AboAbonnieren

Kommentar

„NZZ am Sonntag“ kommentiert
Weidel verbreitet dreiste Lügen über das NS-Regime

Lesezeit 2 Minuten
Alice Weidel, Fraktionsvorsitzende, Parteivorsitzende und Kanzlerkandidatin der AfD, spricht bei der Veranstaltung „Fraktion im Dialog“ im Rathaus in Hamburg.

Alice Weidel, Fraktionsvorsitzende, Parteivorsitzende und Kanzlerkandidatin der AfD, spricht bei der Veranstaltung „Fraktion im Dialog“ im Rathaus in Hamburg.

Alice Weidel bezeichnet Hitler auf Wahlkampfveranstaltungen immer wieder als „Linken“. Die „Neue Züricher Zeitung am Sonntag“ zu Weidels Äußerungen.

Die „Neue Zürcher Zeitung am Sonntag“ kommentiert Äußerungen der AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel über das NS-Regime:

Je dreister die Lüge, je öfter sie wiederholt wird, umso mehr sickert sie ein und wird erst hingenommen, dann auch geglaubt. Das ist das Rezept von Propagandisten, und danach verfahren auch die AfD und ihre Kanzlerkandidatin Alice Weidel in Deutschland. „Natürlich war Hitler ein Linker“, sagte Weidel diese Woche wieder bei einer Parteiveranstaltung im Hamburger Rathaus.

Die Demonstranten, die draußen – zu einem kleinen Teil gewaltsam – gegen Weidels Auftritt protestierten, verglich sie mit der SA. Die habe „auch auf Andersdenkende eingeschlagen“. Eine völlig verzerrte Beschreibung der Realität, eine groteske Umdeutung der deutschen Geschichte. Hitler war nicht „links“, Kommunisten und Sozialdemokraten wurden unter seinem Regime verfolgt und umgebracht. Die SA war ein paramilitärischer Terrortrupp der Nazi-Partei, der ein Klima der Angst schuf, um den Faschisten den Weg an die Macht zu ebnen.

Das sind keine geschichtlichen Details, das gehört zum Grundwissen über den Nationalsozialismus. Der AfD nutzt es, dass jüngere Generationen dieses Wissen oft nicht mehr haben. Und den rechtsextremen Teil der Partei freut es. Er treibt seine Späße und skandiert statt der verbotenen SA-Parole „Alles für Deutschland“ jetzt „Alice für Deutschland“. (dpa)