Showdown naht im Trump-Prozess„Der erste Instinkt sagt, dass dies keine gute Nachricht für Trump ist“

Lesezeit 3 Minuten
Bei einer Verurteilung droht Trump eine Geldstrafe oder eine mehrjährige Freiheitsstrafe, die auch zur Bewährung ausgesetzt werden könnte.

Bei einer Verurteilung droht Trump eine Geldstrafe oder eine mehrjährige Freiheitsstrafe, die auch zur Bewährung ausgesetzt werden könnte.

Seit einigen Stunden schon beraten die zwölf Geschworenen im Trump-Prozess, als ein Klingeln im Gericht eine Nachricht der Jury ankündigt. 

Nach dem ersten Tag der Jury-Beratungen im Schweigegeld-Prozess gegen den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump ringen die zwölf Geschworenen weiter um ein Urteil. Heute wird die Entscheidungsfindung der sieben Männer und fünf Frauen mit einer Lesung mehrerer zentraler Zeugenaussagen im Saal 1530 des Gerichts in New York weitergehen. 

Mehrere Stunden nach Beginn der Beratungen hatte die Jury kurz vor Ende des Sitzungstages ihre erste Anfrage ans Gericht gestellt. Die Geschworenen baten Richter Juan Merchan um bestimmte Passagen aus der Aussage von zwei der wichtigsten Zeugen, wie Journalisten im Gerichtssaal in New York übereinstimmend berichteten.

Prozess gegen Donald Trump: Jury stellt erste Anfrage ans Gericht

Die Staatsanwaltschaft wirft Trump vor, er habe seine Aussichten auf einen Erfolg bei der Präsidentschaftswahl 2016 durch die Zahlung von 130.000 Dollar Schweigegeld an die Pornodarstellerin Stormy Daniels verbessern wollen und den Geldfluss anschließend unrechtmäßig verbucht. Trump bestreitet dies.

Obwohl die – von keiner Seite bestrittene – Zahlung selbst nicht illegal war, soll der heute 77-Jährige bei der Erstattung des Betrags an seinen damaligen persönlichen Anwalt Michael Cohen Unterlagen manipuliert haben, um den wahren Grund der Transaktion zu verschleiern. Dadurch machte er sich nach Überzeugung der Anklage der illegalen Wahlkampf-Finanzierung in 34 Fällen schuldig.

Trump-Prozess: Lesung im Gerichtssaal

Die Jury fragte nun nach spezifischen Aussagen von Kronzeuge Cohen sowie von David Pecker, dem ehemaligen Herausgeber des Boulevardblatts „National Enquirer“. Beide Männer hatten die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft gegen Trump bestätigt. 

Cohen und Pecker sollen bei einem Treffen im Trump-Tower damit beauftragt worden sein, unvorteilhaften Gerüchten über angebliche Seitensprünge Trumps nachzugehen und Medienberichte darüber zu unterdrücken, um Trumps Erfolgsaussichten bei der US-Wahl 2016 zu verbessern. In der Folge floss Geld für die Rechte an – letztlich nie veröffentlichten – Geschichten, bei denen es um außerehelichen Sex Trumps ging. Zudem kam es zur Schweigegeld-Zahlung an Pornostar Daniels.

US-Experten werten Anfrage als schlechtes Zeichen für Donald Trump

Die Aussagen beider Zeugen unter anderem über das folgenreiche Treffen in Trumps Hochhaus sollen am Morgen im Gerichtssaal vorgelesen werden. Zudem wird Richter Merchan auf Anfrage auch noch einmal seine Anweisungen an die Geschworenen oder zumindest Teile davon wiederholen.

Donald Trump reckt die Faust bei seiner Ankunft am Gerichtssaal in New York City in die Höhe.

Donald Trump reckt die Faust bei seiner Ankunft am Gerichtssaal in New York City in die Höhe.

US-Experten werteten die Anfrage der Jury eher als schlechtes Zeichen für Trumps Verteidigung: „Wenn sie ihren Blick auf Peckers Geschichte richten, also nach der Version der Staatsanwaltschaft, dann könnte es zwar sein, dass sie ihre Erinnerung auffrischen wollen“, sagt der ehemalige stellvertretende US-Staatsanwalt Andy McCarthy dem Sender Fox News. „Es könnte aber auch sein, dass sie der Theorie der Staatsanwaltschaft Glauben schenken“, fügte er an.

Donald Trump jammert: „Mutter Teresa könnte diese Vorwürfe nicht entkräften“

„Hier sind alle Vorbehalte angebracht, aber der erste Instinkt sagt, dass dies keine gute Nachricht für Trump ist“, schrieb unterdessen Kyle Cheney, Chefreporter des US-Magazins „Politico“, bei X. Auch Donald Trump selbst zeigte sich im Mittwoch nicht allzu optimistisch ob des Ausgangs des Prozesses.

„Mutter Teresa könnte diese Vorwürfe nicht entkräften“, sagte Trump Berichten zufolge gegenüber Reportern außerhalb des Gerichtsaals, wie „Newsweek“ berichtete. Richter Merchan bezeichnete der Republikaner dabei erneut als „korrupt“, der ganze Fall sei manipuliert, behauptet Trump. Beweise für diese Vorwürfe brachte der ehemalige US-Präsident nicht vor. 

Bei einer Verurteilung droht Trump eine Geldstrafe oder eine mehrjährige Freiheitsstrafe, die auch zur Bewährung ausgesetzt werden könnte. Der Republikaner könnte dann Berufung einlegen – und selbst bei einem rechtskräftigen Schuldspruch weiter bei der Präsidentenwahl im November antreten. (mit dpa)

Nachtmodus
KStA abonnieren