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Hausgemachter Lehrermangel an GrundschulenHat sich das NRW-Schulministerium selbst ausgetrickst?

Lesezeit 3 Minuten
NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU)

NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) ist schon mehrfach durch Pannen angezählt. Nun verhindern dienstrechtliche Verfahren den Einsatz von dringend benötigten Lehrkräften an Grundschulen.

Die schwarz-grüne Landesregierung will bis 2027 rund 10.000 neue Lehrkräfte einstellen. Mit internen Vorschriften legt sich die Schulverwaltung aber selbst Steine in den Weg und macht den Job für viele Referendare unattraktiv.

Nach den Sommerferien werden zahlreiche Grundschulen in NRW nicht mit der geplanten Verstärkung durch abgeordnete Gymnasiallehrer rechnen können. Das bestätige ein Sprecher von NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Grund dafür sind dienstrechtliche Hürden, die jetzt im Rahmen der Einstellungsverfahren durch die Bezirksregierungen ans Licht gekommen sind.

Die Idee von Schulministerin Feller war es, neue Gymnasiallehrer in ihrer dreijährigen Probezeit für zwei Jahre an eine personell unterversorgte Schule abordnen zu können. Dieses 2+1-Modell wurde im Frühjahr vorgestellt und im April per Erlass verankert. Der Vorteil der Regelung: Während der Probezeit ist der Einsatzort klar geregelt, die Lehrkräfte müssen nicht zwischen zwei Schulen pendeln und Aufgaben wie Elternsprechtage und Lehrerkonferenzen doppelt wahrnehmen.

In Köln hätten 82 Schulen profitiert - Plan geht aber nicht immer auf

Im Regierungsbezirk Köln gibt es 82 Schulen, die von dem 2+1-Modell profitieren sollten.

Wie sich jetzt aber herausgestellt hat, geht der Plan nicht in allen Fällen auf. Denn es gibt Referendare, die bereits vor Beginn der Probezeit als Vertretungslehrer eingesetzt wurden. In der Coronazeit hatten sich an vielen Schulen Lehrer wegen der Angst vor gesundheitlichen Risiken aus dem Präsenzunterricht abgemeldet.

Das Dienstrecht sieht vor, dass diese Lehrkräfte die Probezeit auf ein Jahr verkürzen können. Außerdem müssen sie die Hälfte der Probezeit an ihrem späteren Einsatzort, einer Schule der Sekundarstufe 2, verbringen. Das heißt: Die Grundschulen bekommen nicht zwei Jahre lang eine Vollzeit-Unterstützung, sondern ein Jahr lang eine Halbzeitkraft, die an zwei unterschiedlichen Schulformen gleichzeitig unterrichten muss.

Kölner Bezirksregierung: Ministerium hatte die Auswirkungen des Dienstrechts nicht im Blick

Aus Kreisen der Kölner Bezirksregierung hieß es, das NRW-Schulministerium habe die Auswirkungen des Dienstrechts bei der Entsendungsplanung nicht ausreichend im Blick gehabt. Nun sei die Enttäuschung an den betroffenen Grundschulen programmiert. Das Modell, an zwei möglicherweise weit voneinander entfernten Schulstandorten unterrichten zu müssen, sei für die Betroffenen zudem wenig attraktiv.

Das NRW-Schulministerium erklärte, die Verkürzung der Probezeit komme nur „in Ausnahmefällen“ zum Tragen. „Der Regelfall ist das 2+1-Modell, bei dem die abgeordneten Lehrkräfte die unterversorgten Schulen sofort in vollem Umfang unterstützen“, so ein Sprecher.

Schulministerium und Bezirksregierungen wollen jetzt prüfen, wie in den jeweiligen Fällen zu verfahren sei. „Dadurch soll sichergestellt werden, dass sowohl die Schulen als auch die neu einzustellenden Lehrerinnen und Lehrer umfassend beraten werden können“, erklärte der Sprecher.

5000 Stellen sind unbesetzt

Jochen Ott, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion, kritisierte den Vorgang: „Wie es heute aussieht, hat sich die Schulministerin wieder ein Ei ins Nest gelegt. Ausbaden müssen es die Schulleitungen, die ihre bereits vollständig eingeplanten Lehrkräfte im kommenden Schuljahr nicht einsetzen können."

Leidtragende seien vor allem die Kinder an unterversorgten Schulen, an denen ohnehin schon viel Unterricht ausfällt, weil nicht genug Lehrkräfte da sind. Ott sagte: „Wir sehen ein weiteres Beispiel dafür, wie sich das Schulministerium selbst austrickst und damit für das Verwaltungsversagen von Frau Feller.“

Die NRW-Schulministerin war vor ihrer Berufung Chefin der Bezirksregierung in Düsseldorf gewesen. Die Juristin sei wegen ihrer Verwaltungserfahrung und wegen ihres Pragmatismus für die herausfordernde neue Tätigkeit besonders qualifiziert, heißt es in Koalitionskreisen. Eine Panne beim Zentralabitur hatte ihr Image als souveräne Krisenmanagerin allerdings angekratzt.

An den knapp 5000 öffentlichen Schulen in NRW sind rund 6700 Lehrerstellen unbesetzt. Vor allem an den Grundschulen fehlen viele Fachkräfte. Um den Beruf attraktiver zu machen, hat Schwarz-Grün beschlossen, die Besoldung der Grundschullehrer anzuheben. Sie sollen künftig genauso viel Geld bekommen wie Lehrkräfte, die an Gymnasien unterrichten. Bis 2027 sollen in NRW 10.000 neue Lehrer eingestellt werden.