Wer bückt sich nach den Krümeln? Wer kümmert sich um die Kinder? Wem gehört das Geld? Wie viel Freizeit hat jeder? Drei Paare gewähren Einblicke in ihren Alltag.
Haushalt, Kinder, Job, GeldDrei Paare erzählen, wie sie versuchen, gleichberechtigt zu leben
Das Bild, das Sonja von sich hat, leuchtet in starken Farben: „Ich habe einen Job und zwei Kinder, um die ich mich kümmere. Vielleicht nehme ich an weiteren Fortbildungen teil. Ich schaffe das alles. Das funktioniert.“ Mit ihrem Mann Timo will die Kölnerin vor allem ihren Töchtern, aber auch der Gesellschaft vorleben, dass eine Partnerschaft auf Augenhöhe funktioniert, dass sich niemand unter- oder überordnen muss.
Timo hat mit althergebrachten Rollenbildern auch nicht viel am Hut. Er will aufbrechen, strebe nach Gleichberechtigung. Er sagt:„ Ich muss auch nicht aus Ego-Gründen Vollzeit arbeiten. Es macht mich eher stolz, wenn andere sagen: Boah, der Timo macht aber viel zu Hause und mit den Kindern.“
Warum Sonja und Timo dennoch manchmal im Alltag an ihren hohen Ansprüchen scheitern und warum es manchmal gar nicht so leicht ist, alles gleichberechtigt auszutarieren, lesen Sie hier im Interview, das wir mit den beiden getrennt voneinander geführt haben.
Haushalt, Erwerbstätigkeit, Kinderbetreuung, Finanzen - noch immer sind die Aufgaben in vielen Partnerschaften nicht gerecht verteilt. Nach Zahlen des Bundesfamilienministeriums wenden Frauen knapp 30 Stunden in der Woche für unbezahlte Sorgearbeit auf, Männer dagegen nur 21 Stunden in der Woche - das macht am Tag 77 Minuten Mehrbelastung für die Frau.
Man könnte meinen, alles gleiche sich aus, schließlich sind Männer dafür im Schnitt mehr Stunden in der Woche erwerbstätig als Frauen. Aber die Rechnung geht natürlich nicht auf, denn einen finanziellen Lohn gibt es nur für die Tätigkeit, die überwiegend Männer verrichten, nicht aber für Kinderbetreuung oder Hausarbeit. Die Folgen: Frauen beziehen im Laufe ihres Berufslebens nur halb so viel Einkommen wie Männer. Stark betroffen sind vor allem Mütter. Frauen mit drei Kindern verdienen im Leben gar 70 Prozent weniger Geld als Männer. Im Rentenalter sind zwanzig Prozent von ihnen armutsgefährdet.
Wir haben drei Paare aus Köln und der Region anlässlich des Weltfrauentages gefragt, wie sie versuchen, den Wunsch nach einer gleichberechtigten Beziehung umzusetzen. Was sie dazu gelernt haben. Wo sie gescheitert sind.
Claudia (58) und Bruno (76) aus Köln haben versucht, gerade finanziell sehr gleichberechtigt zu leben. „Wir hatten das Ziel, unser Zusammenleben partnerschaftlich zu regeln. Niemand wollte den anderen über den Tisch ziehen“, sagt Bruno. Claudia legte immer viel Wert darauf, ihr eigenes Geld zu verdienen. „Ich wollte niemals finanziell von jemandem abhängig sein“, sagt sie im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Wie ihre Vorsätze auch nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes nicht über Bord gehen mussten und warum es im Haushalt auch nicht immer konfliktfrei abgeht, lesen Sie hier im Interview, das wir mit beiden getrennt voneinander geführt haben.
Juliane (36) und Markus (44) aus Bergisch Gladbach wollen, dass einer von beiden immer für die gemeinsamen drei Kinder zu Hause ist. Nach knappen acht Jahren Elternzeit für Juliane, haben sie sich aber dazu entschieden, sich die Erwerbsarbeit 50:50 zu teilen.
Obwohl die Hausarbeit nach Aussage von Markus immer noch nicht ganz hälftig aufgeteilt ist („Manchmal kommt sie nach Hause und ich habe statt zu putzen was im Garten repariert, dann ist sie manchmal genervt“), hat sich durch den Wechsel für Juliane einiges zum Positiven gewendet: Die Kinder haben mehr Zeit mit ihrem Vater und umgekehrt. „Als ich alleine zu Hause war, hat mich das Kochen und Putzen und Kinderbetreuen emotional viel weniger gestresst als die dauernde Frage „Wann kommt der Papa?“, sagt Juliane im Gespräch mit dem Kölner Stadt-Anzeiger.
Wie sie es schaffen, dem anderen auch in stressigen Situationen Wertschätzung zu schenken und wer von beiden die besseren Fischstäbchen brät, lesen Sie hier im Interview, das wir mit beiden getrennt voneinander geführt haben.