Moskau – Olaf Scholz ist bei seinem Besuch in Moskau auf Distanz gegangen – allerdings nur im übertragenden Sinne: Gemeinsam mit Wladimir Putin nahm er an dem sechs Meter langen Tisch Platz und saß möglichst weit von dem russischen Präsidenten entfernt. Der Tisch hatte einen Hype erfahren, als der französische Präsident Emmanuel Macron in Russland zu Besuch war.
Olaf Scholz setzt bei Putin auf Diplomatie und Gemeinsamkeiten
Während der Kreml bestätigte, einige Truppen an der ukrainischen Grenze abziehen zu wollen, setzte der Bundeskanzler voll auf Gemeinsamkeiten und Diplomatie. Europa befinde sich derzeit in einer „schwierigen Situation“, darüber wolle er mit Putin sprechen. Er sei froh, „dass das jetzt möglich ist“, sagte Scholz.
Denn es sei „das Wichtigste“, dass Probleme durch „gute Gespräche miteinander“ gelöst würden, berichtet die Nachrichtenagentur afp. Eine Distanz zwischen den Staatschefs gab es wohl vor allem räumlich.
Olaf Scholz lehnt russischen PCR-Test ab
Der Grund für den großen Abstand ist derselbe wie beim Besuch des französischen Präsidenten Macron: Olaf Scholz lehnte es ab, einen russischen PCR-Test zu machen, der benötigt wird, um den Kreml zu betreten.
Stattdessen lies sich der Bundeskanzler von einer Ärztin der deutschen Botschaft testen. Die russischen Gesundheitsbehörden seien eingeladen worden, bei dem Test dabei zu sein, hieß es aus dem Umfeld des Kanzlers. Ein Testgerät sei aus Deutschland mitgeführt worden.
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Kremlsprecher Dmitri Peskow meinte, dass die Ablehnung des Tests keine Auswirkung habe auf die Gespräche im Kreml. Es gehe um reine Vorsichtsmaßnahmen, der Abstand zwischen Putin und Scholz sei deshalb größer als sonst üblich. „Aber das beeinflusst weder den Charakter des Treffens noch die Inhalte oder die Dauer.“
Scholz selbst, seine gesamte Delegation und die mitreisenden Journalisten - zusammen mehr als 50 Personen - mussten schon vor der Abreise aus Deutschland insgesamt drei negative PCR-Tests vorlegen. Auch der französische Präsident Emmanuel Macron hatte bei seinem Besuch in Moskau vor wenigen Tagen einen russischen PCR-Test abgelehnt.
Szenen von Putin und Macron vielfach geteilt
Die Folge waren drastische Abstandsregeln bei dem Gespräch im Kreml: Putin und Macron nahmen an den Enden eines sechs Meter langen, weißen Tisches Platz. Auch bei der Pressekonferenz standen die Rednerpulte mehrere Meter voneinander entfernt. Andere Kollegen hingegen empfing Putin auch in Pandemiezeiten mit Händeschütteln und intensiven Umarmungen.
Die Szenen des ungewöhnlich großen Abstands wurden vielfach in sozialen Medien geteilt und verhalfen so dem Tisch zu einer gewissen Berühmtheit. Einige Userinnen und User veränderten die Szene, so kursierte vor allem ein Clip, der Putin und Macrons auf einer Wippe statt eines Tischs zeigt (mab mit dpa/afp)