In Grundschulen und der Primarstufe von Förderschulen empfiehlt das Schulministerium, die private Nutzung grundsätzlich zu verbieten.
„Konzentrationskiller“NRW-Schulen sollen bis Herbst Handy-Regeln aufstellen

In der Gutenberg-Realschule in Godorf legen Elif, Hama, Rania, Adriano und Vanessa jeden Morgen ihr Handy in das "Handyhotel"
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Das nordrhein-westfälische Schulministerium hat alle Schulen aufgerufen, bis zu den Herbstferien verbindliche Regeln für die Handynutzung während der Schulzeit zu erarbeiten. Am Ende eines schulinternen Abstimmungsprozesses sollten diese in die Schulordnung aufgenommen werden. Für die Grundschulen und die Primarstufe an Förderschulen gab Schulministerin Dorothee Feller (CDU) die weitreichende Empfehlung, die private Nutzung von Handys und Smartwatches auf dem Schulgelände und im Schulgebäude grundsätzlich nicht zu erlauben.
„Medienkonsum beeinträchtigt die Konzentration im Unterricht und das soziale Miteinander in den Pausen“, erläuterte Feller. Gerade für die jüngeren Schülerinnen und Schüler „muss die Schule ein besonderer Schutzraum sein, in dem sie sich ohne Ablenkung auf das Lernen und das gemeinsame Miteinander konzentrieren können“. Das Ministerium stellt eine exemplarische Handyordnung zur Verfügung, über die Schulen in einen Abstimmungsprozess mit der gesamten Schulgemeinschaft eintreten können. Die Schülerschaft solle aktiv zur Gestaltung der Regeln beitragen.
SPD kritisiert, dass es keinen klaren Erlass gibt
Die SPD kritisierte den Vorstoß von Feller und sprach von einem „landespolitischen Offenbarungseid“, da sie lediglich eine Empfehlung ausspreche und keine Verantwortung übernehme. „Statt selber durch einen Erlass für alle Schulen einen einheitlichen Rahmen mit Regeln zur Handynutzung zu geben, müssen nun die Schulleitungen vor Ort in kleinteiliger Arbeit Konzepte erarbeiten“, kritisierte die schulpolitische Sprecherin der SPD, Dilek Engin. Feste Regeln wären nach Ansicht der SPD hilfreicher gewesen.
Derzeit wird in anderen Bundesländern wie etwa Hessen oder Baden-Württemberg ein entsprechender Gesetzentwurf diskutiert. In Köln wächst die Zahl der Schulen, die bereits verschiedene Konzepte von Handynutzungsverboten durch die Schulkonferenz beschlossen haben. Dort werden die Handys zu Beginn des Schultages in Spinde und Handyschränke eingeschlossen, in so genannten Handyhotels abgelegt oder in magnetischen Handybeuteln fest verschlossen.
Die Vorsitzende des NRW-Philologenverbandes, Sabine Mistler, begrüßte den Vorstoß der Ministerin. „Wenn wir die Erkenntnis haben, dass der Ablenkungsgrad durch Handys im Unterricht sehr groß ist, muss man den Schulen Hilfen geben. Es ist wichtig, dass dazu klare Vorgaben aus dem Ministerium kommen“, sagte Mistler gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
In einigen europäischen Ländern – wie etwa in Frankreich – gibt es bereits seit einigen Jahren strikte Handynutzungsverbote. Vergangene Woche verkündete Österreich ein Handyverbot bis einschließlich der achten Klasse. Damit wolle man die Schulen wieder „zu einem Ort der Konzentration, der Leistung und auch der Sicherheit machen“, hieß es in dem Vorstoß des dortigen Bildungsministeriums.