Die bayerische Staatsregierung verbietet Genderformen im Schriftverkehr an Schulen, Hochschulen und Behörden. Die Begründung ist absurd.
KommentarGenderverbot – Söders Gedankenwelt hält mit der Gegenwart nicht Schritt
Es klingt wie ein Witz: Ausgerechnet zum 1. April verbietet die bayerische Staatsregierung aus CSU und Freien Wählern Schulen, Hochschulen und Behörden die Verwendung geschlechtersensibler Sprache. Und ausgerechnet Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder, der die Grünen als Verbotspartei bezeichnet, die anderen ihre Lebensart vorschreiben wolle, schreibt nun also selber vor, wie sich andere zu äußern haben.
Die Begründung kann absurder kaum sein: Diskursräume in der liberalen Gesellschaft seien offenzuhalten, verkündet die Staatsregierung, die die Logik offenbar nicht für sich gepachtet hat. Denn warum es einen Diskursraum verengt und Menschen ausschließt, wenn nicht nur Männer, sondern alle angesprochen werden, erschließt sich nicht.
Im Bayerischen Kabinett gibt es kaum Frauen
Dass sprachliche Formen das Denken prägen, ist nachgewiesen. Beim Wort Bauingenieur oder Professor entsteht in der Regel vor dem inneren Auge kein Bild einer Ingenieurin oder Professorin. Dass das in der Söder‘schen Gedankenwelt noch nicht angekommen ist, mag einen Grund haben: Bayerischer Minister – da braucht es kaum eine weibliche Form. Unter den 14 im bayerischen Kabinett befinden sich nur vier Frauen.
Das Thema Verständlichkeit von Texten, mit dem Söders Mannschaft auch argumentiert, ist in Schulen und Universitäten und anderswo längst angekommen: Empfohlen wird dort ein Umgang, in dem hier und da mal alle Bezugspersonen direkt angesprochen werden.
Dass an irgendeiner staatlichen Einrichtung eine Pflicht zur Gendersprache herrscht, hat auch die bayerische Staatsregierung nicht nachweisen können. Der Ideologie-Vorwurf fällt auf die CSU zurück, die ihn erhebt. Und als Verbotspartei kann sie sich nun selbst bezeichnen, kein Witz.