Düsseldorf zeigt, wie man es nicht macht: Dass sich Unternehmen aus dem Iran auf der Medica präsentieren durften, ist ein Affront für alle, die sich mit der demokratischen Bewegung im Iran solidarisieren.
Iran-Pavillon auf MedicaRechtlich zulässig, moralisch schwer erträglich
13 Unternehmen aus dem Iran haben sich auf der international größten Medizinmesse Medica in Düsseldorf vergangenen Woche präsentiert – samt üppiger Beflaggung der Iranischen Republik an allen Seiten des Pavillons. Rechtlich ist das zulässig – Medizinunternehmen sind nicht von den EU-Sanktionen gegen den Iran betroffen. Moralisch ist der Auftritt des Iran auf der Messe schwer erträglich.
Für alle, die sich mit der demokratischen Bewegung im Iran solidarisieren, bedeutete er einen Affront. Die Unternehmer wurden aus einem Land nach Deutschland geschickt, in dem seit vielen Wochen täglich Menschen, die für Freiheit und Gleichberechtigung demonstrieren, verhaftet, gefoltert und ermordet werden. Die Messe Frankfurt hat deswegen längst alle Geschäftsbeziehungen mit dem Iran eingefroren. Das sollte beispielgebend sein.
Die Stadt Düsseldorf hat im Fall des Iran-Pavillons gezeigt, wie man es nicht macht: Während das Presseamt Anfragen zum Messeauftritt des Iran unbeantwortet ließ, postete Oberbürgermeister Stephan Keller auf Instagram ein Statement, in dem er seine Solidarität mit der Bewegung im Iran bekundet – ohne den Messestand zu erwähnen. Die Stadt Düsseldorf ist Mehrheitsgesellschafterin der Messegesellschaft, OB Keller Aufsichtsratsvorsitzender der Messe. Den Iran-Pavillon zuzulassen und gleichzeitig seine Solidarität mit den Protestierenden im Iran zu bekunden, zeugt von Doppelmoral. Dass Keller für das Statement einen Shitstorm mit 900 Kommentaren bis Sonntagnachmittag erntete, verwundert nicht.
Der Geschäftsführer der Messe Düsseldorf hat bekundet, dass die „Ereignisse im Iran“ im Widerspruch zu den eigenen Werten stünden. Die Messe sollte nun schleunigst klären, was für Konsequenzen das für sie hat. Wenn sie weiter Unternehmen aus dem Iran einlädt, sollte sich Oberbürgermeister Keller für seine Solidaritätsbekundungen entschuldigen.
Der Fall sollte auch anderen deutschen Messegesellschaften zu denken geben: EU-Sanktionen und internationale Politik sind das eine – die eigene Haltung kann sich davon unterscheiden.