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Kommentar

CDU-Frauen in NRW halten an Paragraf 218 fest
Leben schützen – Verlässliche Kita-Plätze und Karrierechancen für Mütter schaffen

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Lesezeit 2 Minuten
ARCHIV - 16.09.2013, Hamburg: Eine Mutter schaukelt ihr Kind auf einem kleinen Spielplatz am glitzernden Wasser der Alster. (zu dpa: «Anteil Alleinerziehender etwas gesunken - Überwiegend Frauen») Foto: Christian Charisius/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Wer den Paragraf 218 beibehalten will, darf Mütter nach der Geburt der Kinder auch nicht mit den Sorgen und Nöten allein lassen.

Die CDU-Frauen in NRW richten sich gegen die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen. Ihr Blick geht in die falsche Richtung.

Wenn es um die Abschaffung des Paragrafen 218 geht, entdecken Befürworter desselben gern ihre überbordende Kinderliebe. Und sicher ist es nicht falsch, das Recht auf Leben zu schützen. Zur Wahrheit gehört aber auch: Wer wie die CDU-Frauen in NRW sich nun gegen eine Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen stellt und damit schwangere Frauen in prekären Lagen, deren Kraft für ein Kind vielleicht nicht reicht, zu einer illegalen Tat zwingt, der sollte nicht gleichzeitig diejenigen im Regen stehen lassen, die sich für ein Leben mit Kind entscheiden. Ein „das schafft ihr dann schon“ ist nach ausführlichen Beteuerungen, wie wichtig der Schutz des Lebens schon im Mutterleib ist, keine ausreichende Unterstützung. Der hilft nämlich nicht, wenn ein Kind geboren ist.

Wo sind denn die Kita-Plätze? Die Karrierechancen für Mütter?

Wo ist denn die Kinderliebe der Lebensschützer, wenn die Geburt vorbei ist? Wo sind die sicheren Kitaplätze? Wo sind die Arbeitsplatzgarantien für Mütter? Wo ihre Karrierechancen? Wo die Schulen, in die es nicht hineinregnet? Wo der Wohnraum, der auch mit drei Kindern noch bezahlbar ist?

Noch immer verdienen Mütter in Deutschland im Laufe ihres Lebens gerade mal die Hälfte des Geldes, das Frauen ohne Kinder oder Männer (ob nun mit oder ohne Kinder) am Ende anhäufen. Fast die Hälfte aller Alleinerziehenden in NRW gelten nach aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamtes als armutsgefährdet. Mehr als 3000 Kinder sind allein in Köln derzeit wohnungslos.

Ungeborenes Leben als gesamte Gesellschaft mit aller Macht schützen zu wollen, mit den Sorgen und Herausforderungen aber hinterher eine Gruppe von Menschen, nämlich Eltern und da an vorderster Front die Mütter, allein zu lassen, ist unlauter. Gerade dem Anspruch einer Frauen-Organisation scheint diese Haltung kaum angemessen.

Auch die Frauen-Union sollte Schwangerschaftsabbrüche nach Beratung in den ersten Wochen nicht weiter kriminalisieren. Sie sollte lieber für eine verlässlichere Kita-Betreuung, eine Mütterquote unter Führungskräften sowie erschwinglichen Wohnraum für Familien sorgen. Damit wäre sowohl Frauen als auch Kindern mehr geholfen.