Kommentar zu Corona-Paket in NRWNeuer Krisenstab, aber Schulen bleiben hilflos
Bildungspolitikerinnen und –politiker sind wahrlich nicht zu beneiden, und das liegt nicht bloß am Lehrkräftemangel, an Unterrichtsausfall, maroden Schulgebäuden und am eher quälenden als konstruktiven Föderalismus von Kultusministerkonferenzen. Als würden all diese Dinge nicht schon genug Aufmerksamkeit, Energie und Kreativität beanspruchen, hält seit mehr als zwei Jahren ein Virus die Schul- und Bildungspolitik fest im Griff.
Es lähmt die Eltern- und Lehrerschaft, macht Schülerinnen und Schüler nicht bloß körperlich, sondern aufgrund mangelnder Kontakte auch psychisch krank, es sorgt bei den einen für Lernrückstände und bei anderen für Scham, weil sie sich die nötigen digitalen Endgeräte nicht selber leisten können. Vor allem aber: Corona polarisiert. Die einen wollen mehr Normalität, die anderen Kontrolle.
Endlich ein Krisenstab
Und dazwischen die Bildungspolitik. Es ist gut, dass die neue Schulministerin von Nordrhein-Westfalen, Dorothee Feller (CDU), endlich einen Koordinierungsstab in ihrem Ministerium eingerichtet hat, der auch das Gesundheits- sowie das Familienministerium mit einbezieht. Wer Krisen managen will, sollte sich so viel Wissen aus so vielen Quellen wie möglich aneignen.
Hier profitiert Feller von ihrer Zeit im Regierungspräsidium von Münster, wo sie ein solches Gremium leitete. Schon seit langem steht die Forderung nach einem solchen Koordinierungsstab im Raum – es brauchte erst eine neue Landesregierung, bevor er zum Leben erweckt wurde.
Auch in anderen Bereichen will es Feller anders als die Vorgängerin Yvonne Gebauer (FDP) machen, etwa im Bereich der Kommunikation.
Fast zwei Wochen vor Schulbeginn teilte sie mit, wie sie bei der weiteren Pandemie-Bekämpfung in den Schulen zu verfahren gedenke – und sie teilte es den Schulen zuerst mit und dann erst der Presse. Dass Gebauer es häufig anders herum hielt und überdies viel zu spät informierte, hat für viel Unmut gesorgt.
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Aber: Was Dorothee Feller nun an Maßnahmen gegen die Pandemie ankündigt, zeigt auch, dass sie das Rad nicht neu erfinden kann. Maskenpflicht? Fehlanzeige – hier müssen sich die Länder nach dem Infektionsschutzgesetz des Bundes richten, und das sieht in der jetzigen Situation nun mal keine Masken- und auch keine Testpflicht vor.
Es bleibt bei der Empfehlung, und wie diese in der Realität umgesetzt wird, bleibt abzuwarten.
Auch nach zwei Jahren große Debatten in Schulpolitik um Corona
Zudem konnte Feller in den ersten Wochen ihrer Amtszeit bereits erfahren, zwischen welch aufgewühlten Interessen sie sich befindet. Im Gespräch mit Verbänden, Gewerkschaften, Elternvertretern und Schülerinnen und Schülern wurde mehr als deutlich, wie sehr das Virus die Schulgesellschaft spaltet.
Nach vielen Monaten Pandemie, nach Schulschließungen und einem ruckligen Digitalstart wünschen sich viele nichts sehnlicher, als dass die Schulkarrieren wieder einigermaßen reibungslosen verlaufen und auch die familiäre Betreuungssituation in Ordnung kommt – das ist ebenso verständlich wie der Einwand derer, die für Masken, Tests und im Ernstfall zumindest für die Einschränkung des Präsenzunterrichts sind. In dieser Stimmenvielfalt wird Dorothee Feller noch viel kommunikatives Geschick brauchen, um Ruhe an den Schulen einkehren zu lassen.