Die Außenministerin zeigt sich erschüttert über die Gewalt der Hamas bei ihrem Besuch in Israel. Baerbock fordert die Freilassung der Geiseln.
„Das Schlimmste, was man sich vorstellen kann“Baerbock trifft Geisel-Angehörige – und sieht Video von Hamas-Terroropfern
Bei ihrem Besuch in Israel hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) Angehörige deutscher Hamas-Geiseln getroffen und die radikale Palästinenserorganisation aufgerufen, alle verschleppten Menschen freizulassen. „Lassen Sie diese unschuldigen Menschen, lassen Sie diese unschuldigen kleinen Mädchen frei“, sagte Baerbock am Freitag in Tel Aviv. Während ihres Besuches musste die Ministerin wegen Raketenalarms in einen Schutzraum, am Abend wollte sie weiter nach Kairo reisen.
Deutschland sei „mit allen Akteuren, die Kontakt mit der Hamas haben, im Austausch, um deutlich zu machen, dass diese Geiseln befreit werden müssen“, sagte Baerbock bei ihrem Treffen mit dem israelischen Außenminister Eli Cohen. Gemeinsam besuchten die beiden Politiker die südisraelische Stadt Netivot, unweit der Grenze zum Gazastreifen.
Annalena Baerbock nach Video von Hamas-Gräueltaten erschüttert
Bei dem Treffen in Netivot zeigte Cohen der deutschen Delegation auch ein Video, um die Gräueltaten der Hamas-Terroristen bei ihrem Angriff auf Israel am vergangenen Samstag zu verdeutlichen. Auch der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, sowie Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, nahmen an der Informationsveranstaltung teil.
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Die israelische Regierung zeigte dabei Aufnahmen getöteter Zivilisten und Soldaten, darunter misshandelte und verbrannte oder enthauptete Leichen. Baerbock zeigte sich erschüttert über die von der Hamas verübten Gewalttaten, die an einem Feiertag „in friedliche Orte wie diesen hier eingefallen“ seien und „oft nur Blut und Zerstörung“ zurückgelassen hätten. „Wir haben gemeinsam ein Video gesehen, wo niemand hinschauen kann, weil es das Schlimmste ist, was man sich als Mensch vorstellen kann“, sagte die Außenministerin.
Angehörige von Hamas-Geiseln richten Hilfsappell an Deutschland
Nach ihrem Treffen mit der Ministerin richteten mehrere Angehörige einen eindringlichen Hilfsappell an Deutschland. Sie baten bei einer Pressekonferenz in Tel Aviv die Bundesregierung, sich für die Freilassung ihrer von der Hamas verschleppten Angehörigen einzusetzen.
„Wir wissen dass die Lage sehr kompliziert ist, aber wir vertrauen darauf, dass die israelischen und die deutschen Behörden unsere Familien zurückbringen werden“, sagte unter anderem Yoni Asher. Er berichtete von der Entführung seiner beiden Töchter, seiner Frau und seiner Schwiegermutter, die er auf einem Geisel-Video der Hamas erkannt habe.
Baerbock und die Angehörigen der Geiseln hatten sich zuvor wegen eines Raketenalarms kurzzeitig in einen Schutzraum in der deutschen Botschaft begeben müssen. Nach 15 Minuten sei der Alarm wieder aufgehoben worden, hieß es aus ihrem Ministerium.
Baerbock besucht angegriffenes Wohnhaus: Großvater, Vater und Sohn getötet
Baerbock und Cohen hatten auch ein Wohnhaus besucht, das bei den Hamas-Angriffen auf Israel von einer Rakete getroffen worden war. In dem Haus wurden der Großvater, der Vater und der Sohn getötet. Die Außenministerin sprach von „unvorstellbaren Gräueltaten“, welche die Hamas begangen habe.
Baerbock warf der Hamas zudem vor, sich hinter unschuldigen Menschen im Gazastreifen zu verstecken. „In ihrem perfiden Kalkül verschanzt sich Hamas jetzt hinter weiteren unschuldigen Menschen und missbraucht auch diese in Gaza als Schutzschilde. Die Hamas hat die gesamte Bevölkerung Gazas zur Geisel genommen.“
Baerbock sichert Israel „volle Unterstützung“ zu
Die Außenministerin sicherte Israel im Namen der Bundesregierung und des deutschen Volkes „unsere umfassende Solidarität“ und „unsere volle Unterstützung“ zu, „wo immer dies notwendig ist, wo immer dies notwendig werden sollte“. Deutschland wolle Israel mit allem unterstützen, was Israel brauche, fügte Baerbock mit Blick auf mögliche militärische Hilfe hinzu. „Mit allem heißt auch mit allem.“
Die Hamas hatte Israel am Samstag mit einem Großangriff überfallen und rund 150 Menschen als Geiseln verschleppt. Bei den Kämpfen wurden nach Behördenangaben auf israelischer Seite bislang mehr als 1300 Menschen getötet. Die israelische Armee nahm in der Folge den von der Hamas beherrschten Gazastreifen unter Beschuss. Dabei wurden nach jüngsten Angaben der Hamas-Behörden bisher mindestens 1799 Palästinenser getötet.
Baerbock: „Hamas ganz allein ist für furchtbare Lage verantwortlich“
Mit Blick auf Israels Gegenoffensive sagte Baerbock: „Israel hat das Recht, ja die Pflicht, sich im Rahmen des internationalen Rechts gegen diesen brutalen, barbarischen Terror zu wehren.“ Die Hamas sei „mit ihrem Terror auf Israel ganz allein für diese furchtbare Lage verantwortlich“.
Am Abend wollte Baerbock von Tel Aviv weiter zu Krisengesprächen nach Ägypten reisen, das traditionell als Vermittler im Nahost-Konflikt gilt. „Neben der regionalen Lage nach den furchtbaren Terroranschlägen der Hamas auf Israel werden dort auch die Bemühungen um die Freilassung der von der Hamas nach Gaza verschleppten Geiseln im Mittelpunkt stehen“, hieß es aus Delegationskreisen. Außerdem gehe es in Kairo um die humanitären Bemühungen Ägyptens für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen. (das/afp)