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Demonstration in BerlinFrau aus der Eifel führte Eskalation am Reichstag herbei

Lesezeit 2 Minuten
Reichstag Demonstranten

Für viel Empörung sorgte es jüngst, als in Berlin Hunderte bei einer Demonstration gegen die Corona-Politik die Treppen des Reichstags stürmten.

  1. Die Bilder von Rechten auf den Treppen des Reichstags bestimmen die Wahrnehmung der Demonstration gegen die Corona-Politik in Berlin.
  2. Das Bündnis der Demonstrierenden ist vielschichtig: Neonazis, Reichsbürger, Corona-Leugner, aber auch Impfgegner, Esoteriker und Menschen, die sich als Mitte bezeichnen, sind vertreten.
  3. Eine Frau aus Roetgen in der Eifel tritt in den Vordergrund: Tamara K. soll die Menge angestachelt haben, zum Reichstag zu laufen.
  4. Wer ist die Frau, die sich als Heilpraktikerin bezeichnet? Ein Blick in eine krude Gedankenwelt.

Köln/Berlin – „Wir haben fast gewonnen!“ schreit die Frau von der Bühne, und noch mal, so laut, dass sich ihre Stimme beinahe überschlägt. Die Menge grölt. Schwarz-weiß-rote Reichsflaggen, seit langem schon beliebtes Symbol von Rechtsextremen, wehen im Wind. Die Rednerin setzt erneut an: „Wir gehen da drauf und holen uns heute, hier und jetzt unser Hausrecht.“

Dann stürmt ein Pulk aus Neonazis, Reichsbürgern, Gelbwesten und anderen Corona-Leugnern die Treppen des Reichstags. Nur – wer war diese Frau, die sie dazu angestachelt hat?

Tamara K. soll seit einiger Zeit in rechten Kreisen verkehren

Nach Recherchen verschiedener Medien handelt es sich um Tamara K. aus Roetgen bei Aachen. Dort betreibt K. eine Praxis für Naturheilkunde. Auf ihrer Website warb sie mit „Blutegel-Therapie“ und „ganzheitlich orientierter Krebstherapie“. Mittlerweile ist die Seite offline.

K., eine Frau mittleren Alters, die ihre Haare als Dreadlocks trägt, soll bereits seit einiger Zeit in rechten Kreisen verkehren. Mittlerweile ist sie nach Recherchen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ in der „QAnon“-Bewegung aktiv. Ursprünglich aus den USA, propagiert diese Gruppierung eine rechtsextreme Verschwörungstheorie, nach der zahlreiche Politiker der Demokraten Kleinkinder in unterirdischen Anlagen gefangen hielten, um sie zu foltern und aus ihrem Blut ein Mittel für ewige Jugend zu gewinnen. Donald Trump ist in dieser Erzählung der große Erlöser. Und es war auch Trump, der K. den Reichstag stürmen ließ. Indirekt.

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Auf Kontaktversuche dieser Redaktion reagiert K. nicht. Allerdings gibt ein am Montag veröffentlichtes Interview Einblick in ihre krude Gedankenwelt. K. berichtet in dem Gespräch mit einem rechten Youtuber, ein „Informant“ hätte ihr während der Demonstration gesteckt, dass Trump in Berlin sei.

K. hoffte Donald Trump im Reichstag zu treffen

Daraufhin habe K. dem amerikanischen Präsidenten beweisen wollen, dass „das deutsche Volk bereit ist, für sich einzustehen.“ Per Megafon habe sie Leute zum Reichstag gelotst und dann in ihrer Rede den Startschuss gegeben.

Die Polizisten vor Ort seien eingeweiht gewesen, behauptet K., sie hätten ihr gar ein Zeichen gegeben, wann es losgehen kann. Die Berliner Polizei bestreitet das auf Anfrage vehement. „Derlei Behauptungen entbehren jedweder Grundlage und sind infam“, schreibt ein Sprecher der Berliner Polizei dieser Zeitung.

In dem gut einstündigen Clip geriert sich K. als stolze Widerstandskämpferin. Sie behauptet, selbst schon Kinder aus Kellern von Pädophilen befreit zu haben. Verharmlost den Holocaust. Ihr Gesprächspartner vergleicht sie mit Sophie Scholl. K. nickt.