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Ländervergleich im Bildungsmonitor 2023So schlecht schneiden NRW-Schulen ab – Institut stellt Lösungen vor

Lesezeit 5 Minuten
Schülerinnen und Schüler einer Grundschule sitzen in ihrem Klassenraum. Das Institut für Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) hat mit dem Institut für Deutsche Wirtschaft Köln den Bildungsmonitor 2023 veröffentlicht. NRW schneidet im bundesweiten Vergleich erneut schlecht ab. (Symbolbild)

Schülerinnen und Schüler einer Grundschule sitzen in ihrem Klassenraum. Das Institut für Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) hat mit dem Institut für Deutsche Wirtschaft Köln den Bildungsmonitor 2023 veröffentlicht. NRW schneidet im bundesweiten Vergleich erneut schlecht ab. (Symbolbild)

Auch NRW-Schulministerin Dorothee Feller reagierte auf den Bildungsmonitor und das schlechte Abschneiden von NRW.

Nordrhein-Westfalen hat im Ländervergleich bei der Bildung erneut schlecht abgeschnitten. Das Institut für Neue Marktwirtschaft (INSM) hat am Mittwoch den Bildungsmonitor 2023 vorgestellt, NRW belegt wie im Vorjahr Rang 13 der 16 Bundesländer. „Unser Schulsystem hat große Herausforderungen zu bewältigen“, kommentierte NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) den Bildungsreport.

Generell ist die Langzeitanalyse der Bildungsangebote mit den Daten von 2021 alarmierend: „Das Bildungsniveau in Deutschland verschlechtert sich dramatisch“, stellt der Bericht fest. Den Spitzenplatz im diesjährigen Bildungsranking erreicht Sachsen, Schlusslicht des Bildungsmonitors 2023 ist Bremen.

INSM-Bildungsmonitor 2023: Nordrhein-Westfalen belegt erneut Platz 13 im Ländervergleich

Das INSM untersucht für den jährlichen Report das Bildungsangebot von Kindergärten über Schulen und Lehrstellen bis zur Hochschule. Seit 2004 gibt es das Ranking, das mittlerweile 98 Indikatoren abklopft: Von der Zahl der Schulabbrecher bis zur Zahl der frisch gekürten Doktoren. Gebündelt werden diese Indikatoren dann in zwölf Kategorien wie Schulqualität und Integration oder Bildungsarmut und Digitalisierung.

Das sind die wichtigsten Erkenntnisse des Bildungsmonitors 2023 für Nordrhein-Westfalen und die jeweiligen Plätze im Bundesvergleich.

Zeiteffizienz (Platz 4): In dieser Kategorie schneidet NRW gut ab. Nur 1,1 Prozent der Grundschülerinnen und Grundschüler wurden zu spät eingeschult, bundesweit liegt der Schnitt bei 6,7 Prozent. In der Sekundarstufe I wiederholen außerdem laut Report nur 2,7 Prozent (BW: 2,8) der Kinder die Schulklasse. NRW ist obendrein beliebt fürs Studium: Mit 72,9 Prozent angefangenen Bachelorstudiengängen liegt NRW vor dem Bundesdurchschnitt von 69,8 Prozent.

Inputeffizienz (Platz 6): NRW gibt sehr viel Geld für Material aus im Vergleich zum Personal, stellt der Report fest. „An den Hochschulen betrug die Relation der Sachausgaben zu den Personalausgaben 51,4 Prozent und im Bundesdurchschnitt nur 38 Prozent“, heißt es. In NRW (56,4) verließen außerdem weniger Lehrerinnen und Lehrer die Schulen wegen Dienstunfähigkeit als im Bundesschnitt (54,8).

Die Grafik zum INSM-Bildungsmonitor 2023 zeigt, wie Nordrhein-Westfalen im bundesweiten Vergleich abgeschnitten hat. Untersucht wurden 96 Indikatoren, die in zwölf Kategorien gebündelt wurden, NRW erreicht im Ländervergleich insgesamt Rang 13.

Die Grafik zum INSM-Bildungsmonitor 2023 zeigt, wie Nordrhein-Westfalen im bundesweiten Vergleich abgeschnitten hat. Untersucht wurden 96 Indikatoren, die in zwölf Kategorien gebündelt wurden, NRW erreicht im Ländervergleich insgesamt Rang 13.

Betreuungsbedingungen (Platz 16): Hier schneidet NRW besonders schlecht ab, letzter Platz im Ländervergleich. „Im Jahr 2021 bestanden an den Hochschulen die schlechtesten Betreuungsrelationen in Deutschland“, heißt es im Report. Auf eine Lehrkraft kamen 24,7 Studierende, bundesweit sind es 17,2. NRW hat außerdem die größten Klassen von allen Bundesländern, auch wenn die Schüler-Lehrer-Relation an Grundschulen verbessert wurde.

Ausgabenpriorisierung (Platz 15): Wenn es ums Geld für Bildung geht, steht NRW nicht gut da und belegt im relativen Ländervergleich den vorletzten Platz. So gibt NRW laut Bildungsmonitor pro Grundschülerin und -schüler 7000 Euro aus, bundesweit sind es 8000. Auch bei den Universitäten gibt NRW weniger aus als im Bundesdurchschnitt.

Berufliche Bildung (Platz 15): „Die schlechte Platzierung Nordrhein-Westfalens in diesem Handlungsfeld ist vor allem auf die beruflichen Vollzeitschulen zurückzuführen“, heißt es in dem Report. Nur 67,7 Prozent beendeten Berufsschulen, Fachoberschulen oder Fachschulen – in keinem anderen Bundesland ist die Quote so niedrig, der bundesweite Schnitt liegt bei 80 Prozent.

Bildungsarmut (Platz 14): Viertklässlerinnen und Viertklässler aus NRW sind im Vergleich im Schnitt nicht so weit wie in anderen Bundesländern. So wiesen überdurchschnittlich viele Schülerinnen und Schüler nur die „unterste Kompetenzstufe“ beim Lesen, Hörverstehen oder Mathe auf. Ein Lichtblick für NRW: Die Quote der Schulabgängerinnen und -abgänger ohne Abschluss ist mit 5,5 Prozent geringer als im Bundesdurchschnitt (6,2 Prozent).

Bildungsmonitor 2023: INSM und IW Köln stellen drei Säulen zur Lösung der Bildungsprobleme vor

Erstellt wurde die Studie gemeinsam mit dem Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Studienleiter Axel Plünnecke sagt zum Ergebnis: „Die Kitas und Schulen haben noch keine gute Antwort darauf gefunden, dass die Schülerschaft in den vergangenen Jahren deutlich heterogener wurde, ein steigender Anteil zu Hause nicht Deutsch spricht oder nur wenige Bücher im Haushalt besitzt.“

Damit wären die Ergebnisse für Kinder aus migrantischen Familien und bildungsfernen Haushalten besonders stark gesunken. „Internationale Vergleiche zeigen, dass es anderen Ländern besser als Deutschland gelingt, den Bildungserfolg von der familiären Herkunft zu entkoppeln“, kommentiert Plünnecke. Als Lösungen für das schwächere Bildungsniveau legt das Institut drei wesentliche Säulen vor.

  1. 1. Ungleichheiten reduzieren durch bessere Bildungschancen: Darunter fällt etwa eine verbesserte Schulqualität, die „herkunftsunabhängig Ungleichheiten abbaut“, oder ein Stärken von Lehrkräften und Eltern.
  2. 2. Neue Ungleichheiten vermeiden: Schulen müssen laut INSM die Chancen der Digitalisierung nutzen und die digitale Infrastruktur ausbauen. Außerdem sollten Schulen und Unis besser auf die digitale Transformation vorbereiten, etwa mit Informatik als verpflichtendem Schulfach.
  3. 3. Demokratische Kompetenzen vermitteln: Das INSM will bereits in der Grundschule demokratische Grundprinzipien vermitteln und so auch einen verbindlichen Bildungsstandard etablieren. Des Weiteren sollten Schulen Resilienz und Weltoffenheit als Teil des Unterrichts fördern.

INSM-Geschäftsführer Thorsten Alsleben forderte eine „Zeitenwende in der Bildungspolitik“. Deutschland verliere in vielen Bereichen den Anschluss an die Weltspitze, seit einigen Jahren auch in der Bildungspolitik. In der Mitteilung zum Bildungsmonitor 2023 sagte Alsleben: „Bildung ist der Schlüssel, um Deutschland aus der Abwärtsspirale zu holen. Wann handeln Bund und Länder endlich?“

Bildungsmonitor 2023: NRW-Schulministerin Dorothee Feller sieht bereits Verbesserungen

Auf die Ergebnisse des Bildungsmonitors 2023 reagierte NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) vergleichsweise gelassen: „Der Bildungsmonitor hat keine neuen Erkenntnisse hervorgebracht, sondern fasst zusammen, was spätestens seit dem jüngsten IQB-Bildungstrend bekannt ist: Unser Schulsystem hat große Herausforderungen zu bewältigen“, teilte das Schulministerium am Mittwoch.

NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU)

NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU)

Als größtes Problem nannte Feller den Mangel an Lehrkräften, der seit Jahren gewaltiges Thema in NRW ist. Laut Feller sei dieser trotz aller Anstrengungen nicht von heute auf morgen zu beheben. „Umso wichtiger, dass wir uns direkt in den ersten Monaten meiner Amtszeit um kurzfristige Lösungen gekümmert haben, die schon in diesem Schuljahr in den Schulen angekommen sind. Dazu gehört, dass wir die vorhandenen Lehrerinnen und Lehrer so einsetzen, dass alle Schülerinnen und Schüler in ganz Nordrhein-Westfalen bessere Bildungschancen haben“, so die Bildungsministerin.

Als eine kurzfristige Lösung nannte Feller neben den Alltagshelferinnen und Alltagshelfern die eingeführte Lesezeit von mindestens dreimal 20 Minuten in der Woche. Insbesondere die Lesezeit wurde von der SPD-Opposition attackiert und als „Witz“ bezeichnet. Feller verteidigte die Neuerung: „Diese Form der systematischen Leseförderung an Grund- und Förderschulen haben wir in den vergangenen Monaten intensiv vorbereitet. Für Nordrhein-Westfalen ist der Bildungsmonitor also kein Weckruf, sondern die Vergewisserung, dass wir wichtige und richtige Schritte eingeleitet haben“, so die NRW-Schulministerin.


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