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Experten warnenLateinamerika wegen Corona-Pandemie vor einer Katastrophe

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In Lateinamerika haben wegen der Corona-Krise Fluchtbewegungen eingesetzt.

  1. Sie sind oft arm, unterernährt und ohne Krankenversicherung: In Lateinamerika droht wegen der Corona-Krise eine humanitäre Katastrophe.
  2. Das Hilfswerk Adveniat erklärt, die Armen seien dem Virus schutzlos ausgeliefert.
  3. Lesen Sie hier die Hintergründe.

Auf dem gesamten südamerikanischen Subkontinent droht durch die Corona-Pandemie eine medizinische und soziale Katastrophe. Die arme Bevölkerungsmehrheit sei dem Virus „schutzlos ausgeliefert“, warnt das katholische Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat.

Die gemeldeten Infektionszahlen von derzeit etwas mehr als 100.000 – konzentriert auf Brasilien, Ecuador, Chile und Peru – gäben die Bedrohungslage in keiner Weise angemessen wider. Weder könnten die Menschen in den Armenvierteln Schutzmaßnahmen (Abstand halten, Hände waschen, Masken tragen) einhalten noch sei die Versorgung von Erkrankten auch nur annähernd gewährleistet, sagte der Adveniat-Hauptgeschäftsführer, Pater Michael Heinz, in Essen. Gesundheitsversorgung sei „eine Frage des Geldbeutels.“ Zudem stehe eine Hungersnot bevor. In Ländern wie Venezuela oder Guatemala sei mehr als die Hälfte der Bewohner unterernährt. Sie hätten Covid-19 nichts entgegenzusetzen.

Das Virus habe sich inzwischen von den Großstädten aus auch auf die ländlichen Regionen wie Amazonas-Gebiet ausgebreitet. Dort fehle es oftmals selbst an einer medizinischen Grundversorgung, von Intensivbetten oder Beatmungsmöglichkeiten ganz zu schweigen. Adveniat-Bischof Franz-Josef Overbeck warnte vor einer – auch politisch – motivierten Verharmlosung der Lage durch den Verweis auf die geringe Bevölkerungsdichte auf dem Land.

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Wie Overbeck mitteilte, hat Adveniat für seine Projektpartner Not- und Soforthilfen von 2,5 Millionen Euro bereitgestellt. Der Schwerpunkt liegt auf dem Kauf von Lebensmitteln sowie von Schutzmasken, Seife und Desinfektionsmitteln. „Kirche handelt“, sagte der Bischof. In Argentinien würden derzeit Gotteshäuser mit Betten und medizinischen Geräten für die mögliche Aufnahme von Covid-19-Patienten vorbereitet. Seelsorger stünden zudem den Menschen bei.

Die Verantwortlichen des Hilfswerks zeigten sich erfreut, dass es bei den Spenden bislang nicht zu einem „Corona-Knick“ gekommen sei. „Wir hatten Angst, dass unter der Sorge um das eigene Land die Sorge um die Menschen in Lateinamerika leiden würde“, räumte Heinz ein. Indes sei nach zwei aktuellen Aufrufen sogar eine gestiegene Resonanz zu verzeichnen.

2019 war das Spendenaufkommen für Adveniat stabil, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht. Die Erträge lagen bei fast 49 Millionen Euro. Mehr als die Hälfte (23,4 Millionen) kam aus der traditionellen Weihnachtskollekte. Allerdings war die Entwicklung hier gegenüber dem Vorjahr (24,8 Millionen) rückläufig. Hingegen stiegen die Einzelspenden auf das Rekordergebnis von 12,4 Millionen Euro. Mit 36,6 Millionen Euro wurden 2019 fast 2000 Projekte bezuschusst. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) zeichnete Adveniat erneut mit dem begehrten „Spendensiegel“ in der Spitzengruppe der bewerteten Organisationen aus.

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Venezolanische Bürger sitzen auf einer Straße in Pasto. Auf der Flucht vor der Corona-Krise in Ecuador kommen zahlreiche venezolanische Migranten nach Kolumbien.

Besonders intensiv ist Adveniat in Kolumbien engagiert. Wie berichtet, war einem wegen der Corona-Krise dort gestrandeten Kölner Urlauber-Paar mit Hilfe von Adveniat die Heimreise nach Deutschland gelungen. Die Lage in dem seit 50 Jahren von kriegerischen Auseinandersetzungen erschütterten Land habe sich durch einen Flüchtlingsstrom aus dem benachbarten Venezuela noch einmal verschlimmert, sagte Michael Heinz. Für Adveniat gelte hier – wie auch andernorts – die Devise: „Wenn die Aufmerksamkeit der öffentlichen Karawane weiterzieht – wir bleiben da“.

2019 belief sich die Förderung für Kolumbien auf 3,6 Millionen Euro. Das Hilfswerk ist auch im Bistum Apartadó vertreten, jener Karibik-Region am Golf von Urabà , in der sich die beiden Kölner aufgehalten hatten. In dem von blutigen Kämpfen zwischen Rebellengruppen, Paramilitärs und rivalisierenden Drogenkartellen gebeutelten Gebiet „glänzt der Staat in jeder Hinsicht durch Abwesenheit“, erläutert Kolumbien-Referentin Monika Lauer Perez. Hier springe die Kirche mit ihrem sozialen Netzwerk ein.

Die offizielle Schließung der Grenzen zur Abwehr des Coronavirus verschärfe das ohnehin drängende Flüchtlingsproblem noch weiter. Durch die landesweite Ausgangssperre sei besonders die arme indigene Bevölkerung um die Möglichkeit gebracht, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Dadurch litten die Menschen augenblicklich Hunger. Wie Lauer Perez berichtet, sieht ein örtlicher Bischof seine Region und das ganze Land in der Corona-Krise noch in einem Frühstadium: „Das fängt jetzt erst richtig an.“ Adveniat will als Soforthilfe über die örtlichen Kirchengemeinden auch in Region um Apartadó Essen, Medikamente und Hygiene-Artikel verteilen.