Was passiert mit Putins Militärstützpunkten in Syrien? Darüber gibt es unterschiedliche Berichte.
Weitere Niederlage für Putin?Russische Truppen ziehen sich offenbar in Syrien zurück
Seit fast neun Jahren ist Russland in Syrien militärisch präsent. 2015 begann Wladimir Putins Unterstützung für die syrischen Regierungstruppen im Kampf Baschar al-Assads gegen die eigene Bevölkerung. Das Kapitel Assad ist inzwischen beendet, der Tyrann ist mit seiner Familie nach Russland geflohen, Syrien an neue Machthaber unter Führung der islamistischen Miliz Hajat Tahrir al-Scham (HTS) gefallen. Berichten zufolge ziehen sich nun auch die russischen Truppen in dem Land weiter zurück.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, ziehe Russland sein Militär von den Frontlinien im Norden Syriens und von Posten in den Alawiten-Bergen ab. Es gehe vor allem um schweres Gerät, das zu den russischen Stützpunkten gebracht und dort verladen werde. Besonders aus den Gebieten östlich des Euphrat-Flusses ziehen sich die Russen laut „Frankfurter Rundschau“ zurück. Dort stehen weite Teile unter Kontrolle der kurdischen PKK/YPG-Miliz.
Auch die „Bild“-Zeitung berichtet unter Berufung auf den britischen Sender „Channel 4“, dass sich ein Konvoi von 150 russischen Militärfahrzeugen in Richtung des Luftwaffenstützpunkt Hmeimim in der Nähe der Hafenstadt Latakia bewegt habe. Dies hätten Luftbilder belegt. Auch seien alle russischen Marineschiffe nach US-Angaben bereits vollständig aus dem Hafen von Tartus ausgelaufen.
Russland unterhält in Syrien den Marinestützpunkt Tartus an der Mittelmeerküste und den Luftwaffenstützpunkt Hmeimim. Sie gelten als die strategisch wichtigsten militärischen Außenposten des Kremls. Von hier aus werden die russischen Söldner in vier afrikanischen Staaten versorgt.
Es soll sich laut Reuters bei den derzeit stattfindenden Operationen allerdings nicht um einen vollständigen Rückzug Russlands aus Syrien handeln. Die Nachrichtenagentur beruft sich auf syrische Quellen. Demnach würden nur ein Teil der Ausrüstung sowie hochrangige syrische Armeeoffiziere nach Russland ausgeflogen. Auch von Seiten der neuen Machthaber in Syrien wird demnach die russische Militärpräsenz derzeit nicht grundsätzlich in Frage gestellt.
Verlust der syrischen Stützpunkte wäre weitere Niederlage für Putin
Offenbar gibt es Gespräche zwischen den Rebellen in Syrien und Moskau. Die russische Nachrichtenagentur Tass berichtete am Freitag, dass der Kreml mit den syrischen Behörden über die Beibehaltung seiner Militärstützpunkte verhandle. Russland habe „vorübergehende Sicherheitsgarantien“ erhalten, heißt es. Die Militärstützpunkte funktionierten wie gewohnt, so der Bericht weiter.
Ein Verlust der beiden Stützpunkte wäre für Putin eine weitere herbe strategische Niederlage. Ohnehin ist der Kreml in der Defensive, seitdem die Aufständischen innerhalb kürzester Zeit die Macht in Syrien an sich reißen und Assad vertreiben konnten. Putin gelang es nicht, Assads Regime zu stärken und dessen Machtverlust zu verhindern. Dies würde die Glaubwürdigkeit Putins bei dessen Verbündeten untergraben, urteilte das US-Institut für Kriegsstudien (ISW).