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Ermittlungen gegen RAF-TerroristenPolizei findet Gold und Kalaschnikow bei Klette – ist Garweg im Ausland?

Lesezeit 4 Minuten
Bundespolizisten führen die RAF-Terroristin Daniela Klette am Donnerstag (7. März) ab.

Bundespolizisten führen die RAF-Terroristin Daniela Klette am Donnerstag (7. März) ab.

Mindestens eine gefundene Waffe soll aus einem RAF-Überfall von vor 40 Jahren stammen, Ermittler waren seitdem auf der Suche nach der Pistole.

Die mutmaßliche RAF-Terroristin Daniela Klette soll einem Medienbericht zufolge 1,2 Kilogramm Gold in ihrer Berliner Wohnung gehortet haben. Die Polizei habe dort außerdem 40.000 Euro Bargeld und eine Pistole mit zwei gefüllten Magazinen gefunden, berichtete das Magazin „Der Spiegel“ am Freitag. Gegen die 65-jährige Klette wird wegen der Beteiligung an Anschlägen der Rote Armee Fraktion (RAF) und wegen Raubüberfällen ermittelt.

Sie wurde in der vergangenen Woche in Berlin festgenommen, nachdem sie mehr als 30 Jahre lang untergetaucht war. Das Geld und die Pistole seien in der Einzimmerwohnung in einem Holzschrank mit doppeltem Boden versteckt gewesen, berichtete der „Spiegel“.

In zwei Koffern seien außerdem ein Störsender, zahlreiche Handys und Ausweise, eine Sturmhaube und Unterlagen mit Bezug zur RAF gefunden worden. Auf einem italienischen Ausweis trug Klette demnach den Namen „Claudia Bernadi“. Im Kleiderschrank habe ein Schnellfeuergewehr und in Tupperdosen verpackte scharfe Munition gelagert. Außerdem habe die Polizei eine Panzerfaust samt Gefechtskopf gefunden.

Mindestens eine in der Wohnung versteckte Waffe soll dem Bericht zufolge aus einem RAF-Überfall auf ein Waffengeschäft im rheinland-pfälzischen Maxdorf im Jahr 1984 stammen. Die Ermittler seien 40 Jahre lang auf der Suche nach der Pistole gewesen, berichtete das Magazin.

RAF-Terroristin Klette sitzt in Untersuchungshaft

Klette sitzt in Niedersachsen in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Verden wirft ihr und ihren mutmaßlichen Komplizen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg bewaffnete Raubüberfälle vor, die sie zwischen 1999 und 2016 begangen haben sollen, um ihr Leben im Untergrund zu finanzieren.

Am Donnerstag wurde Klette außerdem ein seit sechs Jahren bestehender Haftbefehl der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe eröffnet. Demnach ist sie des zweifachen versuchten Mordes und der versuchten und vollendeten Sprengstoffexplosion in Mittäterschaft dringend verdächtig.

Dabei geht es um einen gescheiterten Anschlag auf ein Gebäude der Deutschen Bank im hessischen Eschborn 1990, einen Schusswaffenanschlag auf die US-Botschaft in Bonn 1991 und einen Sprengstoffanschlag auf einen Gefängnisneubau im hessischen Weiterstadt 1993.

Fahndung nach RAF-Terroristen: Hinweise auf Flucht von Burkhard Garweg ins Ausland

Der gesuchte Ex-RAF Terrorist Burkhard Garweg ist nach Angaben des niedersächsischen Landeskriminalamts möglicherweise ins Ausland geflüchtet. Es gebe neue Hinweise, die etwa auf einen Aufenthalt im europäischen Ausland hindeuteten, sagte LKA- Präsident Friedo de Vries dem „Spiegel“. „Den Hinweisen gehen wir nach“, betonte er. Die Ermittler schließen demnach nicht aus, dass der Gesuchte aus Berlin geflohen sein könnte. Sicher sei, dass er sich mehrere Jahre auf einem Bauwagengelände in Berlin-Friedrichshain aufgehalten haben dürfte - „vermutlich mindestens bis zur Festnahme Klettes“.

Ein Fahndungsplakat des LKA Niedersachsen zeigt den mutmaßlichen früheren RAF-Terroristen Burkhard Garweg auf einer digitalen Anzeigetafel in Berlin.

Ein Fahndungsplakat des LKA Niedersachsen zeigt den mutmaßlichen früheren RAF-Terroristen Burkhard Garweg auf einer digitalen Anzeigetafel in Berlin.

De Vries betonte, die Ermittler glaubten, in Berlin noch Erkenntnisse gewinnen zu können. „Inzwischen haben wir seine Wohnsituation und sein privates Umfeld in Teilen aufklären können und arbeiten weiter Spuren ab.“ Garweg habe „sicherlich zwei Gesichter: Das des skrupellosen Ex-RAF-Terroristen und brutalen Räubers hat er in seinem Umfeld in Berlin wohl nicht gezeigt. Bei den Bewohnern auf dem Platz scheint er beliebt gewesen zu sein.“ Er sei als freundlicher Mann beschrieben worden, der Hunde liebe, engagiert und hilfsbereit sei. „Diese Beschreibungen passen nicht zu dem Menschen, der laut unseren Ermittlungen brutale Raubüberfälle beging und mutmaßlich auf Menschen geschossen hat.“

RAF-Terroristen lebten offenbar in „sozial prekärer Umgebung“

Garweg und Klette lebten offensichtlich beide in einer „sozial prekären Umgebung, wo keine Fragen gestellt wurden nach Lebensweg, Beruf oder Familie“, sagte de Vries. „Die Möbel in Garwegs Bauwagen und Klettes Wohnung waren zusammengesucht und abgenutzt.“ Eine bürgerliche Existenz hätten beide nicht gehabt. „Vor dem Hintergrund der vorgeworfenen Taten kann von einem „netten Typen“ nicht die Rede sein.“ Es sei nicht ausgeschlossen, dass Garweg bewaffnet sei.

Auch Staub könne in Berlin sein beziehungsweise gewesen sein. „Es gibt bislang allerdings keine relevanten Fahndungshinweise, die uns konkret auf seine Spur gebracht hätten“, sagte de Vries. Man gehe derzeit allen Hinweisen nach. „Ob sie am Ende zu einer Festnahme führen, wird sich zeigen.“

Als Klette verhaftet wurde, sei die Reaktion der Ermittler „eher ungläubig“ gewesen, sagte der LKA-Chef. „Es war aber auch gleich klar, dass wir noch lange nicht fertig sind mit unserer Arbeit.“ Die Fahnder arbeiteten auch mit KI-Programmen beim Vergleich von Fotos mit Fahndungsfotos. „Das Internet aber einfach so nach Personengleichheit zu „durchforschen“, ist für die Polizei rechtlich nicht möglich“, betonte er. Perspektivisch müsse darüber diskutiert werden, welche digitalen Werkzeuge den Sicherheitsbehörden an die Hand gegeben würden.

Gegen Klette, Staub und Garweg bestehen Haftbefehle wegen des Verdachts der Beteiligung an Terroranschlägen. Sie wurden beziehungsweise werden außerdem wegen mehrerer Raubüberfälle gesucht. Zwischen 1999 und 2016 sollen sie Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen überfallen haben. Ihnen wird auch versuchter Mord vorgeworfen, weil dabei geschossen wurde. (mab/afp/dpa)