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Karl Lauterbach zur Corona-Krise in Köln„Die Osterferien können wir abhaken“

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Lauterbach 091220

Karl Lauterbach hält Präsenzunterricht ohne Testungen für unverantwortlich und Spanienreisen für rücksichtslos

Köln hat den Inzidenz-Grenzwert von 100 gerissen. Was wäre jetzt die richtige Konsequenz?Karl Lauterbach: Wir müssen jetzt die vereinbarte Notbremse ziehen. Die hat nur einen Zweck, wenn sie nicht nur landesweit gilt, sondern auch für einzelnen Kreise und Kommunen im Land. Das heißt, die Öffnungen müssen wieder zurückgenommen werden auf den Stand vor dem 7. März. Wenn wir das nicht tun, werden die Fälle sehr stark steigen.

Heute kehren Schulen in NRW zum Präsenzunterricht zurück…

Das ist meines Erachtens verantwortungslos. Schulöffnungen sind nur dort verantwortbar, wo zweimal in der Woche getestet wird. Davon sind die meisten Schulen leider weit entfernt. Die Variante B117 führt zu hohen Ansteckungsraten gerade bei Schülern.

Wäre bei der Schulpolitik nicht ein landesweites Vorgehen wichtig?

Ja, das fordere ich ja jeden Tag. Eine Stadt von der Größe von Köln kann sich aber nicht hinter der Landespolitik verstecken. Es wird meistens nicht gehandelt, weil jeder die Verantwortung dem anderen zuschiebt wie eine heiße Kartoffel. Die Leidtragenden sind die Kranken und die Menschen, die in fünf Wochen sterben werden.

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Warum sind wir bei den Tests nicht schneller?

Alle setzen auf das Prinzip Hoffnung. Wir wussten im Herbst, dass wir Luftfilter brauchen würden, aber wir haben sie nicht beschafft. Wir wussten, dass wir Test für die Schulen benötigen würden, aber sie wurden nicht im nötigen Umfang bestellt. Alle wissen, dass die dritte Welle kommt, hoffen aber darauf wird, dass sie nicht so schlimm wird, wegen der steigenden Temperaturen. Es wird zu viel gehofft, und zu wenig ernsthaft vorbereitet.

Bringen der Frühling und die steigenden Temperaturen denn keine Entlastung?

Bei der alten Variante wären wir bei dem derzeitigen Impftempo auf der Zielgerade gewesen. Aber durch die Mutationen hat sich die Lage völlig verändert, weil die auf Saisonalität nicht so stark anspricht. Da muss noch mal eine sehr schwere Runde gelaufen werden.

Wie lange wird die dritte Welle dauern?

Das entscheiden wir selbst. Wenn wir zu spät reagieren, kann es sein, dass die 3. Welle bis zum Sommer geht. Für jede Woche, die man zu spät bremst, muss man nach hinten raus zwei Wochen länger im Shutdown bleiben.

Also können wir die Osterferien abhaken?

Ja, das ist leider so. Auch an Ostern kann es keine großen Familienfeiern oder Reisen geben. Da sollten wir uns an Weihnachten orientieren und Begegnungen mit den Angehörigen durch Tests absichern.

Lauterbach: „Auf Mallorca gelten die Kontaktbeschränkungen ja de facto nicht“

Wie passt das dazu, dass Reisen nach Mallorca wieder möglich sind?

Das passt gar nicht. Es besteht die Gefahr, dass wir uns durch Flugreisen die südafrikanische und die brasilianische Variante ins Land holen. Die können auch denen Probleme bereiten, die schon mal Corona hatten oder schon geimpft sind.

Bleibt es dabei, dass Mallorca-Rückkehrer keinen Test vorweisen müssen?

Darüber müssen wir jetzt reden. Auf Mallorca gelten die Kontaktbeschränkungen ja de facto nicht. Die Leute entgehen den Einschränkungen in Deutschland, infizieren sich und verstärken die Welle nach ihrer Rückkehr. Sie haben dann einen schönen, aber rücksichtslosen Urlaub gehabt. Das führt in einen harten Lockdown, bei dem nach Ostern Schulen und Kitas vielleicht wieder komplett dicht gemacht werden müssen.

Was sagen Sie dazu, dass die Impfung mit AstraZeneca wegen Komplikationen gestoppt wurde?

Auf der Grundlage der vorliegenden Daten halte ich das für einen Fehler. Die Prüfung ohne Aussetzung der Impfung wäre wegen der Seltenheit der Komplikation besser gewesen. AstraZeneca hat bei Senioren eine besonders gute Wirkung.

Kann die Außengastronomie am 22. März, wie geplant, wieder öffnen?

Das halte ich für falsch. Erst wenn wir brauchbare Testkonzepte stehen haben und die Fallzahlen stabil unter 100 sind, sollten wir die Außengastronomie wieder öffnen.