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Flut-Katastrophe im Ukraine-KriegBelegt dieses „Bomben-Auto“ russische Sabotage am Kachowka-Staudamm?

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto, das zehn Tage vor der Staudamm-Sprengung von einer Drohne aufgenommen wurde, zeigt ein weißes Auto auf dem Kachowka-Staudamm, es war mutmaßlich mit Sprengstoff gefüllt.

Das Foto, das zehn Tage vor der Staudamm-Sprengung von einer Drohne aufgenommen wurde, zeigt ein weißes Auto auf dem Kachowka-Staudamm, es war mutmaßlich mit Sprengstoff gefüllt.

Ein Drohnenbild eines weißen Autos auf dem zerstörten Staudamm könnte ein Beleg für eine Kreml-Verantwortung sein.

Neue Hinweise zum zerstörten Staudamm in der Ukraine: Ein Foto, eines mutmaßlich mit Sprengstoff beladenen weißen Autos, soll ein weiterer Beweis für eine russische Sabotage des ukrainischen Staudamms Kachowka sein. Das berichten unter anderem der britische „Guardian“ und die „New York Times“. Russland dementiert bislang, den Staudamm gesprengt zu haben. Die Folge war eine Umweltkatastrophe mit nach ukrainischen Angaben mindestens 50 Toten, tausende Personen mussten aus überschwemmten Regionen fliehen.

Kachowka-Staudamm: Drohnenaufnahme von weißem Auto deutet auf russische Sabotage hin

Ein neues Foto, das von einer ukrainischen Drohe am 28. Mai aufgenommen wurde – also zehn Tage bevor der Kachowka-Staudamm brach – liefert nun offenbar neue Hinweise. Das Foto, das von der Nachrichtenagentur Associated Press nun zur Verfügung gestellt wurde, zeigt ein weißes Auto, das mit Fässern und Sprengstoff beladen gewesen sein soll. Ein Kabel führt von dem Auto auf dem Staudamm zu der Seite des Flusses, das von russischen Streitkräften gehalten wird, berichtet „Guardian“.

Das Drohnen-Foto vom 28. Mai zeigt das weiße Auto, das mutmaßlich mit Sprengstoff gefüllt wurde, auf dem zerstörten Kachowka-Staudamm in der Südukraine.

Das Drohnen-Foto vom 28. Mai zeigt das weiße Auto, das mutmaßlich mit Sprengstoff gefüllt wurde, auf dem zerstörten Kachowka-Staudamm in der Südukraine.

Der Sicherheitsdienst der Ukraine (SBU) machte Moskau bereits mehrfach für die Zerstörung des Staudamms verantwortlich, so sollte etwa eine mitgeschnittene Ton-Aufnahme, die mutmaßlich zwei russische Soldaten beim Gespräch abgehört hat, die russische Schuld zeigen. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj machte den Kreml für die Sprengung und die Folgen für die ukrainische Region Cherson verantwortlich.

Unabhängig bewertet werden kann das nun vor einigen Tagen aufgetauchte Foto noch nicht. Laut „Guardian“ und „New York Times“ kann das Foto aber als wichtiges Puzzleteil verstanden werden in den Ermittlungen rund um die Zerstörung des Damms.

Das Institute for the Study of War, ein US-amerikanischer Thinktank, der das russische Vorgehen in der Ukraine seit Beginn des Krieges beobachtet, erklärte, dass „die Ausgewogenheit der Beweise, der Argumentation und der Rhetorik darauf hindeutet, dass die Russen den Damm absichtlich beschädigt haben“.

Kachowa in Cherson: Staudamm-Zerstörung hinterlässt riesige Schäden in der ukrainischen Landwirtschaft

Die mutmaßlich durch russische Truppen herbeigeführte Sprengung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine bringt neben dem menschlichen Leid auch riesige Schäden für Natur und Umwelt sowie für die Landwirtschaft mit sich. Die Schädigung des Ökosystems ist in ihrem ganzen Ausmaß noch nicht absehbar, wird aber nach Einschätzung von Experten gewaltig sein.

Die Nichtregierungsorganisation Ukraine Nature Conservation Group (UNNG) berichtet unter anderem über die Auswirkungen auf Fischbestände. „Zum Zeitpunkt des Terroranschlags beherbergte allein der Kachowka-Stausee nicht weniger als 43 Fischarten, von denen 20 von kommerzieller Bedeutung waren“, heißt es auf der UNNG-Website. Die Wiederherstellung dieser Bestände wird mindestens sieben bis zehn 10 Jahre dauern.“

Tausende Tonnen Fisch würden für die Versorgung fehlen. Ebenso würden zahlreiche Vogelarten, die in der Region nisten, verschwinden. Es sei derzeit noch nicht möglich, die gesamten Auswirkungen der Austrocknung des Stausees auf die Vogelpopulation abzuschätzen. Hinzukommen Umweltschäden durch ausgelaufene Treibstoffe und Chemikalien, die auch der Landwirtschaft in der Südukraine zu schaffen machen. Sie ist wegen ihre fruchtbaren Böden und der guten klimatischen Bedingungen von besonderer Bedeutung.

Das jetzige Überschwemmungsgebiet Cherson hatte 2021 einen Anteil von 21 Prozent an der Gesamtproduktion von Treibhausgemüse wie Tomaten, Gurken oder Melonen in der Ukraine, erläutert Per Brodersen, Geschäftsführer der German Agribusiness Alliance beim Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft, im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). (mit dpa)