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Prozess gegen Donald Trump„Ich sage Ihnen, dass er mich vergewaltigt hat, ob ich geschrien habe oder nicht“

Lesezeit 3 Minuten
Nach der Anklage wegen Schweigegeldzahlungen an eine Pornodarstellerin läuft in New York der nächste Prozess gegen Donald Trump. Die US-Autorin E. Jean Carroll wirft Trump vor, er habe sie Mitte der 1990er Jahre in einem New Yorker Kaufhaus vergewaltigt.

Nach der Anklage wegen Schweigegeldzahlungen an eine Pornodarstellerin läuft in New York der nächste Prozess gegen Donald Trump. Die US-Autorin E. Jean Carroll wirft Trump vor, er habe sie Mitte der 1990er Jahre in einem New Yorker Kaufhaus vergewaltigt.

In New York läuft der nächste Prozess gegen Ex-US-Präsident Donald Trump. Autorin E. Jean Carroll bekräftigt ihren Vorwurf.

Die US-Journalistin und Autorin E. Jean Carroll hat bei einem Zivilprozess in New York ihren Vorwurf der Vergewaltigung gegen Ex-Präsident Donald Trump bekräftigt. Zudem verteidigte sie sich am Donnerstag gegen den von Trump-Anwalt Joe Tacopina erhobenen Vorwurf, sie habe Trump lediglich beschuldigt, um Bücher zu verkaufen. Der Anwalt warf ihr zudem vor, bei der mutmaßlichen Vergewaltigung nicht geschrien zu haben.

Prozess gegen Donald Trump: „Ich sage Ihnen, dass er mich vergewaltigt hat“

„Ich bin hier, weil Donald Trump mich vergewaltigt hat“, hatte die 79-Jährige bereits am Mittwoch vor einem Bundesgericht in Manhattan erklärt. Am Donnerstag versuchte Trump-Anwalt Tacopina einem Bericht des „Guardians“ zufolge, die Darstellung der Autorin mit dem Verweis darauf zu diskreditieren, dass sie während des mutmaßlichen Übergriffs nicht geschrien habe, sondern sogar eingeräumt habe, gelacht zu haben.

Das Lachen sei instinktiv erfolgt, erklärte Carroll demnach. „Lachen ist eine sehr gute Waffe, um einen Mann zu beruhigen, wenn er irgendwelche erotischen Absichten hat“, sagte die Autorin. Sie sei „zu sehr in Panik“ gewesen, „um zu schreien“, erklärte Carroll außerdem. „Sie können mich nicht dafür bestrafen, dass ich nicht geschrieben habe“, fügte sie an.

Dass Frauen diese Frage immer wieder gestellt werde, sei ein Grund dafür, dass nur wenige Vergewaltigungen angezeigt würden, führte Carroll aus. Trumps Anwalt bohrte dennoch weiter und monierte, Carroll habe im Laufe der Zeit unterschiedliche Erklärungen dafür vorgebracht, nicht geschrien zu haben. Schließlich stellte die 79-Jährige klar: „Ich sage Ihnen, dass er mich vergewaltigt hat, ob ich nun geschrien habe oder nicht.“

Studie über Vergewaltigungen: 70 Prozent der betroffenen Frauen verfallen in „Schockstarre“

Dass Frauen bei einer Vergewaltigung nicht schreien und somit keinen Widerstand leisten, ist keine Seltenheit, das konnte 2017 eine Studie des Karolinska-Instituts in Schweden belegen. Von rund 300 vergewaltigten Frauen gaben 70 Prozent an, dass sie während des Übergriffs eine sogenannte „tonische Immobilität“ erlebt haben. Umgangssprachlich ist das als „Schockstarre“ bekannt.

Während ein Demonstrant zwei Schilder hochhält, trifft E. Jean Carroll (M) vor dem Bundesgericht ein. Die US-Autorin Carroll wirft Donald Trump vor, er habe sie Mitte der 1990er Jahre in einem New Yorker Kaufhaus vergewaltigt.

Während ein Demonstrant zwei Schilder hochhält, trifft E. Jean Carroll (M) vor dem Bundesgericht ein. Die US-Autorin Carroll wirft Donald Trump vor, er habe sie Mitte der 1990er Jahre in einem New Yorker Kaufhaus vergewaltigt.

Zuvor hatte Carroll bereits am Mittwoch den Geschworenen geschildert, wie sie Trump Mitte der 90er Jahre im New Yorker Luxuskaufhaus Bergdorf Goodman getroffen habe. Der Immobilienmogul habe sie spielerisch um Tipps für den Kauf von Damenunterwäsche als Geschenk gebeten, führte die langjährige Kolumnistin für das Magazin „Elle“ und frühere Fernsehmoderatorin aus.

E. Jean Carroll über Donald Trump: „Er hat meine Strumpfhose heruntergezogen“

In einer Umkleidekabine habe er sie dann aber an eine Wand gedrückt. „Sein ganzes Gewicht gegen meine Brust“, sagte Carroll. „Er hat meine Strumpfhose heruntergezogen. Ich habe ihn weggeschoben.“ Trump habe sie dann aber vergewaltigt.

Auf die Frage, warum sie mehr als 20 Jahre gewartet habe, um mit den Vorwürfen an die Öffentlichkeit zu gehen, sagte Carroll: „Ich hatte Angst vor Donald Trump. Ich habe mich geschämt. Ich dachte, es wäre meine Schuld.“ Carroll hatte den Vergewaltigungsvorwurf erstmals 2019 öffentlich gemacht, als Trump US-Präsident war. Der Republikaner bezichtigte sie daraufhin der Lüge und erklärte, sie sei nicht sein „Typ“.

E. Jean Carroll: Nach Vergewaltigung von Donald Trump „nie wieder ein Liebesleben“ geführt

„Er hat gelogen und meinen Ruf zerstört“, sagte Carroll nun vor Gericht. „Ich bin hier, um mein Leben zurückzubekommen.“ Sie wisse zwar, dass anderen Menschen Schlimmeres widerfahren sei. Sie habe aber nach dem Vorfall nie wieder ein Liebesleben führen können. Carroll hat Trump auf Schmerzensgeld in nicht genannter Höhe verklagt. Es wird nicht erwartet, dass Trump persönlich vor Gericht erscheinen wird, verpflichtet dazu ist er nicht.

Trump ist im Verlauf der Jahrzehnte von zahlreichen Frauen des sexuellen Fehlverhaltens bis hin zur Vergewaltigung beschuldigt worden. Der Republikaner, der bei der Präsidentschaftswahl 2024 erneut antreten will, hat solche Vorwürfe stets zurückgewiesen.

Erst vor knapp einem Monat war Trump wegen einer Schweigegeldzahlung an die Pornodarstellerin Stormy Daniels vor der Präsidentschaftswahl 2016 als erster Ex-US-Präsident der Geschichte angeklagt worden. Die Staatsanwaltschaft von Manhattan wirft dem 76-Jährigen eine Fälschung von Geschäftsunterlagen in 34 Fällen vor. (mit afp)