Grüne wechselt zur CDUDie Politik liebt den Verrat, nicht die Verräterin

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Melis Sekmen spricht in der Plenarsitzung

Die Bundestagsabgeordnete Melis Sekmen wechselt in die Unionsfraktion.

Einen solchen Übertritt gab es lange nicht mehr: Die grüne Bundestagsabgeordnete Melis Sekmen wechselt zu den Christdemokraten.

In der grünen Bundestagsfraktion zeigten sie sich am Montag überrascht. Zwar habe es mit der Abgeordneten Melis Sekmen mancherlei Probleme gegeben, hieß es. Doch mit einem Wechsel zur CDU habe man nicht gerechnet. Trotzdem ist es nun passiert. Aber was genau?

Was man sagen kann: Die Überläuferin ist eine 30-Jährige mit Karriereplan. So begann sie direkt nach dem Abitur mit Praktika bei grünen Europa- und Bundestagsabgeordneten, war zeitweilig als studentische Hilfskraft tätig und begann 2012 mit einem Studium, ohne dass von einem Abschluss etwas bekannt geworden wäre. Das ist typisch für heutige Politiker-Karrieren, nicht zuletzt bei den Grünen.

Melis Sekmen wechselt zur CDU: Ein Ausrufezeichen hinter der grünen Schwächephase

Der Übertritt zu den Christdemokraten hat jedenfalls etwas Unverfrorenes. Schließlich ist Sekmen erst 2021 über die grüne Landesliste ins Parlament eingezogen, nimmt ihr Mandat - wie andere Überläufer vor ihr - einfach mit und hat offenbar bereits einen Wahlkreis für die nächste Bundestags-Kandidatur im Auge. Skrupel hat sie dagegen eher nicht.

Für die Grünen ist die Personalie äußerst unerfreulich, wirkt sie doch wie ein Ausrufezeichen hinter der Schwächephase, in der sie sich ohnehin befinden. Schlimmer noch: Nach dem Mannheimer Attentat eines Afghanen, bei dem ein Polizist ums Leben kam, wird die Mannheimerin Sekmen zur Kronzeugin gegen die grüne Migrationspolitik. Das wiegt umso schwerer, als ihr Vater selbst türkischer Einwanderer ist. Eine junge Frau mit Migrationshintergrund und migrationskritischem Profil – das ist für die CDU wie ein Sechser im Lotto.

Und doch: Eine dauerhafte Karriere verheißt es noch nicht. Denn wenn stimmt, was sie bei den Grünen über Melis Sekmens Arbeitsweise sagen, dann dürfte sie auch bei der CDU früher oder später anecken. Und in der Politik gilt: Der Verrat wird geliebt, nicht aber die Verräterin. (rnd)

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