Dass Außenministerin Annalena Baerbock ihre Pazifik-Reise abbrechen muss, weil die Regierungsmaschine streikt, passt zur derzeitigen Stimmung im Land: Nichts funktioniert mehr richtig.
Kommentar zum RegierungsfliegerDeutschland macht sich zum Gespött der Welt
Es ist ja richtig: Keine Airline ist vor Problemen mit der Technik gefeit, Maschinen müssen repariert werden, Flüge fallen aus. Das ist für Crew und Passagiere immer ärgerlich. Nur gibt es darüber kein großes Aufsehen.
Und auch mit diesem Hinweis wird das Verteidigungsministerium recht haben: Technische Fehler bei der Flugbereitschaft für die deutschen Spitzenpolitiker kommen nicht öfter als bei normalen Fluglinien vor, die Flotte mit 16 Flugzeugen und drei Hubschraubern ist nur kleiner. Da fällt so etwas eher auf.
Nicht zu vergessen, dass in diesen Maschinen in der Regel eine Reihe von Journalistinnen und Journalisten sitzen, um über die Auslandsreisen des Bundespräsidenten, der Kabinettsmitglieder oder des Kanzlers zu berichten. Wenn es dann keine Reise gibt, weil der Regierungsflieger streikt, läuft auch das Minuten später in den Nachrichten.
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In Moskau und Peking wird man sich biegen vor Lachen
Doch der entscheidende Unterschied ist: Wenn Bundesaußenministerin Annalena Baerbock eine von langer Hand geplante wichtige Pazifik-Reise abbrechen muss, weil sich zweimal hintereinander die Landeklappen des - betagten - Airbus 340-300 nicht vollständig einfahren lassen, ist nicht nur der Druckschalter kaputt. Auch der politische Schaden ist groß.
Aus zweierlei Gründen. Erstens: Ein solcher Besuch, der übrigens alles andere als eine Lustreise ist, soll Signale der Verbundenheit mit den Zielländern aussenden und zugleich Abgrenzung von anderen Staaten und Werten zeigen. In diesem Fall ging es um die deutsche Anerkennung für Australien, Neuseeland und Fidschi für deren Unterstützung in den Vereinten Nationen bei der Verurteilung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sowie um die Neujustierung des internationalen Verhältnisses zu China.
Zweitens: Deutschland macht sich mit solchen Pannenflügen zum Gespött der Welt. Eine solche Reise wird monatelang von Mitarbeiterstäben minutiös vorbereitet. Zur Eröffnung der ersten deutschen Botschaft in dem Inselstaat Fidschi im Südpazifik hatte sich das ganze dortige Kabinett angesagt, auf die Rückgabe von Kulturgütern aus der Kolonialzeit an das indigene Volk der Kaurna in Australien hatten viele Ureinwohner jahrelang gewartet. Dazu die Termine mit den Regierungsmitgliedern in Australien und Neuseeland. In Moskau und Peking wird man sich biegen vor Lachen.
Murks Made in Germany
Und in Deutschland fließt Wasser auf die Mühlen jener, die schon länger glauben, dass Made in Germany nicht mehr für Qualität, sondern für Murks steht. Zu viele Baustellen, die wahrhaftigen im Straßenverkehr und auf Bahnstrecken und die politischen mit ungelösten Problemen wie der hohen Inflation, der schwachen Konjunktur, den Folgen des Energiewende.
Ganz zu schweigen von den Sorgen um den Klimawandel, der auch in Deutschland zunehmend zu spüren ist, und Russlands Krieg gegen die Ukraine, dessen Verlauf niemand vorherzusagen vermag.
Und dann haben wir auch noch im Fußball keinen Erfolg.
Airbus mit langer Pannengeschichte
Ein Wort zu dem betroffenen Airbus. Dieses Flugzeug hat eine lange Pannengeschichte. Der schlimmste Moment war 2018, als die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Olaf Scholz, damals Finanzminister, zum G20-Gipfel nach Argentinien fliegen wollte und wegen eines Totalausfalls des Funksystems schnell wieder umkehren musste. Weil sich dann auch noch die Klappen zum Ablassen des Kerosins nicht öffnen ließen, blitzte sogar der Gedanke an Sabotage auf. Die Maschine musste vollbetankt notlanden.
Am Ende ist alles gut gegangen. Auch Baerbock und ihrer Delegation ist nichts passiert. Das ist erst einmal das Wichtigste. Der Airbus wird jetzt aus dem Verkehr gezogen. Bei defekten Maschinen ist das immerhin möglich.
Und verlorenes Vertrauen kommt auch zurück, wenn nicht nur Regierungsflieger funktionieren.