In Moskau ist Donald Trump plötzlich ganz beliebt. Wolodymyr Selenskyj bleibt derweil beim Deal um Seltene Erden vorerst hart.
Geheime Anweisung an StaatsmedienKreml lobt „außergewöhnlichen“ Trump – und der erfüllt Putins Wunsch

Donald Trump ist derzeit beliebt in Moskau. (Archivbild)
Copyright: IMAGO / Newscom / GDA
Der Kreml zeigt sich zufrieden mit dem Vorgehen des US-Präsidenten Donald Trump und den jüngsten Attacken auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. „Dies ist ein Dialog zwischen zwei außergewöhnlichen Präsidenten“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Sonntag im staatlichen Fernsehen.
„Wichtig ist, dass uns nichts daran hindert, den politischen Willen der beiden Staatschefs umzusetzen“, fügte Peskow hinzu und bekräftigte erneut, dass Moskau bei den Gesprächen mit den USA nicht vorhat, die eigenen Bedingungen aufzugeben. „Niemand wird diese Gebiete jemals verkaufen“, erklärte Peskow mit Blick auf die von Russland illegal annektierten ukrainischen Regionen.
Kreml lobt „außergewöhnlichen“ Donald Trump
Keinen Hehl macht man im Kreml unterdessen daraus, dass man die jüngsten Streitigkeiten zwischen Washington und Kiew mit Vergnügen beobachtet. Selenskyj habe „wiederholt unangemessene Bemerkungen“ gegenüber Trump gemacht, erklärte Peskow. „Kein Präsident würde eine solche Behandlung tolerieren“, die Reaktion des US-Präsidenten sei daher „völlig verständlich“, hieß es aus dem Kreml, der laut Quellen der „Moscow Times“ zuletzt die staatlichen Medien angewiesen haben soll, fortan mit freundlichen Worten über Trump zu berichten.
Alles zum Thema Wolodymyr Selenskyj
- Laut Kiew Verhandlungen mit USA über Rohstoff-Abkommen in „finaler Phase“
- Dritter Jahrestag des Kriegs EU zeigt in Kiew Solidarität – „Heute sind wir alle Ukrainer“
- Moskau zufrieden mit US-Präsident Putin kommentiert Trump süffisant – Propagandisten bejubeln „schallende Ohrfeige“
- US-Experte warnt bei Lanz Donald Trump ist bereit, „die Ukraine zu opfern“
- Wutausbruch und Drohung Trump beschimpft Selenskyj als „Diktator“ – Scholz und Baerbock kontern
- „Unseriöses Angebot“ Fronten zwischen Trump und Selenskyj verhärten sich
- Regierung irritiert, Merz schockiert So reagiert Deutschland auf Trumps dramatischen Ukraine-Kurswechsel
Kremlchef Putin schwärmte unterdessen anlässlich des dritten Jahrestags der russischen Invasion in der Ukraine von seinen Soldaten. „Heute verteidigen sie unter Einsatz ihres Lebens und mit Mut entschlossen ihr Heimatland, ihre nationalen Interessen und die Zukunft Russlands“, erklärte der Kremlchef in einer Videobotschaft.
Freude in Moskau: „Russland und Amerika teilen die Welt auf“
Die Staatspresse stimmte in diese Lobhudelei mit ein: „Russland blieb standhaft und befreite darüber hinaus riesige Gebiete“, hieß es in einer Kolumne der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Novosti. „Millionen kluger, patriotischer und hart arbeitender Menschen sind zu uns zurückgekehrt.“
Auch der neue, wohlwollende Kurs gegenüber Trump wird in den russischen Propagandamedien offenkundig – wie angeblich vom Kreml gewünscht. „Die diplomatischen und wirtschaftlichen Erfolge Moskaus sind atemberaubend – Russland und Amerika teilen wie in alten Zeiten die Welt auf“, jubelte RIA-Kolumnistin Viktoria Nikiforowa über die jüngste Annäherung zwischen Putin und Trump. „Noch nie war der 23. Februar für uns so nah am Tag des Sieges“, hieß es weiter.
Trump-Gesandter erfüllt Putins nächsten Wunsch
Trump erfüllte unterdessen am Sonntag nahezu zeitgleich zum Lob aus dem Kreml erneut einen Wunsch. Wie Putin es stets behauptetet hatte, verkündete Trumps Sondergesandter Steve Witkoff am Sonntag gegenüber CNN, dass Russlands Krieg gegen die Ukraine „provoziert“ worden sei und verwies dabei auf Gespräche über einen Nato-Beitritt der Ukraine, die eine „Bedrohung für die Russen“ dargestellt hätten.
Damit übernahm Witkoff die Erzählung des Kremls – und stellte sich gegen die Einschätzung der vorherigen US-Regierung um Joe Biden, die stets von einem grundlosen Angriff gesprochen und betont hatte, dass jedes Land seine Bündnisse frei wählen dürfe. Eine Position, die vor einigen Jahren übrigens auch der Kreml noch vertreten hatte.
Wie Putin es will: Istanbul-Verhandlungen als „Richtschnur“
Das nächste Zugeständnis von Witkoff folgte kurz darauf: Die frühen Verhandlungen in Istanbul zwischen der Ukraine und Russland sollen für die weiteren Gespräche als „Rahmen“ und „Richtschnur“ dienen, erklärte Trumps Gesandter. Auch das entspricht Putins Wunsch, der in der Vergangenheit bereits mehrmals auf die Verhandlungen in Istanbul verwiesen hatte, die schlussendlich an inakzeptablen russischen Forderungen und den Kriegsverbrechen in Butscha gescheitert waren.
So hatte Moskau Berichten zufolge etwa darauf bestanden, bei möglichen Sicherheitsgarantien anderer Staaten stets ein Veto-Recht zu behalten. Damit hätte Moskau eine künftige Intervention der anderen Garantiegeber unterbinden können. Die ukrainische Armee sollte gemäß den russischen Wünschen zudem drastisch reduziert werden, auch ein Nato-Beitritt der Ukraine kam für Moskau nicht in Betracht.
Wolodymyr Selenskyj: „Trump ist nicht für immer“
Während die Trump-Regierung und der Kreml derzeit gut aufeinander zu sprechen sind, setzten sich die Spannungen zwischen Kiew und Washington am Wochenende unterdessen zunächst fort. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lehnte ein Abkommen über den Abbau Seltener Erden und anderer Rohstoff in den USA mit einem Wert von 500 Milliarden US-Dollar ab – und verweis darauf, dass die Ukraine nie eine derartige Summe aus Washington erhalten habe. Außerdem sei mit der Biden-Regierung vereinbar gewesen, dass es sich bei den Hilfsleistungen nicht um zurückzuzahlende Leihen gehandelt habe.

Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, beantwortet Fragen von Journalisten während einer Pressekonferenz.
Copyright: dpa
„Ich werde nichts unterschreiben, was zehn Generationen von Ukrainern zurückzahlen müssen“, sagte Selenskyj am Sonntag bei einer Pressekonferenz. „Trump ist nicht für immer, aber wir brauchen Frieden für viele Jahre“, fügte Selenskyj an. „Ich will dasselbe, was Donald Trump sagt: den Krieg so schnell wie möglich beenden“, fügte der Ukrainer an.
Selenskyj über Trump: „Ich möchte, dass er auf unserer Seite ist“
„Ich glaube, er will und wird uns helfen, ihn zu beenden. Aber die Taktik ‚Frieden durch Stärke‘ sollte in erster Linie gegenüber Russland angewendet werden. Wir sind Partner und ich möchte, dass er auf unserer Seite ist“, erklärte Selenskyj und bot schließlich seinen Rücktritt im Tausch für eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine an.
Trotz der erneuten Ablehnung und der deutlichen Worte aus Kiew folgte diesmal keine sofortige Breitseite des US-Präsidenten, der Selenskyj in der Vorwoche noch als „Diktator ohne Wahlen“ geschmäht hatte. Die Gespräche über einen möglichen Deal liefen trotz des öffentlichen Geplänkels offenbar produktiv weiter. „Die ukrainischen und amerikanischen Teams befinden sich in der Endphase der Verhandlungen“, erklärte die ukrainische Justizministerin Olga Stefanishyna am Montag auf der Plattform X.
CDU wird deutlich: „Die Ukraine muss den Krieg gewinnen“
Selenskyj empfing derweil zahlreiche europäische Regierungschefs und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Jahrestag des russischen Angriffs in Kiew. „Drei Jahre Widerstand. Drei Jahre Dankbarkeit. Drei Jahre absoluten Heldenmuts der Ukrainer. Ich bin stolz auf die Ukraine“, erklärte Selenskyj.
„Wir stehen weiter an ihrer Seite – für einen gerechten und dauerhaften Frieden“, erklärte unterdessen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Die Partei seines wahrscheinlichen Nachfolgers, Friedrich Merz, wurde am Montag unterdessen noch deutlicher. „Die Ukraine muss den Krieg gewinnen“, hieß von der CDU auf einer Grafik. In Kiew dürfte man das gerne gehört haben. Scholz hatte diese Formulierung stets gemieden.