Aserbaidschan hat Berg-Karabach angegriffen. Armenien spricht von einer „ethnischen Säuberung“. Die Entwicklungen im Newsblog.
Newsblog zum Konflikt im KaukasusUN-Mission in mittlerweile menschenleerer Region Bergkarabach eingetroffen
Im Südkaukasus hatte die Ex-Sowjetrepublik Aserbaidschan eine neue Militäroperation zur Eroberung der Konfliktregion Berg-Karabach gestartet. Das Verteidigungsministerium in Baku sprach am Dienstag zur Begründung von einer „Antiterroroperation“ in der Region.
Olaf Scholz (SPD) verurteilte den Angriff. „Die Kriegshandlungen müssen sofort beendet werden“, forderte der Bundeskanzler. Aserbaidschan müsse „zur Diplomatie zurückkehren“, so Scholz. Armenien befürchtet unterdessen eine „ethnische Säuberung“. Mittlerweile sind die Kampfhandlungen offiziell beendet. Wir informieren Sie hier über die neusten Entwicklungen in der Krisenregion.
+++ UN-Mission in mittlerweile menschenleerer Region Bergkarabach eingetroffen +++
Fast zwei Wochen nach dem Großangriff Aserbaidschans auf Bergkarabach ist nach aserbaidschanischen Angaben eine UN-Mission in der mittlerweile nahezu menschenleeren Kaukasusregion eingetroffen. Ein Sprecher der aserbaidschanischen Präsidentschaft sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass die UN-Mission am Sonntagmorgen in Karabach angekommen sei, um vor allem den humanitären Bedarf einzuschätzen. Es ist die erste UN-Mission für Bergkarabach seit über 30 Jahren.
Alles zum Thema Annalena Baerbock
- ARD-Moderatorin Caren Miosga lobt Ricarda Lang – Kritik an Baerbock
- Beziehung zum Iran Bundesregierung zieht Konsequenzen aus Sharmahd-Hinrichtung
- Nach „Tabubruch“ EU verhängt wegen Raketenlieferungen neue Iran-Sanktionen
- Verstoß gegen Medienzugang Vorfall mit Baerbock hat Nachspiel für russischen Journalisten
- Kritik aus eigener Partei Baerbock greift Söder an und nennt ihn „Teenager-Jungen“ – Aufregung über Israel-Äußerung
- Panne vor Meeting Schon wieder der verflixte Absatz – Baerbock in Stöckelschuh-Not
- „Führt kein Weg dran vorbei“ Lob und Respekt für Grünen-Rücktritt – und Rufe nach Neuwahlen
Allerdings haben inzwischen nahezu alle der geschätzt 120.000 armenischen Einwohner die Region fluchtartig aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen Aserbaidschans in Richtung Armenien verlassen.
Die UNO hatte zuvor mitgeteilt, von Baku grünes Licht für die Entsendung einer Mission in das Gebiet an diesem Wochenende erhalten zu haben. Die Europäische Union hatte Aserbaidschan am Freitag aufgerufen, UN-Beobachter nach Bergkarabach zu lassen. Die Mission müsse in den kommenden Tagen erfolgen, erklärte ein Sprecher der EU-Kommission am Freitag in Brüssel. Als Folge des aserbaidschanischen Militäreinsatzes vor anderthalb Wochen sei „ein Massenexodus von Armeniern aus Bergkarabach im Gang“. Die Menschen bräuchten dringend humanitäre Hilfe, hieß es.
+++ Bergkarabach wird zum 1. Januar 2024 aufgelöst +++
Nach der Niederlage der pro-armenischen Kräfte gegen Aserbaidschan haben die Behörden in Bergkarabach die Auflösung der Region verkündet.
+++ 192 aserbaidschanische Soldaten getötet +++
192 aserbaidschanische Soldaten und ein Zivilist wurden in der vergangenen Woche getötet. Mehr als 500 weitere aserbaidschanische Soldaten seien zudem verletzt worden, informierte das Gesundheitsministerium in Baku am Mittwoch.
+++ Baerbock drängt auf Entsendung internationaler Beobachter +++
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) fordert die Entsendung von Beobachtern in die umkämpfte Kaukasusregion. „Niemand weiß wirklich, wie es den Menschen dort ergeht und was sie durchmachen müssen“, erklärte Baerbock am Mittwoch.
„Es braucht jetzt Transparenz und die Augen und Ohren der internationalen Gemeinschaft vor Ort. Gemeinsam mit unseren Partnern werden wir mit aller Kraft daran arbeiten, so rasch wie möglich Beobachterinnen und Beobachter zu entsenden.“
Sie appellierte an Baku, eine solche Entsendung zu akzeptieren. Wenn Aserbaidschan diese Beobachter zuließe, würde es sich um einen „Vertrauensbeweis“ dafür handeln, dass Aserbaidschan es „mit seinen Zusagen für die Sicherheit und das Wohl der Menschen“ ernst meine, fuhr Baerbock fort.
+++ Von 2 auf 5 Millionen: Humanitäre Hilfe soll aufgestockt werden +++
Annalena Baerbock erklärte am Mittwoch zudem, dass sie die humanitäre Hilfe noch einmal deutlich aufstocken wolle. Die zusätzlichen Mittel für das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) würden von zwei auf fünf Millionen Euro erhöht.
„Auch nach den ersten Transporten durch den Latschin-Korridor fehlt es nach der monatelangen Blockade noch immer an fast allem, was es für ein Leben in Würde braucht: Lebensmittel, Medikamente oder Sanitärprodukte“, gab Baerbock an. Baku hatte Ende 2022 mit einer Blockade der einzigen Verbindungsstraße zwischen Armenien und Bergkarabach begonnen.
+++ Zahl der Todesopfer nach Treibstofflager-Explosion steigt auf 68 +++
Nach der Explosion eines Treibstofflagers in Bergkarabach ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 68 gestiegen. Wie die Regierung der selbsternannten Republik am Dienstag mitteilte, wurden zudem 290 Menschen verletzt, 105 werden noch vermisst.
Das Treibstofflager, an dem viele Menschen sich mit Treibstoff für die Flucht nach Armenien eingedeckt hatten, war am Montagabend explodiert.
+++ Hunderte Opfer bei Explosion im Kaukasus – Ärzte flehen um Hilfe +++
In der umkämpften Konfliktregion Berg-Karabach im Südkaukasus hat es infolge der Explosion eines Treibstoffdepots Hunderte Opfer gegeben. Das Büro des Menschenrechtsbeauftragten der international nicht anerkannten Republik sprach am Montagabend von mindestens 200 Verletzten und einer unbekannten Zahl von Toten unweit der Gebietshauptstadt Stepanakert.
Unklar war zunächst, was die Katastrophe in der mehrheitlich von Armeniern bewohnten Region auslöste, die in der vergangenen Woche von Aserbaidschan angegriffen und besiegt wurde.
Auf Fotos in sozialen Netzwerken waren große Flammen zu sehen. Die Politikerin Metakse Akopjan erklärte, an dem Lager hätten zum Zeitpunkt des Unglücks viele Menschen für Benzin angestanden, weil sie mit Autos vor den Aserbaidschanern nach Armenien fliehen wollten.
Das Menschenrechtsbüro der Region appellierte an die internationale Gemeinschaft: Es sei dringend notwendig, insbesondere schwer verletzte Menschen zur Behandlung auszufliegen. „Die medizinischen Kapazitäten Berg-Karabachs sind nicht ausreichend, um die Leben der Menschen zu retten“, hieß es in der Mitteilung auf der früher als Twitter bekannten Plattform X.
+++ EU verlangt Sicherheitsgarantien für Armenier +++
Die EU fordert nach dem Militäreinsatz in Berg-Karabach Sicherheitsgarantien für die dort lebenden Armenier. EU-Ratspräsident Charles Michel habe in einem Telefonat mit dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev deutlich gemacht, dass dessen Land sicherstellen müsse, dass ethnische Armenier respektiert würden und eine Zukunft in Aserbaidschan hätten, sagte ein ranghoher EU-Beamter am Donnerstag. Für diejenigen, die Berg-Karabach verlassen wollten, müssten Bedingungen für eine sichere und freiwillige Ausreise geschaffen werden.
Zur Positionierung Aliyevs in dem Gespräch sagte der Beamte, dieser habe eine internationale Vermittlung in dem Konflikt abgelehnt und nochmals bekräftigt, dass der Militäreinsatz gerechtfertigt gewesen sei. Aserbaidschan sei demnach nun daran interessiert, die „Wiedereingliederung“ des Gebiets fortzusetzen und würde eine Amnestie für diejenigen in Erwägung ziehen, die ihre Waffen niedergelegt hätten.
Zu einer möglichen Antwort der EU auf die Entwicklungen sagte Michel nach Angaben des Beamten, es habe bereits Diskussionen über unterschiedliche Optionen gegeben. Die Mittel, die die Regierung in Aserbaidschan genutzt habe, seien schlicht und einfach inakzeptabel. Nach Angaben von EU-Diplomaten reichen die Optionen von einem Einberufen des Botschafters über das Aussetzen von Kooperationsformaten bis hin zu Sanktionen.
+++ Putin: Rechte von Armeniern müssen gewährleistet werden +++
Nach dem Militäreinsatz Aserbaidschans in Berg-Karabach hat der russische Präsident Wladimir Putin den aserbaidschanischen Staatschef Ilham Alijew am Donnerstag aufgefordert, die Rechte der Armenier in der Kaukasus-Region Berg-Karabach zu respektieren. „Wladimir Putin hat betont, wie wichtig es ist, die Rechte und die Sicherheit der armenischen Bevölkerung von Karabach zu gewährleisten“, erklärte der Kreml zu einem Telefongespräch zwischen den beiden Staatschefs.
Alijew entschuldigte sich den Kreml-Angaben zufolge für den Tod von russischen Soldaten am Vortag in Berg-Karabach. Der aserbaidschanische Präsident habe zudem „sein tiefes Beileid“ angesichts des „tragischen Todes von Soldaten des russischen Friedenskontingent in Karabach am 20. September“ ausgesprochen, erklärte der Kreml. Russland hat 2000 Soldaten in Berg-Karabach stationiert, die einen 2020 vermittelten Waffenstillstand überwachen sollten.
+++ Karabach-Vertreter in Aserbaidschan zu Verhandlungen eingetroffen +++
Nach dem Sieg der aserbaidschanischen Armee im jüngsten Kampf um die Region Berg-Karabach sind Vertreter der Karabach-Armenier zu Verhandlungen eingetroffen. Aus Sicht der autoritären Führung in Baku soll es bei dem Treffen in der Stadt Yevlax um die „Reintegration“ Berg-Karabachs in Aserbaidschan gehen. Das meldete die staatliche Nachrichtenagentur Azertac am Donnerstag. Als Vermittler anwesend sein sollen in der Region stationierte russische Soldaten.
Aserbaidschan hatte die mehrheitlich von Armeniern bewohnte Region Berg-Karabach seit Dienstagmorgen mit Raketen und Artillerie angegriffen. Am Mittwoch gaben die militärisch unterlegenen Armenier auf. Viele von ihnen fürchten nun, aus ihrer Heimat vertrieben zu werden oder - wenn sie bleiben - zum Ziel aserbaidschanischer Gewalt zu werden. Durch die Kämpfe der vergangenen Tage wurden laut armenischen Medien mindestens 200 Menschen getötet und mehr als 400 weitere verletzt.
+++ Niederlage Berg-Karabachs: Evakuierungsmaßnahmen laufen +++
Nach aserbaidschanischen Angriffen und der Niederlage der Armenier in Berg-Karabach sollen Bewohner der Südkaukasus-Region nun in Sicherheit gebracht werden. Vor Ort stationierte russische Soldaten hätten bislang rund 5000 Karabach-Armenier aus besonders gefährlichen Orten der belagerten Region herausgebracht, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Donnerstag mit. Zuvor hatte auch der Menschenrechtsbeauftragte der international nicht anerkannten Republik Berg-Karabach (Arzach), Gegam Stepanjan, von der Evakuierung mehrerer Ortschaften gesprochen.
Russland gilt traditionell als Schutzmacht Armeniens und hatte eigentlich zugesichert, einen nach dem letzten Karabach-Krieg 2020 vereinbarten Waffenstillstand in der Region zu überwachen. Viele Armenier werfen Moskau nun vor, sie im Stich gelassen zu haben und seiner Rolle als Schutzmacht Armeniens nicht nachgekommen zu sein.
Sie kritisieren, dass russische Soldaten weder die monatelange Blockade der einzigen armenischen Zugangsstraße nach Berg-Karabach durch Aserbaidschaner verhinderten noch jetzt der aserbaidschanischen Armee entgegentraten. Proteste in Armeniens Hauptstadt Eriwan richteten sich deshalb auch gegen die russische Botschaft vor Ort.
+++ Aserbaidschan will Berg-Karabach unter seine Kontrolle bringen +++
Nach dem vorläufigen Ende der Kämpfe in der umstrittenen Kaukasus-Region Berg-Karabach strebt Aserbaidschan nach eigenen Angaben eine „friedliche Wiedereingliederung“ des mehrheitlich von Armeniern bewohnten Gebiets in sein Territorium an. Es sei Baku gelungen, nach seinem Militäreinsatz gegen pro-armenische Kämpfer die „Souveränität wiederherzustellen“, sagte der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew am Mittwochabend in einer Fernsehansprache. Bei Protesten in Armenien kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei.
Wenige Stunden zuvor hatten Baku und pro-armenische Kämpfer sich auf eine Waffenruhe geeinigt. Die De-facto-Behörden von Berg-Karabach erklärten, Verhandlungen mit Baku über die Integration der Region in das Nachbarland Aserbaidschan akzeptiert zu haben.
Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, in dem Gebiet leben aber überwiegend Armenier. 1991 hatte sich Berg-Karabach nach einem international nicht anerkannten und von der aserbaidschanischen Minderheit boykottierten Referendum für unabhängig erklärt. Der nun gebrochene Widerstand der pro-armenischen Kräfte in Berg-Karabach stellt einen bedeutenden Sieg für Alijew dar.
+++ Aserbaidschan erklärt Militäreinsatz in Berg-Karabach für beendet +++
Der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev hat den Einsatz seiner Truppen gegen das von Armeniern bewohnte Gebiet Berg-Karabach nach einem Tag für beendet erklärt. Aserbaidschan habe seine Souveränität über das Gebiet wiederhergestellt, sagte er am Mittwoch in einer Fernsehansprache in Baku.
+++ Mehrere russische Soldaten in Berg-Karabach getötet +++
Mehrere in Berg-Karabach stationierte russische Soldaten sind nach Moskauer Militärangaben durch Beschuss auf ihr Auto getötet worden. Der Vorfall habe sich am Mittwoch bei dem Ort Dschanjatag ereignet, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Es wurde nicht gesagt, wie viele Soldat getötet wurden. Sie seien von einem Beobachtungsposten zurückgekehrt, als ihr Fahrzeug mit Handfeuerwaffen beschossen worden sei. Vertreter Russlands und Aserbaidschans bemühten sich vor Ort, den Zwischenfall aufzuklären. Unabhängige Bestätigungen gab es zunächst nicht.
Berg-Karabach liegt auf dem Gebiet Aserbaidschans, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt. Die autoritäre Führung in Baku will das Gebiet unter seine Kontrolle bekommen und hat die Karabach-Armenier mit massiven Angriffen seit Dienstag faktisch zur Aufgabe gezwungen. Die russischen Truppen sollten eigentlich den Waffenstillstand in dem Gebiet und die Rechte der armenischen Bevölkerung sichern.
+++ Aserbaidschan strebt „friedliche Wiedereingliederung“ an +++
Aserbaidschan strebt nach der Kapitulation der Behörden von Berg-Karabach eigenen Angaben zufolge eine „friedliche Wiedereingliederung“ der umstrittenen Region in sein Staatsgebiet an. Das Land unterstütze zudem eine „Normalisierung“ seiner Beziehungen mit Armenien, erklärte der außenpolitische Präsidentenberater Hikmet Hajijew am Mittwoch. Baku sei „bereit“ zu Gesprächen mit den Separatisten aus Berg-Karabach, die am Donnerstag in der aserbaidschanischen Stadt Jewlach stattfinden sollen.
Baku hatte zuvor seine eintägige Militäroffensive in der Region für beendet erklärt, nachdem die Kämpfer der selbsternannten Republik Berg-Karabach zugestimmt hatten, ihre Waffen niederzulegen und Verhandlungen über die Wiedereingliederung der Region zu führen. Die Offensive wurde als großer Erfolg für Aserbaidschan gewertet. Baku hatte bereits 2020 einen Krieg gegen Armenien weitgehend für sich entschieden. Damals hatte Russland nach sechswöchigen Kämpfen mit mehr als 6500 Toten ein Waffenstillstandsabkommen vermittelt, das Armenien zur Aufgabe großer Gebiete zwang.
+++ Karabach-Vertreter wollen mit Aserbaidschan verhandeln +++
Nach der Vereinbarung einer Feuerpause wollen sich Vertreter der angegriffenen Südkaukasus-Region Berg-Karabach mit der aserbaidschanischen Seite treffen. Die Behörden der mehrheitlich von Armeniern bewohnten Regionen haben Gesprächen an diesem Donnerstag in der aserbaidschanischen Stadt Yevlax zugestimmt, meldete die armenische Nachrichtenagentur Armenpress am Mittwoch. Aus der aserbaidschanischen Präsidialverwaltung hieß es, nach der Kapitulation der Armenier sollten „Fragen der Wiedereingliederung“ Berg-Karabachs besprochen werden.
+++ Aserbaidschan bestätigt Feuerpause in Berg-Karabach +++
Baku/Eriwan (dpa) - Nach der Vereinbarung einer Feuerpause wollen sich Vertreter der angegriffenen Südkaukasus-Region Berg-Karabach mit der aserbaidschanischen Seite treffen. Die Behörden der mehrheitlich von Armeniern bewohnten Regionen haben Gesprächen an diesem Donnerstag in der aserbaidschanischen Stadt Yevlax zugestimmt, meldete die armenische Nachrichtenagentur Armenpress am Mittwoch. Aus der aserbaidschanischen Präsidialverwaltung hieß es, nach der Kapitulation der Armenier sollten „Fragen der Wiedereingliederung“ Berg-Karabachs besprochen werden.
Einen Tag nach Beginn seiner Angriffe hat Aserbaidschan eine Feuerpause in der umkämpften Region Berg-Karabach bestätigt. Die Vereinbarung sei durch in dem Gebiet stationierte russische Soldaten vermittelt worden und gelte seit 13.00 Uhr Ortszeit (11.00 Uhr MESZ), meldete die staatliche aserbaidschanische Nachrichtenagentur Azertac am Mittwoch unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Baku. Den armenischen Kämpfern werde die Möglichkeit gegeben, ihre Positionen zu verlassen und sich zu ergeben.
Sollten jetzt tatsächlich alle Karabach-Armenier aufgeben, hätte Baku sein Ziel erreicht. Das russische Verteidigungsministerium teilte unterdessen mit, die eigenen Soldaten blieben in der Region und leisteten unter anderem weiter humanitäre Hilfe.
+++ Berichte über Feuerpause im Konflikt um Berg-Karabach vereinbart ++++
Einen Tag nach dem Beginn eines aserbaidschanischen Militäreinsatzes ist in der Konfliktregion Berg-Karabach Medienberichten zufolge eine Feuerpause vereinbart worden. Die Behörden der international nicht anerkannten Republik Berg-Karabach (Arzach) im Südkaukasus hätten einen entsprechenden Vorschlag von russischer Seite angenommen, meldete unter anderem die armenische Nachrichtenagentur Armenpress am Mittwoch.
Wie der Spiegel berichtet, hätten die Armenier in Bergkarabach der Forderung Aserbaidschans zugestimmt, die Kämpfe zu beenden und ihre Waffen abzugeben. Die Einigung sei unter russischer Vermittlung zustande gekommen, teilte das „Infozentrum der Republik Karabach“ auf Facebook mit.
+++ Neue Kämpfe am Morgen in Berg-Karabach +++
Die Konfliktregion Berg-Karabach im Südkaukasus ist nach Angaben örtlicher Behörden am Mittwochmorgen vom aserbaidschanischen Militär erneut mit Raketen und Artillerie angegriffen worden. Dabei seien auch zivile Infrastrukturobjekte getroffen worden, berichtete die armenische Nachrichtenagentur Armenpress am Mittwoch. „Die Einheiten der Verteidigungskräfte leisten mit Abwehrhandlungen den Streitkräften Aserbaidschans erbitterten Widerstand und fügen dem Feind Verluste zu“, teilte das Verteidigungsministerium der international nicht anerkannten Republik Berg-Karabach (Arzach) mit.
+++ UN-Generalsekretär fordert Ende der Kämpfe +++
UN-Generalsekretär Antonio Guterres ist „äußerst besorgt“ angesichts des neuen Militäreinsatzes Aserbaidschans in Berg-Karabach. In New York forderte er am Dienstag (Ortszeit) eine sofortige Einstellung der Kampfhandlungen sowie Zugang für humanitäre Hilfe. Die Lage der Zivilbevölkerung nannte Guterres besorgniserregend.
+++ Berg-Karabach meldet 27 Tote nach Aserbaidschans Angriff +++
Bisher seien 27 Menschen getötet worden, darunter zwei Zivilisten, schrieb der Menschenrechtsbeauftragte der international nicht anerkannten Republik Berg-Karabach (Arzach), Gegam Stepanjan, am Dienstagabend auf der früher als Twitter bekannten Plattform X.
Darüber hinaus seien in der Konfliktregion mehr als 200 Menschen verletzt worden. Aus 16 Orten seien insgesamt rund 7000 Bewohner vor dem aserbaidschanischen Beschuss in Sicherheit gebracht worden.
+++ Armenien wirft Aserbaidschan „ethnische Säuberung“ vor +++
Eriwan hat das massive militärische Vorgehen Aserbaidschans in der Region Berg-Karabach scharf kritisiert und dem Nachbarstaat eine Politik der „ethnischen Säuberung“ vorgeworfen. Die Führung in Baku habe eine „weitere, breit angelegte Aggression“ gegen das Volk von Berg-Karabach losgetreten, um seine „Politik der ethnischen Säuberung zu vollenden“, erklärte das armenische Außenministerium am Dienstag in Eriwan.
+++ Annalena Baerbock: Aserbaidschan muss Beschuss „sofort einstellen“ +++
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat Aserbaidschan zum sofortigen Stopp seines militärischen Vorgehens in der Kaukasus-Region Berg-Karabach aufgefordert. „Aserbaidschan muss den Beschuss sofort einstellen und an den Verhandlungstisch zurückkehren“, erklärte Baerbock am Dienstag am Rande der UN-Vollversammlung in New York. „Die Zusage Bakus, von militärischen Maßnahmen abzusehen, wurde gebrochen.“
+++ Videos zeigen Gefechte in Berg-Karabach +++
In sozialen Netzwerken kursierten am Dienstagmittag mehrere Videoaufnahmen, die den Beschuss auf Stepanakert zeigen sollen und die von mehreren Accounts weiterverbreitet wurden. Auch flüchtende Menschen sind auf den Aufnahmen zu sehen. Unabhängig überprüfen lassen sich die Videos derzeit nicht. (das/pst/afp/dpa)