AboAbonnieren

„Vertical Farming“ für NRW diskutiertKommt unser Salat bald aus dem Hochhaus?

Lesezeit 2 Minuten
Beim „Veritcal Farming“ werden Pflanzen in mehrstöckigen Regal in geschlossenen Räumen gezüchtet. Hier beobachten Messe-Besucher ein System bei der „Grünen Woche“ in Berlin.

Beim „Veritcal Farming“ werden Pflanzen in mehrstöckigen Regal in geschlossenen Räumen gezüchtet. Hier beobachten Messe-Besucher ein System bei der „Grünen Woche“ in Berlin.

Weltweit wird die landwirtschaftliche Nutzfläche immer knapper. „Vertical Farming“ ist eine neue Anbautechnik, die zur Ernährungssicherung beitragen soll. Gibt es bald auch in NRW Modellprojekte?

In der Wüste ist Wasser knapp. In Dubai werden Salat, Spinat, Rucola und Kräuter jetzt in dem Hochhaus „Eco1“ produziert. „Vertical farming“ – so heißt das Konzept, bei dem landwirtschaftliche Produkte übereinandergestapelt und unter optimalen Bedingungen angebaut werden. „Eco 1“ verbraucht 95 Prozent weniger Wasser, als beim Feldanbau benötigt wird. Jährlich werden dort 900.000 Kilo Obst und Gemüse angebaut. Landwirtschaft im Hochhaus – ist das auch für NRW ein Modell? Darüber diskutiert der Düsseldorfer Landtag in dieser Woche.

Vertical Farming: Verschläft Schwarz-Grün einen Trend?

„Lebensmittelanbau hochhinaus – Ausbau von Vertical Farming in NRW erleichtern“, lautet der Titel eines Antrags, den die FDP-Fraktion auf die Tagesordnung gesetzt hat. „NRW muss die Chance nutzen und sich als Vorreiter für diese Technologie positionieren. Die NRW-Landesregierung verschläft diesen Trend und lässt Potenziale ungenutzt“, sagte FDP-Wirtschaftsexperte Dietmar Brockes dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Andere Länder nutzen die Technik, hier arbeiten etwa Helferinnen an „Vertical Farming“ in Russland.

Andere Länder nutzen die Technik, hier arbeiten etwa Helferinnen an „Vertical Farming“ in Russland.

Vertical Farming bezeichnet die vertikale Anordnung von Pflanzen in mehreren Ebenen innerhalb eines geschlossenen Systems. Durch den Einsatz von künstlichem Licht, kontrollierten Klimabedingungen und automatisierten Bewässerungs- und Düngesystemen können Pflanzen unabhängig von Jahreszeiten, Wetter und Bodenqualität angebaut werden.

FDP-Wirtschaftsexperte Dietmar Brockes: „Heimische Landwirtschaft soll bleiben“

„Der vertikale Anbau ist vor allem für hochwertiges Gemüse sowie Heilpflanzen und -kräuter lukrativ, welche dicht angebaut werden können und einen hohen Preis pro Gewicht erzielen“, heißt es in dem FDP-Antrag. Viele Anlagen fokussierten sich daher auf schnell wachsendes Blattgemüse wie Salat oder Basilikum, das mehrmals im Jahr gepflanzt und geerntet werden kann. „Mit fortschreitender Technologie wird Vertical Farming immer attraktiver für Landwirte und Investoren gleichermaßen“, so Brockes.

Auch in Indonesien wird „Vertical Farming“ bereits genutzt, Arbeiter stehen an Regalen mit Pflanzen.

Auch in Indonesien wird „Vertical Farming“ bereits genutzt, Arbeiter stehen an Regalen mit Pflanzen.

Nordrhein-Westfalen stehe als Land mit einer hohen Bevölkerungsdichte vor großen Herausforderungen im Hinblick auf den Klimawandel, den Flächenverbrauch und die Ernährungssicherheit. Vertical Farming kann einen wichtigen Beitrag zur Lösung der Probleme leisten. Die Technik solle die heimische Landwirtschaft nicht ersetzen, hieß es. „Es geht vielmehr darum, Hemmnisse für neue Technologien abzubauen und die Landwirtschaft zukunftsfähig zu machen“, sagte der FDP-Politiker. Die Liberalen fordern die Landesregierung auf, Modellprojekte zu fördern und die Bauordnung für NRW anzupassen.

Kritiker des Vertical Farming weisen auf die hohen Investitions- und Energiekosten hin. Bei einem vertikalen Anbau muss das Licht über LED-Lampen eingespeist werden.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kritisierte unterdessen, dass die schwarz-grüne Landesregierung zu wenig Geld in die Bauwende investiere. Es sei ökologisch sinnvoller, die Sanierung von Gebäuden dem Neubau vorzuziehen. Als Beispiel für eine verfehlte Politik nannte die Umweltorganisation den Plan von Schwarz-Grün, das Kölner Justizzentrum neu zu errichten, obwohl eine Sanierung möglich sei.