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„Deshalb kam sie ins Gefängnis“Iranische Schauspielerin zeigt sich nach Haftentlassung direkt wieder ohne Kopftuch

Lesezeit 3 Minuten
Taraneh Alidoosti telefoniert nach ihrer Haftentlassung. Die iranische Schauspielerin zeigte sich erneut ohne Kopftuch.

Taraneh Alidoosti telefoniert nach ihrer Haftentlassung. Die iranische Schauspielerin zeigte sich erneut ohne Kopftuch.

Wegen ihrer Unterstützung für die Revolution im Iran, bei der sie auch medienwirksam auf das Kopftuch verzichtet hatte, saß Taraneh Alidoosti zuvor rund drei Wochen im Gefängnis.

Die wegen ihrer Unterstützung der Protestbewegung im Iran inhaftierte Schauspielerin Taraneh Alidoosti ist Medienberichten zufolge gegen Kaution freigelassen worden. „Meine Mandantin wurde heute gegen Kaution freigelassen“, wurde ihre Anwältin Sahra Minooee am Mittwoch von der Nachrichtenagentur Isna zitiert.

Von iranischen Medien veröffentlichte Bilder, unter anderem der reformorientierten Zeitung „Schargh“,zeigten Alidoosti nach ihrer Freilassung aus dem berüchtigten Evin-Gefängnis im Norden der Hauptstadt Teheran. Darauf ist die 38-Jährige umringt von Unterstützern und lächelnd mit Blumen in den Händen zu sehen - und mit entblößtem Haar ohne das vorgeschriebene Kopftuch.

Taraneh Alidoosti: Prominente und Aktivisten im Ausland hatten ihre Freilassung gefordert

Nach ihrer Solidarisierung mit der Protestbewegung war die international bekannte Schauspielerin vor rund drei Wochen auf Anordnung der Justizbehörde festgenommen worden. Prominente und Aktivisten im Ausland hatten ihre Freilassung gefordert, darunter der spanische Regisseur Pedro Almodóvar und die britische Schauspielerin Kate Winslet.

Alidoosti hatte sich in Onlinenetzwerken wiederholt zu der Protestbewegung bekannt, die durch den Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini im September im Gewahrsam der Sittenpolizei ausgelöst worden war. Seit Monaten wird landesweit gegen die Führung in Teheran demonstriert.

Auch hatte sie zuletzt die Hinrichtung des jungen Demonstranten Mohsen Schekari angeprangert. „Jede internationale Organisation, die diesem Blutbad zuschaut und nicht reagiert, ist eine Schande für die Menschheit“, schrieb die Schauspielerin auf Instagram zu der Hinrichtung.

Jede internationale Organisation, die diesem Blutbad zuschaut und nicht reagiert, ist eine Schande für die Menschheit
Taraneh Alidoosti

Mohsen Shekari gehört zu den beiden bisher im Kontext der Proteste hingerichteten Iranern. Weniger Tage nach der Exekution Shekaris folgte die Hinrichtung von Madschid-Resa Rahnavard. Die iranische Justiz hat unterdessen in dieser Woche zwei weitere Todesurteile gegen junge Demonstranten bestätigt und für drei weitere zum Tode Verurteilte im Zusammenhang mit den andauernden Protesten ein neues Verfahren angeordnet.

Die 38-jährige Alidoosti hat in mehreren Filmen des renommierten iranischen Regisseurs Asghar Farhadi mitgespielt – darunter in „The Salesman“, der 2017 mit dem Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film ausgezeichnet wurde. Auch spielt sie in Saeed Roustayis Werk „Leila und ihre Brüder“ die Hauptrolle, das 2022 beim Filmfestival in Cannes gezeigt wurde.

Freude und Anerkennung für Taraneh Alidoosti

„Welche Freude und Erleichterung“, schrieb das Filmfestival Cannes nach der Meldung zu Alidoostis Freilassung im Onlinedienst Twitter und fügte hinzu: „Bleiben wir dran!“ Die bekannte britische Schauspielerin iranischer Herkunft Nazanin Boniadi lobte Alidoosti dafür, dass sie auf den Fotos nach ihrer Freilasssung „mutig auch ohne den obligatorischen Hidschab zu sehen ist“.

Auch in Deutschland sorgte die Nachricht von der Freilassung Alidoostis für Freude – und ihr erneuter Verzicht auf das Kopftuch für Anerkennung. „Sie nimmt wieder ihr Kopftuch ab. Deshalb kam sie ins Gefängnis, weil sie sich ohne Kopftuch auf Instagram postete“, schrieb die Journalistin Natalie Amiri bei Twitter.

„Das Erste, was man von ihr sieht: Das Victory-Zeichen“

Die Politikwissenschaftlerin und Journalistin Gilda Sahebi kommentierte die Freilassung ebenfalls – und veröffentlichte weitere Fotos von Alidoosti. „Das Erste, was man von ihr sieht: Das Victory-Zeichen. Sie sieht nicht aus wie jemand, die aufgeben wird“, schrieb Sahebi.

Etliche Filmschaffende sind weiterhin im Iran inhaftiert, darunter die preisgekrönten Regisseure Mohammad Rasoulof und Dschafar Panahi. (mit afp)