Der Räumungs-Auftakt in Lützerath verlief trotz einiger Gewaltausbrüche aus Sicht der Ordnungskräfte stabil. Ihr besonderes Vorgehen zeigt bisher Wirkung - wenn auch der schwierigste Part noch bevorsteht.
Kommentar zu LützerathEine besondere Art von Respekt
Aachens Polizeipräsident Dirk Weinspach hatte vor der Räumung von Lützerath von einem schwierigen und herausfordernden Einsatz gesprochen und ein defensives, deeskalierendes Vorgehen angekündigt. Man werde Zurückhaltung bis zum äußerst Machbaren üben, selbst auf Schmähungen und Beleidigungen mit Besonnenheit reagieren.
Lützerath: Einer der größten Polizeieinsätze in der Landesgeschichte
Das ist zum Auftakt eines der größten Polizeieinsätze in der Landesgeschichte gelungen und hat selbst der Mehrzahl der Aktivisten, die auf einen gewaltfreien Widerstand setzen, zumindest Respekt abgenötigt.
Der weitaus kompliziertere Teil der Räumung steht den Einsatzkräften in den kommenden Tagen und vielleicht Wochen aber erst noch bevor. Menschen, die sich in Baumhäusern verschanzt und angekettet haben, ohne Gefährdung von Leib und Leben auf beiden Seiten herauszuholen, Infrastrukturen zu beseitigen, die in Höhen von mehr als zehn Metern in komplizierten Strukturen miteinander verbunden sind, wird viel Geduld und Ausdauer brauchen.
Ein Teil der friedlichen Protestierer hat Lützerath am Montag bereits verlassen und ist damit der Aufforderung der Polizei nachgekommen. Sie geht aber davon aus, dass ein harter Kern versuchen wird, die komplette Räumung möglichst lange hinauszuzögern.
Am Mittwoch sind leider auch Steine und Flaschen geflogen, zwei Molotow-Cocktails wurden gezündet, Polizisten mit Feuerwerkskörpern attackiert. Diese Gewaltausbrüche blieben aber die Ausnahme und wurden vom Großteil der Besetzer verurteilt.
Die defensive Einsatztaktik des Aachener Polizeipräsidenten ist aber nur eine Seite seiner Deeskalationsstrategie. Bei der Bürgerversammlung in Erkelenz ließ der Privatmann Weinspach, der den Grünen nahesteht, auch durchblicken, dass sich seine Einschätzung zur Klimapolitik und der Frage, wieviel Braunkohle aus dem Tagebau Garzweiler II denn tatsächlich noch benötigt wird, von dem, was er als im Staatsauftrag jetzt in Lützerath durchsetzen muss, in einigen Punkten unterscheiden könnte.
Im Gegensatz zu Stephan Pusch, dem Landrat des Kreises Heinsberg, bekam er für diese offenen Worte mehrfach Applaus von den Kohlegegnern. Das ist auch ein Zeichen von Respekt.