Bundespräsident Steinmeier hat einen weiteren „Ort deutscher Scham“ besucht, das Dorf Kandanos auf Kreta.
Griechenland-ReiseSteinmeier entschuldigt sich bei NS-Opfern in Griechenland
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich am Donnerstag bei den Opfern von NS-Verbrechen in Griechenland entschuldigt. „Ich möchte Sie heute im Namen Deutschlands um Vergebung bitten“, sagte Steinmeier bei seinem Besuch des Dorfs Kandanos auf der Insel Kreta. Soldaten der Wehrmacht hatten die Siedlung 1941 als Vergeltung zerstört und etliche Bewohner ermordet.
„Es ist ein schwerer Weg, als deutscher Bundespräsident an diesen Ort zu kommen. Aber ich kann nicht hier auf Kreta sein, ohne diesen Ort deutscher Scham zu besuchen“, so Steinmeier. Die Brutalität, mit der die deutschen Besatzer vorgegangen seien, lasse ihm „heute noch den Atem stocken“. Auf Befehl von Offizier Kurt Student hatten deutsche Fallschirmjäger und Gebirgspioniere Kandanos im Juni 1941 dem Erdboden gleichgemacht; der Angriff auf Gebäude und Bewohner war eine Vergeltungsmaßnahme für die Tötung deutscher Soldaten durch Widerstandskämpfer.
Vergangenheit mahnt zur Verantwortung
Steinmeier sprach sich bei seinem Besuch des wiederaufgebauten Dorfes für eine gemeinsame Gedenkkultur aus. Zudem erwachse aus diesem dunklen Kapitel deutscher Geschichte eine besondere Verantwortung: „Die Verantwortung, für die Würde jedes Menschen einzutreten. Die Verantwortung, für die Gleichheit aller Menschen einzutreten. Die Verantwortung, für die Demokratie einzutreten“, so Steinmeier.
Am Donnerstag endet die dreitägige Griechenland-Reise des Bundespräsidenten. Auf mehreren Stationen wurde Steinmeier mit der deutschen Besatzungszeit konfrontiert, so auch bei den Treffen mit der griechischen Staatschefin Katerina Sakellaropoulou und Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis am Mittwoch. Griechenlands Forderungen nach Entschädigungen für Kriegsverbrechen will man laut Steinmeier jedoch nicht nachkommen; in Deutschland betrachte man das Thema als „abgeschlossen“. (kna)