Nowitschok-Herstellung?Deutsche Firma soll Chemikalien nach Russland geliefert haben

Ermittler haben verschiedene Standorte eines Chemie-Unternehmens durchsucht (Symbolbild).
Copyright: dpa
Stade – Ein Unternehmen aus Norddeutschland soll einem Bericht zufolge Chemikalien für Kampfstoffe nach Russland geliefert haben. Der Betrieb aus dem niedersächsischen Lilienthal soll in mehr als 30 Fällen ohne entsprechende Genehmigung chemische Substanzen und Laborbedarf nach Russland ausgeführt haben, berichteten Nord- und Westdeutscher Rundfunk sowie „Süddeutsche Zeitung“ am Dienstag.
Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Stade sagte, dass Ermittler wegen eines Verdachts des Verstoßes gegen das Außenwirtschaftsgesetz am Dienstag zu einer Durchsuchung ausgerückt seien. Es sollen demnach unerlaubte Ausfuhren nach Russland erfolgt sein. Sieben Objekte in Nord- und Süddeutschland wurden durchsucht, 50 Beamte waren im Einsatz. Weitere Details nannte die Staatsanwaltschaft nicht.
Deutsches Unternehmen lieferte an russischen Chemiegroßhändler
Laut Bericht soll es sich unter anderem um chemische und biologische Stoffe handeln, die als Grundstoffe für die Herstellung von Kampfstoffen genutzt werden könnten. Es seien sogenannte Dual-Use-Güter, die auch für legale Zwecke exportiert worden sein könnten. Das Unternehmen soll zudem Laborbedarf an einen russischen Chemiegroßhändler geliefert haben, welcher wiederum Speziallabors des russischen Militärs und des Geheimdiensts FSB beliefert haben soll.
Alles zum Thema Westdeutscher Rundfunk
- lit.Cologne 2025 Welchen Titel die Biografie von Ex-FC-Kapitän Jonas Hector hätte
- „Ein Witz“ Heidi Reichinnek geht bei „Hart aber fair“ auf CDU-Politiker los
- lit.Cologne 2025 Die Zukunft ist noch nicht verloren
- Jazz als Schulfach Stadtgymnasium Porz nimmt Swing in den Lehrplan auf
- Inklusion Arbeiten, leben, lieben – Lily und Marie gehen ihren Weg mit Down-Syndrom
- „Er ist ein Raubtier“ Tochter des Serienvergewaltigers Pelicot sorgt bei Maischberger für Stille
- Maja Göpel bei der lit.Cologne Warum gesellschaftlicher Mut zur Verändeurng rasant unterschätzt wird
Das deutsche Unternehmen soll Kleinstmengen von wenigen Gramm oder Milligramm nach Russland ausgeführt haben. Diese könnten allerdings bereits für Waffenprogramme eine wichtige Rolle spielen, hieß es im Bericht unter Berufung auf Chemiewaffenexperten. Möglicherweise soll das Unternehmen Substanzen geliefert haben, die zur Herstellung des Nervengifts Nowitschok genutzt werden könnten.
Alexej Nawalny wurde mit Nowitschok vergiftet
In den vergangenen Jahren habe auch der Verfassungsschutz den Betrieb ins Visier genommen. Grund dafür sei, dass die USA den Betrieb als Folge des Anschlags auf den russischen Regierungskritiker Alexej Nawalny auf eine Sanktionsliste gesetzt hatten.
Nawalny war 2020 mit einem Nervengift der Nowitschok-Gruppe vergiftet und anschließend in Deutschland behandelt worden. Im Januar 2021 wurde er bei seiner Rückkehr aus Deutschland in Moskau am Flughafen festgenommen. Der 46-Jährige ist der prominenteste Kritiker des russischen Staatschefs Wladimir Putin und wurde durch den Aufruf zu Massenprotesten und die Enthüllung von Korruptionsfällen in Russland bekannt. Er sitzt derzeit in einer Strafkolonie eine neunjährige Haftstrafe wegen Vorwürfen der Veruntreuung ab. Die Vorwürfe bezeichnet er als politisch motiviert. (afp)