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DokumentationKatholische Verbände fordern in Resolution Reformen

Lesezeit 4 Minuten
Die Kuppel des Petersdoms in Rom liegt im Nebel. Auf der Bekrönung der Fassade sind Statuen von Christus und den Aposteln zu sehen.

Vom 14. bis 18. November sind die deutschen Bischöfe zum traditionellen Ad-limina-Besuch beim Papst in Rom. Ein bestimmendes Thema wird der Reformprozess Synodaler Weg sein.

In einer Resolution aus Anlass des traditionellen Ad-limina-Besuchs der deutschen Bischöfe beim Papst in Rom fordern 30 katholische Verbände und Initiativen vom Vatikan die Anerkennung der Reformbemühungen der deutschen Kirche auf dem „Synodalen Weg“. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ dokumentiert den Aufruf exklusiv.

Der Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe vom 14. bis 18. November in Rom wird eine Nagelprobe für praktizierte Synodalität und Kollegialität in der römisch-katholischen Kirche sein. Wir als Kirchenvolk hoffen, dass endlich ein breiter Dialog über die Themen des Synodalen Weges in Deutschland und auch alle anderen brennenden Fragen eingeleitet und die gefährliche Kommunikationslücke mit dem Vatikan geschlossen wird.

Wir erwarten vom Vatikan endlich ein eindeutiges Zeichen der Würdigung des deutschen Synodalen Weges. Denn die Skandale, die den Synodalen Weg notwendig machten und auf die er Antworten sucht, kommen in immer mehr deutschen Diözesen ans Licht und werden weltweit in immer mehr Ortskirchen offenbar. Es geht um die Ursachen von Machtmissbrauch, Klerikalismus und Diskriminierung.

Wir stellen fest, dass die Rückmeldungen aus anderen Ländern zur Vorbereitung der Weltsynode 2023 vielfach dieselben Reformpunkte thematisieren wie der Synodale Weg in Deutschland. Die von wirklicher Gleichberechtigung noch immer weit entfernte Stellung der Frau in der katholischen Kirche wird weltweit als zentrales Problem mit vielfältigen negativen Folgen für die Kirche nach innen und außen erkannt. Unbestritten ist, dass der Synodale Weg in Deutschland keine Vorgaben für die Weltkirche machen kann und will. Mit der Bearbeitung exegetischer, theologischer und menschenrechtlicher Grundsatzfragen zeigt er jedoch die Dringlichkeit tiefgreifender theologischer und struktureller Reformen und Entwicklungsmöglichkeiten für die Kirche und ihre Lehre auf. Dies ist kein deutscher Sonderweg, sondern kann einen wichtigen Dienst für die Weltkirche leisten.

Wir erwarten, dass den sachlich nicht zu rechtfertigenden Schmähungen des Synodalen Weges in Deutschland sowie den gezielten Störmanövern aus dem In- und Ausland klar entgegengetreten wird, auch und vor allem wenn sie von hohen vatikanischen Amtsträgern geäußert werden. Die Gefahr für die Einheit und Zukunft der Kirche geht nicht von Deutschland, sondern von den beharrenden Kräften in der römisch-katholischen Kirche aus, die keine überzeugenden Antworten auf geistlichen Missbrauch und sexualisierte Gewalt haben und die sich Reformen grundsätzlich verweigern.

Die Deutungshoheit über den Weg der Kirche darf nicht den Gegnern jeder Reform überlassen werden, die von Angst, Mutlosigkeit und aggressiver Abwehr geleitet werden.
Resolution katholischer Verbände und Initiativen

Wir fürchten, dass alle Bemühungen um die von Papst Franziskus vorgegebene Grundlinie der Evangelisierung ins Leere laufen, solange die eigentlichen Ursachen sexualisierter und spiritueller Gewalt die Machtasymmetrien im Raum der Kirche sowie die fehlende Gewaltenteilung nicht benannt und behoben werden. Wenn wir die verlorene Glaubwürdigkeit unserer katholischen Gemeinschaft wiedererlangen wollen, braucht es eine kritische Selbstreflexion, eine theologische Neubesinnung und daraus abzuleitende strukturelle Konsequenzen.

Wir sehen die Notwendigkeit eines grundlegenden Mentalitätswechsels und umfassender Partizipation des gesamten Gottesvolkes, die in der verlängerten Beratungsphase bis zur zusätzlichen Versammlung im Oktober 2024 vorangebracht werden müssen. Synodal entwickelte Entscheidungen widersprechen nicht der christlichen Botschaft, die eine Hierarchisierung der Menschen untereinander ablehnt und stattdessen ihre Gemeinsamkeit betont.

Wir teilen die Visionen des Zweiten Vatikanischen Konzils und jetzt von Papst Franziskus, dass der Weg der Kirche in die Zukunft ein Weg des synodalen Miteinanders und der pastoralen Umkehr auf allen Ebenen sein muss. Diese Visionen sind konkret in die heutige Zeit umzusetzen und weiterzuführen. Die Deutungshoheit über den Weg der Kirche darf nicht den Gegnern jeder Reform überlassen werden, die von Angst, Mutlosigkeit und aggressiver Abwehr geleitet werden.

Wir spüren die Sehnsucht der Menschen nach Quellen der Hoffnung und der Kraft für ein universell-solidarisches Leben, auch und gerade in dieser fragilen Zeit. Wir appellieren an die Verantwortung aller Religionsgemeinschaften, in der aktuellen Weltsituation Hoffnung zu vermitteln, zur Gerechtigkeit beizutragen und Solidarität zu praktizieren.

Wir sehen in diesem Zusammenhang auch den nicht zu unterschätzenden Beitrag, der dank des deutschen Kirchensteuersystems und der Spendenbereitschaft zur Finanzierung der weltweiten Hilfswerke und auch des Vatikans geleistet wird.

Wir unterstützen alle Reformkräfte, die sich dafür einsetzen, dass der Synodale Weg in Deutschland wie auch der von Papst Franziskus ins Leben gerufene weltweite synodale Prozess nicht in bewusst geschürten Konflikten enden oder im Sande verlaufen. Denn die von Krisen gezeichnete Welt braucht konkrete Hoffnungswege im Sinne der Botschaft Jesu.

Den deutschen Bischöfen wie auch den römischen Gesprächspartnern wünschen wir für den kommenden Ad-limina-Besuch in Rom unvoreingenommene Gesprächsbereitschaft und Heilige Geistkraft für den Weg der Kirche in die Zukunft im synodalen und kollegialen Miteinander.


Die unterzeichnenden Verbände, Iniativen und Organisationen:

  1. AK Erneuerung der Kirche des ND
  2. Aktion „Lila Stola“
  3. Aktionsgemeinschaft Rottenburg-Stuttgart (AGR)
  4. Basisgemeinde Friedrich Spee, Hannover
  5. Berufsverband der Pastoralreferent*innen Deutschlands (BVPR)
  6. Betroffeneninitiative Süddeutschland e.V.
  7. Betroffeneninitiative Ost
  8. Eckiger Tisch e.V.
  9. FrauenKirchOrt St. Magdalenen, Hildesheim
  10. Frauenwürde e.V.
  11. Freckenhorster Kreis
  12. Gemeineinitiative.org
  13. Imprimatur. nachrichten und kritische meinungen aus der katholischen kirche
  14. Initiative Maria 2.0
  15. Initiative Münchner Kreis
  16. Initiative pro concilio e. V.
  17. Initiative Sauerteig Garching
  18. Initiativgruppe vom Zölibat betroffener Frauen
  19. Katholisches LSBT+ Komitee
  20. Katholischer Deutscher Frauenbund (KDFB)
  21. Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd)
  22. KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche
  23. Laienverantwortung Regensburg e.V., eine Vereinigung von Gläubigen nach CIC c.215
  24. Leserinitiative Publik-Forum e.V.
  25. MoJoRed e.V. Missbrauchsopfer Collegium Josephinum und Redemptoristen
  26. Netzwerk Diakonat der Frau
  27. Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) e. V.
  28. OrdensFrauen für MenschenWürde (OFMW)
  29. Pfarrer-Initiative Deutschland
  30. Priester im Dialog
  31. RomanCatholicWomenPriests (RCWP)
  32. Spiritualität 9.0
  33. umsteuern! Robin Sisterhood e. V.
  34. von der Vernetzung berufener Frauen* „weil Gott es so will“ Angelika Fromm, Brigitte Schmidt, Elisabeth Hartmann-Kulla