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„Es ist unfair“Trump ätzt und jammert – und seine Partei fürchtet einen „Nervenzusammenbruch“

Lesezeit 4 Minuten
Donald Trump ist laut US-Medien über den Erfolg von Kamala Harris verärgert – und beklagt sich parteiintern darüber. (Archivbild)

Donald Trump ist laut US-Medien über den Erfolg von Kamala Harris verärgert – und beklagt sich parteiintern darüber. (Archivbild)

Donald Trump poltert, klagt, bekommt einen Cybertruck und verschwindet dann in Mar-a-Lago. Harris hat derweil weiter Auftrieb.

Donald Trump ist zunehmend verärgert über den Auftrieb für seine Konkurrentin Kamala Harris im Rennen um die Präsidentschaft, das berichtet die „Washington Post“. Der Republikaner beschwere sich „unablässig“ und frage seine Mitstreiter immer wieder nach dem Erfolg seiner Wahlkampfkampagne, so beschreibt die US-Zeitung die Angaben von Insidern aus dem Trump-Lager, die sich unter der Bedingung der Anonymität geäußert hatten.

„Es ist unfair, dass ich ihn geschlagen habe und jetzt muss ich sie auch schlagen“, soll der Republikaner zudem in einem Telefonat mit einem Unterstützer zuletzt darüber gejammert haben, dass er nach dem Rückzug von US-Präsident Joe Biden im Wahlkampf nun gegen Vize-Präsidentin Kamala Harris antreten muss. Harris hingegen ist fulminant in ihren Wahlkampf gestartet, füllt bei ihren Auftritten die Arenen in den USA und klettert in den Umfragewerten immer weiter.

Donald Trump jammert über Kamala Harris als Gegnerin: „Es ist unfair“

Insbesondere Trumps Auftritt bei der Vereinigung schwarzer Journalisten in den USA in der letzten Woche hat für einigen Wirbel gesorgt. Für seine fragwürdigen Aussagen über die Herkunft von Harris, die laut Trump erst vor einigen Jahren „schwarz geworden“ sei, gab es scharfe Kritik. Der Republikaner reagierte darauf trotzig – und forderte in einem Livestream zu Wochenbeginn, dass eine der beteiligten Journalistinnen gefeuert werden sollte.

„Ich wusste nicht, wer sie war, sie war gemein“, beklagte sich der Ex-Präsident über die Fragen der ABC-Journalistin Rachel Scott, die Trump zu Beginn des Gesprächs gefragt hatte, warum Schwarze ihn wählen sollten und ob er glaube, dass Harris den Zuschlag als Präsidentschaftskandidatin bekommen habe, weil sie schwarz sei. Das sei eine „böse“ und „unhöfliche“ Frage, beklagte Trump – und lieferte schließlich den Kommentar über Harris’ Herkunft ab, der ihm viel Kritik, aber auch beißenden Spott einbringen sollte.

Donald Trump: „Ich wusste nicht, wer sie war, sie war gemein“

Prominente Parteigenossen sahen sich in der Folge zu deutlichen Statements genötigt. Senator Lindsey Graham drängte Trump im Gespräch mit dem US-Sender Fox News dazu, lieber Harris’ politisches Programm zu attackieren, als sich an der Frage ihrer Herkunft zu verbeißen. „Jeder Tag, an dem wir über ihre Herkunft und nicht über ihre Bilanz sprechen, ist ein guter Tag für sie und ein schlechter Tag für uns“.

Während Trumps Parteigenossen ihre öffentliche Kritik noch vorsichtig äußerten, scheint es innerhalb der republikanischen Partei teilweise auch anders zuzugehen. Zu Wochenbeginn seien viele in der Partei „geschockt von Trumps undiszipliniertem Vorgehen in der Eröffnungsphase seines neuen Duells gegen Harris“ gewesen, berichtete „Politico“ zuletzt.

Donald Trump im Gespräch mit der ABC-Journalistin Rachel Scott am 31. Juli.

Donald Trump im Gespräch mit der ABC-Journalistin Rachel Scott am 31. Juli.

Trumps Auftritt bei dem viel kritisierten Interview in der letzten Woche könne man einen „öffentlichen Nervenzusammenbruch“ nennen, sagte Matthew Bartlett, ein Partei-Stratege und ehemaliger Trump-Regierungsbeauftragter.

„Wir erleben, wie ein Kandidat und eine Kampagne zusammenbrechen“

Es mache den Eindruck, als komme Trump nicht klar mit einem „hart umkämpften Wahlkampf, der Disziplin und wirksame Botschaften erfordert“, so Bartlett. „Wir erleben, wie ein Kandidat und eine Kampagne völlig zusammenbrechen.“ Ein weiterer Parteigenosse wollte sich derweil nur anonym äußern, auch er kritisierte jedoch „mangelnde Disziplin“ bei Trump.

Trump scheint die Kritik jedoch nicht zum Umdenken zu bewegen. Zu Wochenbeginn machte er mit einem Besuch bei dem rechtspopulistischen Livestreamer und Influencer Adin Ross von sich Reden – und ließ sich dabei mit einer Rolex und einem Tesla Cybertruck beschenken.

Donald Trump poltert gegen Harris – und bekommt Cybertruck geschenkt

Zuvor hatte der Ex-Präsident erneut Kamala Harris attackiert – erneut jedoch auf persönlicher und nicht auf politischer Ebene, wie manche in seiner Partei es sich gewünscht hatten. Harris habe einen „niedrigen IQ“ und sei „dumm“, polterte Trump nur wenige Tage nach dem Interview-Eklat. Dann verschwand der Republikaner vorerst wieder in seinem Anwesen in Mar-a-Lago im US-Bundesstaat Florida.

„Warum macht Trump keinen Wahlkampf?“, fragen sich mittlerweile auch die Politik-Journalisten des amerikanischen Nachrichtensenders CNN. Eine Antwort habe es darauf aus dem Trump-Lager bisher nicht gegeben, erklärte eine Reporterin zur Nachfrage aus dem TV-Studio.

Trumps Konkurrentin setzt ihren Wahlkampf unterdessen ungebremst fort – und holt in den Wahlumfragen weiter auf. Nach der Nominierung von Tim Walz als Vizepräsidentschaftskandidat absolvierte die Demokratin sofort Auftritte zusammen mit dem Gouverneur von Minnesota, während ihr Wahlkampfteam in den sozialen Netzwerken immer wieder süffisant auf die Rückschläge für Trump hinweist.

So veröffentlichte das Harris-Lager immer wieder Aufnahmen von Wahlkampfveranstaltungen in Städten, in denen Trump zuvor ebenfalls zu Gast war, um zu belegen, dass die Hallen bei Harris deutlich besser gefüllt waren als bei Trump.

Donald Trump im Wahlkampf: „Er wird so weitermachen“

In diesem Wahlkampf gehe es nicht nur um „Wir gegen Donald Trump“, erklärte Harris am Donnerstag unterdessen, es gehe vielmehr darum, „für die Zukunft zu kämpfen“, betonte die Demokratin in einem Beitrag im sozialen Netzwerk X. Es geht also ums Programm, nicht bloß um Personen, sagt Harris.

Bei den Republikanern, die den nächsten öffentlichen „Nervenzusammenbruch“ ihres Kandidaten fürchten, herrscht derweil vorerst offenbar erst einmal das Prinzip Hoffnung. „Er wird so weitermachen, und keine Umfrageergebnisse oder Ratschläge von Menschen aus seinem Umfeld werden ihn ändern“, zitierte „Politico“ einen weiteren republikanischen Partei-Strategen. „Er ist ein 78-jähriger Mann, der in seinen Gewohnheiten festgefahren ist. Das ist seit Jahrzehnten sein Weg.“