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Kommentar

Trumps Deal mit Putin
Warum eine Waffenruhe in der Ukraine gefährlich für Europa sein kann

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Lesezeit 3 Minuten
Wollen am Dienstag wieder miteinander sprechen: US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin (hier bei einem Treffen in Helsinki, 2018). Valery Sharifulin

Wollen am Dienstag wieder miteinander sprechen: US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin (hier bei einem Treffen in Helsinki, 2018).

Trump will einen Deal mit dem Kriegsverbrecher im Kreml – auch auf Kosten der Ukrainer und der Europäer. Die Folgen könnten katastrophal sein.

Bereits in seiner ersten Amtszeit war US-Präsident Donald Trump der Meinung, dass ihm der Friedensnobelpreis gebührt hätte. Diese Überzeugung hat nicht nachgelassen, die US-Nachrichtenseite Axios schrieb vor wenigen Tagen, Trump sei besessen von dem Preis. Der US-Präsident dürfte darauf spekulieren, dass ihn sein Einsatz für ein Ende des Krieges in der Ukraine seinem Ziel näherbringt. Trumps Engagement mag ehrenwert wirken, doch das gilt nur auf den ersten Blick. Nichts deutet darauf hin, dass er an einem gerechten Frieden interessiert wäre.

Wenn Trump wie angekündigt an diesem Dienstag mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin spricht, wird über die Köpfe der Ukrainer und der Europäer hinweg verhandelt – obwohl es deren Sicherheit betrifft. Trump sagte, es gehe um „die Aufteilung bestimmter Besitztümer“, konkret um Gebiete und Kraftwerke. Der Verdacht liegt nahe, dass der US-Präsident versuchen könnte, die Regierung in Kiew zu territorialen Zugeständnissen und zur Aufgabe des Atomkraftwerks Saporischschja zu zwingen.

Der Angreifer würde belohnt

Profiteur wäre Putin, also der Aggressor, der den Krieg vom Zaun gebrochen hat und ihn jederzeit beenden könnte. Trump dürfte das gleichgültig sein. Dass er keinerlei moralischen Kompass besitzt, dass ihm Empathie fremd ist, hat er nicht nur bei der öffentlichen Demütigung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Oval Office bewiesen.

Trumps Ambitionen, sich Kanada, Grönland und den Panama-Kanal einzuverleiben, zeigen zudem, dass der Narzisst im Weißen Haus ähnlich wenig Respekt vor der territorialen Integrität anderer Staaten hat wie der Kriegsverbrecher im Kreml. Trump verspielt damit die moralische Überlegenheit des Westens, als dessen Führungsfigur sich der US-Präsident in rasender Geschwindigkeit disqualifiziert hat.

Eine Waffenruhe ist kein Frieden

Natürlich ist es grundsätzlich immer gut, wenn Waffen schweigen. Eine Waffenruhe bedeutet aber keinen dauerhaften Frieden. Dafür bräuchte die Ukraine konkrete Sicherheitsgarantien, die Trump bislang nicht bereit ist zu geben. Putin dürfte eine Waffenruhe dazu nutzen, seine Truppen erneut in Stellung zu bringen, um den Nachbarn endgültig in die Knie zu zwingen. Er führt nicht erst seit dem 24. Februar 2022 Krieg gegen die Ukraine, sondern bereits seit dem Jahr 2014. Nachgelassen in seinen Anstrengungen hat er nicht, ganz im Gegenteil.

Trump geht es immer zuerst um Trump, um seine Macht und seinen Reichtum. Im Fall der Ukraine ist seine Priorität, einen Deal mit Putin zu machen – darin sieht er sein größtes Talent. „Deals sind meine Kunstform“, schrieb Trump 1987 in seinem Buch mit dem Titel „Die Kunst des Deals“. „So bekomme ich meine Kicks.“

In Wahrheit ist Trumps wohl ausgeprägteste Fähigkeit die zum Eigenlob, gefolgt von der zur schamlosen Lüge. Die „Washington Post“ wies ihm mehr als 30.000 falsche oder irreführende Behauptungen in seiner ersten Amtszeit nach. Dem Ex-KGB-Agenten Putin ist der einstige Immobilienhai Trump, der mehrere Unternehmen in die Insolvenz geführt hat, am Verhandlungstisch jedenfalls nicht gewachsen – das hat er ebenfalls bereits in seiner ersten Amtszeit zur Schau gestellt.

Selbst wenn Trump eine Waffenruhe in der Ukraine herbeiführen können sollte, überwiegt bei weitem der Schaden, den er angerichtet hat. Er hat den Westen gespalten und die Nato geschwächt, besser hätte Putin sich das gar nicht ausmalen können. Niemand in Europa kann sich noch darauf verlassen, dass die USA im Fall eines russischen Angriffs ihre Nato-Beistandsverpflichtungen erfüllen. Putin könnte das schon bald testen. Eine Waffenruhe in der Ukraine könnte dann der Vorbote eines großen Krieges in Europa sein.