Kommentar zur neuen Schulministerin FellerSchwieriges Amt, vielversprechende Wahl
Düsseldorf – Zuletzt waren Gerüchte ins Kraut geschossen, als neuer Bildungsminister in Nordrhein-Westfalen könne Nathanael Liminski berufen werden. Die bereits jetzt erkennbare Zustimmung für Dorothee Feller (CDU) verdankt sich dennoch weniger der Erleichterung angesichts die Tatsache, dass der einstige Mitbegründer der „Generation Benedikt“ Chef der Staatskanzlei bleibt.
Von der bisherigen Regierungspräsidentin aus Münster ist vielmehr mit guten Gründen zu erwarten, dass sie dem Koloss Schulministerium etwas mehr Bewegungsfreiheit verschafft. Als Verwaltungsjuristin kennt sie sich mit der Steuerung großer Apparate aus, und gerade auf die Flexibilisierung des Schulsystems hat sie in ihrer Zeit in Westfalen Wert gelegt. Dazu gehörte auch, dass sie Schülerinnen und Schüler sowie Eltern immer zum Mitwirken ermunterte. Ihre Berufung ist aus diesen Gründen eine vielversprechende Wahl.
Pandemie ist nicht vorbei
Dabei sind die vor ihr liegenden Aufgaben immens. Die Corona-Pandemie, die der Vorgängerin Yvonne Gebauer (FDP) so sehr zu schaffen machte, ist noch nicht vorbei – und die bereits verursachten Probleme wie Lernrückstände längst nicht ausgeräumt. Hinzu kommt der Mangel an Lehrkräften, der, als wäre er nicht ohnehin eklatant genug, durch die ukrainische Flüchtlingskrise noch einmal verschärft wird.
Schwarz-Grün will in großer Zahl neue Stellen schaffen, doch wird man diese nur besetzen können, indem man den Zugang zum Lehramt erleichtert, wobei man es keinem Ausverkauf preisgeben darf. Ein Balanceakt. Gerechtere Bezahlung ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, aber auch Quereinstiege müssen stärker als bislang ermöglicht werden. Auch an diesem Punkt ist Flexibilität gefragt.
CDU hat sich bei Bildungsfragen hinter der FDP versteckt
Die CDU hat es in den vergangenen Jahren versäumt, ihr bildungspolitisches Profil zu schärfen, im Gegenteil: Sie hat sich geradezu hinter dem kleineren Koalitionspartner FDP versteckt und diesem das schwierige Politikfeld mehr oder weniger überlassen.
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Nun muss Dorothee Feller beweisen, dass sie die Bildung modernisieren kann, nicht zuletzt, indem sie den vernachlässigten Herausforderungen der Digitalisierung begegnet. Aber auch im Hinblick auf eine zunehmend heterogene Gesellschaft und sich vielfältig aufspaltende Berufsperspektiven muss die Schule zeitgemäß werden. Herausforderungen hat Feller bislang gut gemeistert. Das ist ihr auch für ihre neue Herkulesaufgabe zu wünschen.