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Ex-BotschafterEsken tritt gegen Melnyk nach – dieser wehrt sich

Lesezeit 3 Minuten
Melnyk in Kiew (1)

Andrij Melnyk in Kiew

Berlin – Andriy Melnyk ist nicht mehr Botschafter der Ukraine in Deutschland. Am Montag trat Oleksii Makeiev seine Nachfolge an. Der 46-jährige Diplomat übergab im Schloss Bellevue Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Berlin sein Beglaubigungsschreiben. Zugleich überreichte er das Abberufungsschreiben seines Vorgängers Andrij Melnyk.

Melnyk ist inzwischen in seine Heimat zurückgekehrt, meldet sich von dort aus über Twitter weiterhin zu Wort. Es sieht nicht so aus, als beabsichtige der streitbare 47-Jährige, die deutsche Politik unkommentiert zu lassen. Seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine war Melnyk medial sehr präsent gewesen und hatte die Interessen seines Landes verbal teilweise provokant vertreten.

Saskia Esken liefert Andrij Melnyk Steilvorlage

Allerdings gab die SPD-Vorsitzende Saskia Esken Melnyk auch eine Steilvorlage, sich bei Twitter zu äußern. Im „heute journal“ des ZDF sagte sie zum Botschafter-Wechsel in Berlin: „Herr Melnyk hat vielleicht den Beruf verfehlt. Er ist ja hier im diplomatischen Dienst tätig gewesen, und Diplomatie war nicht sein Thema“, so Esken.

Die Äußerung der SPD-Co-Vorsitzenden kommt bei vielen nicht gut an, sie wird als Nachtreten interpretiert. „FAZ“-Redakteurin Livia Gerster schreibt dazu, sie empfinde die Äußerung angesichts der eigenen problematischen Vergangenheit der SPD in Bezug auf Russland als unpassend. Vor allem jedoch erscheint Melnyk selber in dem „heute journal“-Beitrag und wünscht seinem Nachfolger selbstkritisch, dass dieser es besser machen solle als er selber.

Andrij Melnyk teilte den Post von Gerster mit dem Esken-Video und schrieb dazu mit Grüßen aus Kiew: „Nicht ich habe den Beruf verfehlt. I love my job. Das war IHRE Partei, die SPD, die es verfehlte, die barbarische Aggression Russlands zu verhindern.“ Melnyk spielt darauf an, dass sich die Sozialdemokraten seiner Meinung nach viel zu spät von Putin distanziert und Entscheidungen wie die energiewirtschaftliche Abhängigkeit von Russland über Jahre mitgetragen hätten. Er wolle die Politik der SPD weiter als „Quälgeist“ kommentieren, schreibt Melnyk, auch aus Kiew.

Andrij Melnyk greift SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich an

Das tat Melnyk auch in Bezug auf SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich. Mützenich hatte am Sonntag in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“ gesagt, es komme am Ende auf eine „Balance“ zwischen dem Selbstverteidigungsrecht der Ukraine und der Diplomatie an. Er kritisierte die Grüne Außenministerin Annalena Baerbock, die sich stärker für eine Verhandlungslösung einsetzen solle. Melnyk schrieb Mützenich am Dienstag: „Wollen Sie wirklich mit dem Kriegsverbrecher Putin verhandeln? Really?“

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Mit der Meinung steht der Ex-Botschafter nicht allein da. Zuletzt hatte der Militärökonom Marcus Keupp dargelegt, warum aus seiner Sicht Verhandlungen mit Russland nicht in Frage kommen. Auch Grünen-Chef Omid Nouripour hatte Baerbock verteidigt. Verhandlungen zum jetzigen Zeitpunkt würden nur die Position der Ukraine schwächen. (cme)