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Erst Jammertal, dann Lügen-AuftrittTrump erlebt den nächsten „Meltdown“ – und kassiert beißenden Spott von Harris

Lesezeit 5 Minuten
Donald Trump bei seiner Pressekonferenz in Mar-a-Lago im US-Bundesstaat Florida. Nach einer tagelangen Wahlkampfpause hat sich der Republikaner zurückgemeldet und dabei diverse Unwahrheiten verbreitet.

Donald Trump bei seiner Pressekonferenz in Mar-a-Lago im US-Bundesstaat Florida. Nach einer tagelangen Wahlkampfpause hat sich der Republikaner zurückgemeldet und dabei diverse Unwahrheiten verbreitet.

Tagelang hatte Donald Trump sich zurückgezogen. Nun meldet er sich mit „Lügen in jedem Satz“ zurück. Von Harris gibt es Häme.

Donald Trump hat sich mit einer Pressekonferenz im US-Wahlkampf zurückgemeldet – und dafür scharfe Kritik und beißenden Spott kassiert. Im Lager von Kamala Harris ist am Freitag von einem „Meltdown“ („Zusammenbruch“) des Republikaners die Rede. Tagelang hat der frühere US-Präsident zuvor keine Wahlkampftermine wahrgenommen. Trumps Verschwinden hatte bereits für Stirnrunzeln in den amerikanischen Medien gesorgt. Am Donnerstag meldete Trump sich dann schließlich zurück – und gab eine kurzfristig anberaumte Pressekonferenz in seinem Anwesen in Mar-a-Lago im US-Bundesstaat Florida.

Donald Trump beendet Wahlkampfpause – und verbreitet Lügen

Nachdem der Republikaner bei einem Interview in der Vorwoche mit Äußerungen über die Herkunft seiner Konkurrentin Kamala Harris für einen Eklat gesorgt hatte, der in seiner Partei Befürchtung vor weiteren „öffentlichen Nervenzusammenbrüchen“ geweckt hatte, lieferte Trump erneut einen denkwürdigen Auftritt ab.

Erneut verbreitete der Republikaner dabei gleich mehrere Unwahrheiten: So behauptete er, bei seiner Rede am 6. Januar 2021 seien mehr Zuschauer vor Ort gewesen als bei der berühmten Rede von Martin Luther King im Jahr 1963. „Niemand hat vor größeren Menschenmengen gesprochen als ich“, fantasierte Trump. „Dieselbe Anzahl von Menschen, wenn nicht mehr“ seien bei seinem Auftritt vor Ort gewesen.

„Niemand hat vor größeren Menschenmengen gesprochen als ich“

Wahr ist daran nichts. Wie ein Faktencheck der amerikanischen Nachrichtenagentur AP aufzeigt, hörten rund 250.000 Menschen die berühmte „I Have a Dream“-Rede von Martin Luther King. Bei Trumps Auftritt vor dem Sturm auf das US-Kapitol seien demnach lediglich um die 10.000 Besucher vor Ort gewesen.

Trumps dreiste Falschangabe rief schließlich sogar Bernice King, die Tochter des berühmten Bürgerrechtlers, auf den Plan. Trumps Worte seien „absolut nicht wahr“, schrieb King bei X. „Ich wünschte wirklich, die Leute würden aufhören, meinen Vater als Beleg für ihre Irrtümer heranzuziehen.“

Zum von ihm befeuerten Sturm auf das US-Kapitol durch Trump-Anhänger machte der Republikaner noch weitere, mitunter abstruse Angaben – und behauptete, bei dem Aufstand sei niemand getötet worden. Auch das ist falsch. Fünf Menschen wurden bei der gewaltsamen Stürmung des amerikanischen Kongresssitzes getötet.

Donald Trump glaubt, Kamala Harris sei nicht „klug genug“

Auch über den aktuellen Wahlkampf äußerte sich Trump, erneut verbreitete er dabei Falschinformationen und behauptete: „Die Kandidatur wurde Joe Biden weggenommen, sie haben sie ihm weggenommen.“ Auch diese Behauptung ist nicht korrekt. US-Präsident Biden hat aus freien Stücken auf seine Kandidatur verzichtet, die Demokraten entschieden sich danach für Harris als neue Kandidatin.

Donald Trump bei seiner Pressekonferenz in Mar-a-Lago.

Donald Trump bei seiner Pressekonferenz in Mar-a-Lago.

Es sollten nicht die einzigen Unwahrheiten bleiben, die Trump am Donnerstag präsentierte. Erneut erlaubte sich der Republikaner außerdem persönliche Attacken auf Harris und ließ sich auch erneut über ihre Herkunft aus.

Vor wenigen Tagen hatte Trump bereits behauptet, Harris habe einen „geringen IQ“ und sei „dumm“. Nun legte Trump noch einmal nach – und behauptete tatsächlich, Harris sei „nicht klug genug, um eine Pressekonferenz abzuhalten“.

Kritik an Trump: „Dümmste Person, die jemals nominiert worden ist“

Politische Analysten in den USA sehen das derweil ganz anders. „Donald Trump hat heute erneut bewiesen, dass er nicht klug genug ist, um Pressekonferenzen abzuhalten“, sagte Lawrence O'Donnell dem US-Sender MSNBC. „Die dümmste Person, die jemals als Präsidentschaftskandidat nominiert worden ist, stand da vor Reportern und behauptete, seine Konkurrentin sei zu dumm, das zu tun, woran er gerade scheitert“, führte der Analyst aus.

O'Donnell kritisiert dabei auch die amerikanischen Medien, die Trumps „Lügen in jedem Satz“ erneut ohne direkte Anmerkungen gesendet hätten. Faktenchecks im Nachhinein seien nicht ausreichend, bemängelte der Analyst.

Harris-Lager trollt Donald Trump mit Pressemitteilung

Vom Wahlkampfteam von Kamala Harris gab es unterdessen beißenden Spott für Trumps Pressekonferenz. Nach dem Auftritt des Republikaners versendeten die Demokraten eine Pressemitteilung mit dem Titel „Donald Trumps sehr gute, sehr normale Pressekonferenz“ – und trollten den Republikaner damit.

Trump habe eine „Pause von seiner Pause gemacht, eine Hose angezogen und einen öffentlichen Zusammenbruch veranstaltet“, hieß es weiter in der spitz formulierten Botschaft aus dem Harris-Lager. „Er hat gelogen, er hat die Medien angegriffen, er hat Ausreden dafür gesucht, warum er keinen Wahlkampf macht.“

Schließlich präsentierten die Demokraten einige Richtigstellungen zu Trumps Falschbehauptungen. „Obama, Clinton, buchstäblich jeder bei Lollapalooza, Coachchella und der Weltmeisterschaft“, hätten bereits zu größeren Menschenmengen gesprochen als Trump, war dort zu lesen.

Kamala Harris: Furioser Start in den US-Wahlkampf

Harris, dessen furioser Start in den Wahlkampf Trump derzeit offenbar vor allem zum Jammern bringt, wie die „Washington Post“ zuletzt berichtete, reagierte selbst nur kurz und knapp auf die Pressekonferenz ihres Konkurrenten.

Ob sie etwas zu Trumps Ausführungen sagen möchte, wurde Harris von einem Reporter am Donnerstag gefragt. „Ich war zu sehr damit beschäftigt, mit den Wählern zu sprechen, ich habe ihm nicht zugehört“, lautete die so kurze wie spitze Antwort.

Die Demokratin hat Trump mittlerweile in den nationalen Wahlumfragen überholt. In den wichtigen Swing States wie Pennsylvania, Georgia oder Nevada liegen die beiden Präsidentschaftskandidaten mittlerweile gleichauf.

Donald Trump kennt Umfragen offenbar nicht: „Ich liege vorn“

Doch auch diese Realität scheint bei Donald Trump, der sich die letzten Tage in seinem Anwesen in Mar-a-Lago zurückgezogen hatte, noch nicht angekommen zu sein. „Ich liege mit Abstand vorn“, verkündete der Republikaner bei seiner Pressekonferenz. Es war die nächste Lüge.

Als einzige wirkliche Nachricht des Auftritts blieb so am Ende lediglich Trumps Kehrtwende hinsichtlich eines TV-Duells mit Harris am 10. September übrig, an dem der Republikaner nun doch teilnehmen will.

Außerdem solle es zwei weitere TV-Debatten geben, erklärte Trump, der ankündigte, Harris dabei genauso bloßstellen zu wollen wie vorher Joe Biden. Auch darauf reagierte die Demokratin ganz sachlich: Sie sei froh, dass Trump sich „endlich darauf eingelassen“ habe, erklärte Harris.