„Wir werden laut“Schülersprecher spricht über Corona-Politik
Berlin – Drei Fragen an Tobias Westphal, Schülersprecher in Berlin und Mitinitiator der Petition „Wir werden laut".
Was hat Sie motiviert, den Aufruf zu unterschreiben?Westphal: Die Inzidenzen schnellen in die Höhe. Die Schulen zu schließen, ist aber auch keine Option, denn viele Schüler:innen kommen in Präsenz besser mit, und soziale Kontakte sind nicht zu ersetzen. Deshalb müssen wir jetzt handeln und sichere Lernumgebungen in den Schulen schaffen. Es ist ein politisches Armutszeugnis, dass wir das nach zwei Jahren selber einfordern müssen. Viele Schüler:innen haben Angst, sich zu infizieren und das Virus in ihre Familien zu tragen.
Was erwarten Sie konkret von der Politik?Wir sprechen seit zwei Jahren über die Sicherheit in Schulen, getan hat sich seitdem aber wenig. Jetzt ist es an der Zeit, dass uns zugehört wird. Viele Schulen sind noch immer nicht mit Luftfiltern ausgestattet. Der Bund hat dafür bislang 200 Millionen Euro bereitgestellt. Was nach viel klingt, reicht auf Deutschland hochgerechnet für gerade einmal zwei Geräte pro Einrichtung. Außerdem brauchen wir PCR-Pooltests, denn die Schnelltests in Schulen sind oft nicht hochwertig und springen erst dann an, wenn es eigentlich schon zu spät ist.
Solange, bis die Schulen wieder sicher sind, muss die Präsenzpflicht bundesweit ausgesetzt werden. Berlin geht hier schon mit gutem Vorbild voran. Wir fordern, dass die Schüler:innen gemeinsam mit ihren Familien entscheiden, wo sie besser lernen können – ob in der Schule oder zu Hause. Denn diese Entscheidung ist oft individuell zu treffen, je nachdem ob der Familie Risikopersonen angehören und wie gut das eigenständige Lernen klappt.
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Ist der Aufruf auch ein Signal, dass Schülerinnen und Schüler generell, also nicht nur in Corona-Fragen, lauter werden sollten, was die Schule angeht – damit sie auch stärker beteiligt werden?Ja! Probleme wie der Lehrkräftemangel und die schlechte technische Ausstattung von Schulen existieren schon seit Jahren, fallen uns aber erst jetzt durch die Pandemie so richtig auf die Füße. Wir sollten das Ende der Pandemie als ein Sprungbrett für bessere Bildung sehen und für künftige Krisen vorsorgen. Dabei ist ein enger Austausch zwischen Schüler:innen, Eltern und Lehrkräften sowie den verantwortlichen Behörden essenziell