Donald Trump will Kanada als „51. Bundesstaat“ und überzieht das Nachbarland mit Zöllen. Der Ton bleibt weiterhin rau.
US-Präsident droht mit Annexion„Was Trump über Kanada sagt, kennen wir fast eins zu eins von Putin“

US-Präsident Donald Trump zeigt vor dem Besteigen der Air Force One eine Faust. (Archivbild)
Copyright: AFP
US-Präsident Donald Trump hat Kanada, kurz nachdem Mark Carney den Vorsitz der Regierungspartei übernommen hat und bald als Premierminister auf Justin Trudeau folgen soll, den Missbrauch von Zöllen vorgeworfen. Seit seinem Amtsantritt hat Trump bereits mehrfach das Interesse geäußert, Kanada den USA einzuverleiben. Das Nachbarland könne der „51. Bundesstaat“ werden, hatte der US-Präsident erklärt. Kanada hat diese Bestrebungen zurückgewiesen – und gibt zum Missfallen von Trump auch im andauernden Streit um Zölle nicht nach.
Nachdem die kanadische Provinz Ontario drei US-Bundesstaaten mit einem Stromzuschlag belegt hatte, erklärte Trump nun auf seiner Onlineplattform Truth Social, das Land missbrauche seit jeher Zölle. Die USA allerdings würden „Kanada nicht länger subventionieren“, fügte der US-Präsident hinzu und drohte dem Nachbarland: „Wir brauchen eure Autos nicht, wir brauchen euer Holz nicht, wir brauchen eure Energie nicht, und sehr bald werdet Ihr das herausfinden.“
Donald Trump: „Ihr werdet das sehr bald herausfinden“
Zuvor hatte der Regierungschef von Ontario, Doug Ford, erklärt, dass Stromexporte nach Michigan, Minnesota und New York um einen Aufschlag von 25 Prozent verteuert würden. In diese US-Bundesstaaten exportiert die Provinz Elektrizität für die Versorgung von etwa 1,5 Millionen Haushalten und Unternehmen. Die Provinz dürfe einen solchen Aufschlag gar nicht erheben, erklärte Trump.
Dass Kanada im Streit mit Trump hart bleiben wird, hatte zuvor auch der designierte Nachfolger Trudeaus erklärt. „Kanada wird niemals in irgendeiner Form Teil Amerikas werden“, sagte Mark Carney kurz nach seiner Wahl zum neuen Chef der Liberalen. Seine Nation erlebe „dunkle Tage, ausgelöst durch ein Land, dem wir nicht länger trauen können“, fügte der 59-Jährige hinzu. In seinem Wahlkampf hatte Carney bereits versprochen, dem US-Präsidenten als künftiger Premierminister die Stirn bieten zu wollen.
„Kanada wird niemals in irgendeiner Form Teil Amerikas werden“
Seit seinem Amtsantritt hat Trump Kanada nicht nur mit Annexion gedroht, sondern eben auch Zölle gegen den US-Freihandelspartner verhängt. Auch Mexiko und China sind von den Maßnahmen des US-Präsidenten betroffen. Am vergangenen Donnerstag ruderte Trump im Zollstreit den beiden direkten Nachbarländern jedoch zurück und setzte die Strafzölle in Höhe von 25 Prozent gegen beide Länder teilweise bis zum 2. April aus.
Ab Mittwoch sollen aber Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte in Kraft treten. Trump hat zudem zahlreiche weitere Aufschläge angedroht – so etwa „reziproke“ Zölle für alle Länder, die er ebenfalls für den 2. April vorsieht. Das schien der US-Präsident am Montag in seinem Onlinebeitrag zu bestätigen: „Da unsere Zölle reziprok sind, bekommen wir am 2. April einfach alles zurück.“
Kanada wehrt sich: „Wenn die USA eskalieren, werde ich nicht zögern“
Trotz Pause für einen Teil der Strafzölle sind immer noch rund 62 Prozent der kanadischen Ausfuhren in die USA von Aufschlägen betroffen – auch wenn ein Großteil davon Energielieferungen sind, auf die ein niedrigerer Aufschlag fällig wird. Ontarios Regierungschef Ford erklärte am Montag, dass die Provinz nicht nachgeben werde, bis überhaupt keine Zölle mehr drohten. Er scheue nicht vor weiteren Anstiegen zurück und „wenn die USA eskalieren, werde ich nicht zögern, die Elektrizität ganz abzuschalten“.

Ein Teilnehmer hält ein „Elbows Up Canada“-Schild („Ellenbogen hoch Kanada“) während einer Kundgebung nach Drohungen von US-Präsident Donald Trump gegen die kanadische Souveränität. (Archivbild)
Copyright: dpa
Minnesotas Gouverneur Tim Walz, der als Vize-Präsidentschaftskandidat für die Demokraten angetreten war, erklärte im Onlinedienst X, dass die Menschen in seinem Bundesstaat „die ersten Opfer von Trumps Handelskrieg“ seien. „Minnesota kann sich Trumps von Milliardären gesteuerte Wirtschaft nicht leisten. Wir müssen diesem Wahnsinn Einhalt gebieten.“
Trumps Worte über Kanada erinnern Experten an Wladimir Putin
Insbesondere Trumps Bemerkungen zu einem möglichen Anschluss Kanadas an die USA hatten wie auch im Fall von Grönland für viel Aufsehen gesorgt. Europäische Regierungschefs erinnerten daran, dass Grenzen nicht gewaltsam verschoben werden dürften. „Das Prinzip der Unverletzlichkeit von Grenzen gilt für jedes Land – egal ob es im Osten von uns liegt oder im Westen“, hatte etwa Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erklärt – und so auf Russlands Krieg gegen die Ukraine verwiesen.
Ähnlichkeiten bei der Rhetorik von Trump und Kremlchef Wladimir Putin sehen unterdessen mittlerweile auch Experten. „Was Trump über Kanada sagt, kennen wir fast eins zu eins von Putin über Georgien und die Ukraine“, zog am Dienstag auch der Historiker Matthäus Wehowski auf der Plattform X den Vergleich zwischen Washington und Moskau.
„Es fehlt nur noch der Hinweis, dass in Kanada amerikanische Staatsbürger gefährdet sind und geschützt werden müssen“, hatte zuvor auch der Kölner Politologe Thomas Jäger zu früheren Bemerkungen des US-Präsidenten über Kanada erklärt.
Trump über Kanada: „Sie brauchen unseren Schutz“
„Sie haben keinen militärischen Schutz“, hatte Trump zuvor über das Nachbarland behauptet. „Es gibt dort russische Schiffe, es gibt chinesische Schiffe, es gibt viele Schiffe da draußen“, fügte der US-Präsident hinzu. „Die Menschen sind in Gefahr. Das ist heute eine andere Welt. Es ist eine andere Welt, aber sie brauchen unseren Schutz“, hieß es weiter.
Auch der Kreml hat seinen Krieg gegen die Ukraine in der Vergangenheit, neben anderen mitunter absurden Gründen, immer wieder mit einer angeblichen Gefahr für russischsprachige Menschen in der Ukraine gerechtfertigt.
Trump droht Kanada mit Ende seiner Autoindustrie
Am Dienstagnachmittag setzte Trump seinen bedrohlichen Kurs schließlich erneut fort. In einem weiteren Beitrag bei Truth Social drohte der US-Präsident damit, die Automobilindustrie Kanadas durch seine Zölle „dauerhaft zur Einstellung“ zu bringen und wiederholte seine früheren Äußerungen über angeblich notwendigen amerikanischen Schutz für das Nachbarland.
„Das einzige, was Sinn ergibt, ist, dass Kanada unser geliebter 51. Bundesstaat wird“, erklärte Trump außerdem und fügte an: „Die künstliche Trennungslinie, die vor vielen Jahren gezogen wurde, wird endlich verschwinden, und wir werden die sicherste und schönste Nation der Welt haben.“ (mit afp)