Laut Studie gilt die Gegend rund um Köln als Glücksregion. NRW gilt als „Overperformer“– obwohl man das auf den ersten Blick nicht vermuten würde.
GlücksatlasBesonders zufrieden sind Menschen in Köln und der Region
Die Einwohnerinnen und Einwohner Nordrhein-Westfalens gehören zu den zufriedensten Menschen in ganz Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt der am Dienstag veröffentlichte „Glücksatlas“, eine regelmäßig veröffentlichte Studie zur Lebenszufriedenheit der Deutschen.
Auf einer Skala von null bis zehn bewerteten die Befragten in NRW ihre Lebenszufriedenheit im Mittel mit 7,17 Punkten, 2023 lag der Wert noch bei 7,0. Das Glücksniveau liegt damit wieder exakt auf dem des Vor-Corona-Jahrs, nachdem es während der Pandemie deutlich auf einen Tiefpunkt von 6,73 Punkten abgesackt war.
Dieser Trend ist auch deutschlandweit erkennbar. „Wir haben die Corona-Folgen weitgehend überwunden“, so Bernd Raffelhüschen, wissenschaftlicher Leiter der Studie. Stark sei die Lebenszufriedenheit vor allem bei denjenigen gestiegen, die in der Pandemie besonders betroffen waren: Alleinlebende, Jugendliche und junge Erwachsene sowie berufstätige Mütter zum Beispiel.
Luft nach oben gibt es laut Raffelhüschen gerade im sozialen Kontext aber immer noch. Gesellige Treffen mit der Familie oder im Freundeskreis seien seltener als früher, psychische Erkrankungen nehmen zu.
Deutlichere Anstiege der Zufriedenheit seien hingegen unter anderem beim Einkommen zu beobachten. Grund seien nicht nur der Rückgang der Inflation, sondern auch Tarifabschlüsse und Lohnerhöhungen. Insgesamt, so Raffelhüschen, mache die Lebenszufriedenheit hierzulande einen Sprung. „Deutschland ist wieder auf Glückskurs“, sagt er.
Dieser bundesweite Glückskurs drückt sich im Durchschnitt mit einem Wert von 7,06 Punkten aus – NRW liegt also 0,11 Punkte darüber. Das bevölkerungsreichste Bundesland reiht sich damit im diesjährigen Länderranking auf dem vierten Platz ein – eine Verbesserung um eine Position gegenüber 2023.
Vor NRW liegen Hamburg (Platz 1), Bayern (Platz 2) und Schleswig-Holstein (Platz 3). Rheinland-Pfalz folgt dahinter, während sich der Osten im Mittelfeld und mit Berlin (Platz 15) und Mecklenburg-Vorpommern (Platz 16) am unteren Ende einreiht.
Nach Corona: Kluft zwischen West- und Ostdeutschland steigt wieder an
Auffällig ist, dass die Kluft zwischen Ost- und Westdeutschland wieder größer geworden ist. Die während der Corona-Pandemie zu beobachtende Durchmischung der Regionen habe nachgelassen, heißt es in der Studie. Das ostdeutsche Glücksniveau liegt mit 6,79 Punkten 0,34 Punkte unterhalb des westdeutschen (7,13). 2021 war dieser Unterschied fast verschwunden. „Im Aufstieg der Zufriedenheit wachsen die Differenzen. In der Frustration ist man gleich“, resümierte Raffelhüschen.
Unterschiede ergeben sich laut Glücksatlas auch bei einem gesonderten Blick auf Nordrhein-Westfalen: Innerhalb des Landes ist die Lebenszufriedenheit recht ungleich verteilt. Besonders positiv bewerteten die Menschen aus der Region rund um Köln ihr Leben (7,17 Punkte). Etwas besser schneiden Düsseldorf, das Münsterland (beide 7,25 Punkte) und Westfalen (7,22 Punkte) ab. Dagegen sind die Menschen aus dem Ruhrgebiet mit Abstand am unzufriedensten, sie fallen mit 6,9 Punkten zurück.
Laut Studie sind Köln und Umgebung Glücksregionen
„Ohne das Ruhrgebiet würde sich NRW vermutlich auf den Plätzen eins, zwei oder drei wiederfinden“, sagt Raffelhüschen. Denn Großteile des Landes gelten der Studie zufolge als Glücksregionen. Und das, obwohl NRW laut objektiver Kriterien – dazu gehören unter anderem Kaufkraft, Gesundheitsversorgung und Sicherheit – im unteren Mittelfeld auf Platz zwölf rangiert.
NRW zeige eindrucksvoll, wie stark „objektive Fakten“ und subjektives Wohlbefinden auseinanderklaffen können, so die Studienautoren. Der Glücksatlas ordnet das Land deshalb als „Overperformer“ in Sachen Lebenszufriedenheit ein. Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen, regionaler Ungleichheiten und sozialer Probleme seien die Menschen überraschend glücklich – deutlich mehr, als es die objektiven Lebensumstände vermuten ließen. Glück, so heißt es in der Studie, hänge eben nicht allein von Einkommen oder Arbeitslosenquoten ab. Es ist auch eine Mentalitätsfrage.
Der jährlich veröffentlichte „Glücksatlas“ wurde von der Universität Freiburg mit Unterstützung der Süddeutschen Klassenlotterie (SKL) erstellt. In regelmäßigen Interviews wurden von Juli 2023 bis Juni 2024 nach Angaben der Autoren 12.452 Menschen ab 16 Jahren befragt.