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Spekulationen über künftiges FührungsteamWer beerbt Thomas Kutschaty in der NRW-SPD?

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Thomas Kutschaty, Landesvorsitzender der SPD in Nordrhein-Westfalen, geht nach einem Statement im Johannes-Rau-Haus. Der nordrhein-westfälische SPD-Parteichef Thomas Kutschaty ist zurückgetreten.

Thomas Kutschaty ist als Landesvorsitzender der SPD in NRW zurückgetreten.

In der NRW-SPD schießen Spekulationen über die Nachfolge von Thomas Kutschaty ins Kraut. Wem wird zugetraut, dem künftigen Führungsteam anzugehören?

Nach seinem Rücktritt als Parteichef der NRW-SPD wächst der Druck auf Thomas Kutschaty, auch die Führung der Landtagsfraktion zeitnah abzugeben. „Wem die Kraft fehlt, die Partei zu führen, dem fehlt wohl auch die Stärke, die Fraktion zu steuern“, sagte ein SPD-Landtagsabgeordneter dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. In der kommenden Woche stehen drei Plenartage an. „Die müssen gut vorbereitet werden. Wir dürfen nicht zur Zielscheibe für das Gespött von CDU und Grünen werden“, hieß es.

Hinter den Kulissen werden derzeit mehrere Szenarien durchgespielt. Eine Möglichkeit, die von vielen favorisiert wird: Die Fraktionsführung nach einem Rückzug von Kutschaty zunächst kommissarisch in die Hände der Stellvertreter zu übergeben – und mit einer Nachwahl zu warten, bis die Entscheidung über die künftige Parteiführung gefallen ist. Es gilt derzeit als unwahrscheinlich, dass die Ämter in Personalunion geführt werden. „Die künftigen Inhaber der Schlüsselpositionen müssen gut zusammenarbeiten“, sagte ein Mitglied des Landesvorstands. „Deswegen wäre es gut, ein Paket zu schnüren und die Wahlen zu harmonisieren.“ Nachteil der Variante: Die Fraktion könnte über einen längeren Zeitraum führungslos sein.

SPD sucht Nachfolger von Kutschaty

Nach dem Aus für Kutschaty schießen jetzt die Spekulationen über mögliche Personal-Konstellationen ins Kraut. Der Plan, eine Doppelsitze zu bilden, genießt große Sympathie. Bei der Besetzung dürften interne Überlegungen wie die Einhaltung des Regionalproporzes keine zentrale Bedeutung haben, hieß es. „Gut wäre, jemanden zu finden, der bundesweit bekannt ist“, sagte ein Unterbezirksvorsitzender. „Dann wären zum Beispiel Svenja Schulze und Michelle Müntefering im ersten Lostopf. Ein Traum wäre es, wenn wir unsere Bundestagpräsidentin Bärbel Bas gewinnen könnten.“ Man müsse „den Teller so garnieren, dass er gut aussieht – auch für Leute, die nicht in der SPD sind.“

Für den männlichen Part der Doppelspitze werden unter anderem der Oberbürgermeister von Hamm, Marc Herter, sowie die Landtagsabgeordneten Serdar Yüksel und Jochen Ott (aus Köln) gehandelt. Herter wäre als Chef der mächtigen Region „Westliches Westfalen“ wohl kaum zu stoppen, wenn er nach dem Vorsitz greifen würde. Bislang hat er aber keine Ambitionen gezeigt. Herter hat die Kommunalwahl 2025 vor der Brust, die er unbedingt erneut gewinnen will.

Yüksel und Ott verfügen auch über ein Landtagsmandat und könnten daher die Fraktion anführen. Im Landtag komme es darauf an, ein starker und temperamentvoller Redner zu sein. „Man muss auch mal Ramba-Zamba im Partyzelt machen können“, hieß es.

Wer hat das Zeug, SPD-Fraktionschef im Landtag zu werden?

Das Trauen viele in der SPD auch ihrem Landesgeschäftsführer Stefan Kämmerling zu, der die Landesregierung immer wieder zur Weißglut gebracht hatte. Der Politiker aus Eschweiler könne aber auch einen guten Generalsekretär abgeben, sagte ein Abgeordneter.

Auch der Remscheider Abgeordnete Sven Wolf steht in dem Ruf, ein beherzter Angreifer zu sein. Der Jurist wäre nach einem Wahlsieg der SPD bei der Landtagswahl wahrscheinlich Innen- oder Justizminister geworden. Wolf ist allerdings ein enger Vertrauter von Kutschaty, was ihm zum Nachteil gereichen könnte. Als sicher gilt, dass auch Fraktionsgeschäftsführerin Sarah Philipp im Führungsteam der NRW-SPD eine wichtige Rolle spielen wird.

Bis es zu einer finalen Klärung kommt, wie die Mannschaftsaufstellung aussieht, wird noch Zeit vergehen. Eine Entscheidung über die Spitzenkandidatur bei der Landtagswahl 2027 wird wohl erst nach der nächsten Bundestagswahl in zwei Jahren fallen.

Unklar ist, ob Kutschaty nach einem Rückzug von der Fraktionsspitze auch sein Landtagsmandat abgibt. In der Vergangenheit war mehrfach darüber spekuliert worden, der frühere NRW-Justizminister könne als Rechtsanwalt in eine Großkanzlei wechseln.