habe den mutmaßlichen Täter an der Ampelkreuzung gestellt, sagte der parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Landtagsfraktion in Sachsen-Anhalt. Er habe die Situation mit seinem Handy gefilmt, führte der 52-Jährige aus.

Polizist schildert Einsatz: „Auf so was bereitet dich niemand vor“

Ein Polizist sagte dem Hamburger Nachrichtenmagazin „Spiegel“ derweil, der Horror habe am Freitagabend mit einem lauten Knall begonnen. Nach eigenen Angaben war der Beamte einer der ersten Polizisten am Tatort und habe sofort zu Fuß die Verfolgung des Autos aufgenommen, berichtete der „Spiegel“ weiter.

Der Wagen sei so stark beschädigt gewesen, dass ein Weiterfahren kaum möglich gewesen sei, so der Polizist. „Er hat sich dann mehr oder weniger selbst ergeben“, schilderte der Beamte die Situation. Den Einsatz werde er so schnell nicht vergessen, führte der Polizist demnach aus.

„Ich dachte, der fährt uns alle um“

Erst vor wenigen Tagen habe er eine Schulung zu Amoklagen absolviert. „Aber auf so was bereitet dich niemand vor“, zitierte der „Spiegel“ den Beamten. „Wir sind über die Toten rüber. Da waren auch Kinder dabei, vielleicht drei Jahre alt.“

Auch Christopher Hedt, der einen Bratwurststand auf dem Weihnachtsmarkt betreibt, schilderte gegenüber dem Magazin seine Eindrücke. „Der ist direkt auf mich zugefahren“, sagte Hedt und fügte an: „Ich dachte, der fährt uns alle um.“ Der Wagen sei dann jedoch abgebogen – direkt auf den Weihnachtsmarkt.

AfD-Politiker: „Auf einmal hat man ein dumpfes Geräusch gehört“

Bei dem festgenommenen Verdächtigen soll es sich um einen Arzt aus Bernburg handeln, der aus Saudi-Arabien stammt. Auch AfD-Politiker Rausch berichtete, wie er am Freitagabend die Straße überquert habe, um den Weihnachtsmarkt zu besuchen. „Auf einmal hat man ein dumpfes Geräusch gehört, da waren schon Schreie, Panik ist ausgebrochen.“

20.11.2024, Sachsen-Anhalt, Magdeburg: Tobias Rausch (r, AfD) sitzt im Plenarsaal des Landtages von Sachsen-Anhalt an seinem Abgeordnetenplatz. Dort kamen die Abgeordneten am Morgen zur 77. Sitzung zusammen. Auf Antrag der CDU-Fraktion wird es nach der Regierungsbefragung eine Aktuelle Debatte zum Thema "Indexmodell für Rundfunkbeitrag ablehnen!" geben. (zu dpa: «AfD scheitert im Parlament mit Ukraine-Antrag») Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Sachsen-Anhalt, Magdeburg: Tobias Rausch (r, AfD) sitzt im Plenarsaal des Landtages von Sachsen-Anhalt an seinem Abgeordnetenplatz. Der 52-Jährige befand sich während der Attacke auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt und filmte eine Situation mit seinem Handy.

Ein Motor habe laut aufgeheult, Scheinwerfer seien auf ihn und seine Begleitung zugekommen. „Meine Begleitung sagte geistesgegenwärtig, der fährt auf uns zu, rennt weg.“ Dann sei bereits die Polizei an ihm vorbeigerannt, das Auto des mutmaßlichen Täters habe an der Kreuzung gestanden. Er habe mit dem Handy gefilmt, wie der Täter von Polizei gestoppt wurde und sich auf den Boden gelegt habe, berichtete Rausch.

Rund acht Jahre nach Berliner Weihnachtsmarktanschlag

Nach der tödlichen Attacke auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt kann die Polizei noch keine Angaben zum Tatmotiv machen. Das Geschehen könne „noch nicht abschließend klassifiziert“ werden, teilte die Polizei mit. „Wir kennen noch keine Hintergründe zur Tat, wir ziehen alles in Betracht“, sagte eine Sprecherin der Polizei auf Nachfrage.

Auf einem X-Profil, das dem mutmaßlichen Täter gehört, ließ Taleb A. jedoch durchblicken, dass er AfD-Anhänger und radikaler Islam-Kritiker ist. Deutschen Behörden machte er noch kurz nach der Tat Vorwürfe. In der Vergangenheit hatte A. auch Kontakt zur Kölner Staatsanwaltschaft.

Fast auf den Tag genau vor acht Jahren, am 19. Dezember 2016, war in Berlin ein islamistischer Terrorist mit einem entführten Lastwagen auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz gerast. Dabei wurden 12 Menschen getötet, das 13. Opfer starb 2021 an den Folgen. Mehr als 70 Menschen wurden verletzt.

Der Attentäter floh nach Italien, wo er von der Polizei erschossen wurde. Die Berliner Polizei erhöht nun ihre Präsenz auf den Berliner Weihnachtsmärkten nach der tödlichen Attacke auf den Magdeburger Markt. Das teilte Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) mit. (oke/das/dpa/afp)