Altkanzler und GaslobbyistGerhard Schröder ignoriert Brief der SPD-Spitze
Die SPD-Führung um die Vorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil wartet weiterhin auf eine Antwort von Altkanzler Gerhard Schröder. Die Vorsitzenden hatten Schröder darum gebeten, seine Ämter in russischen Energieunternehmen niederzulegen. „Wir haben bisher keine Antwort erhalten“, sagte der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil im Interview mit „t-online.de“.
Auf die Frage, warum Schröder so stur bleibe, hat Klingbeil keine Antwort: „Gerhard Schröder hatte immer ein Gespür dafür, was die Menschen umtreibt. Dieses Gespür hat er in der jetzigen Situation völlig verloren. Wir haben ihm deutlich gemacht, dass er komplett isoliert ist - in der SPD, aber auch in der Bevölkerung.“
Lars Klingbeil: „Gerhard Schröder hat sich für die falsche Seite entschieden“
Auch die Co-Vorsitzende Saskia Esken hat kein Verständnis für Schröders Zaudern: „Schröder hatte als Kanzler stets ein Gespür dafür, wann man außenpolitisch neutral bleiben muss, wie im Irak-Krieg, und wann es notwendig ist, Stellung zu beziehen. Auch hier hat er das Gespür verloren. Er agiert nicht wie ein Altkanzler, sondern wie ein Geschäftsmann.“
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Man habe sich von Schröder politisch klar distanziert, so Klingbeil weiter. „Derzeit läuft ein Parteiordnungsverfahren gegen ihn. Wir alle hätten uns gewünscht, dass sich Gerhard Schröder spätestens mit Kriegsbeginn auf die richtige Seite der Geschichte stellt. Er hat sich für die falsche Seite entschieden“, so Klingbeil.
Der heutige SPD-Vorsitzende arbeitete von 2001 bis 2003 im Wahlkreisbüro des damaligen Bundeskanzlers Schröder und hatte lange Zeit eine enge Beziehung zu ihm.
Gerhard Schröder reiste zu Wladimir Putin nach Moskau
Altkanzler Schröder gilt als enger Freund von Wladimir Putin und sitzt im Aufsichtsrat des Energieunternehmens Rosneft. Kurz vor Kriegsbeginn sollte er auch in den Vorstand des Energiekonzerns Gazprom aufrücken.
Gemeinsam mit seiner Frau So-yeon Schröder-Kim war der Altkanzler im März nach Moskau gereist, um Wladimir Putin umzustimmen, allerdings ohne Erfolg. (shh)