Was ist in Ingolstadt beim AfD-Event passiert? Die Rechtspopulisten geben wenig Auskunft, die Polizei rückt Informationen zurecht.
AfD-Chef nicht mehr in KlinikChrupalla-Vorfall: Ermittler setzen auf Blut, Kleidung und Zeugen
Was ist bei einer AfD-Wahlkampfveranstaltung in Ingolstadt passiert? Dazu gibt es noch immer offene Fragen. Fest steht, dass die Ermittlungen der Polizei laut einem Sprecher noch mehrere Tage dauern werden.
Ergebnisse von AfD-Chef Tino Chrupallas Blutproben und den Tests an seiner Kleidung würden diese Woche wohl nicht mehr vorliegen, sagte der Polizeisprecher. „Es werden auch noch weitere Zeugen vernommen. Nach dem Vorfall haben wir eine Vielzahl von Personalien aufgenommen.“
Ingolstadt: Offene Fragen nach „tätlichem Vorfall“ gegen AfD-Chef Tino Chrupalla
Am Donnerstagnachmittag hatte die AfD mitgeteilt, dass Chrupalla Ingolstadt verlassen habe, aber noch weiter in ärztlicher Behandlung sei. Weiter heißt es bei der Partei, dass Chrupalla eine Stichverletzung davon getragen habe.
Aber was ist eigentlich genau passiert in Ingolstadt? Am Donnerstagmittag (5. Oktober) regen sich aber zunehmend Zweifel an der Darstellung der AfD und es gibt weiterhin offene Frage: Die Polizei Ingolstadt, die bei dem Wahlkampf-Event auch vor Ort war, stellte in einem Statement klar, dass es derzeit keine Hinweise auf einen Angriff gebe: „Es liegen zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Erkenntnisse vor, dass Herr Chrupalla angegangen oder angegriffen wurde“, teilte die Polizei mit.
Chrupalla-Vorfall: Ermittler werden Bildmaterial aus
Bei der Veranstaltung hätten nach ersten Erkenntnissen „mehrere Personen Selfies mit Herrn Chrupalla gefertigt, bei denen es zu einem leichten Körperkontakt kam“.
Die Ermittler werteten auch Bildmaterial von der Veranstaltung aus, das über ein eigenes Portal eingereicht worden war. Eine Ermittlungsgruppe zum Fall sei aber nicht geplant, sagte der Polizeisprecher. Zur Spurenlage vor Ort wollte er sich auf Nachfrage nicht äußern.
Fest steht: Chrupalla wird wohl angesichts des Vorfalls länger ausfallen, so die AfD. Der bayerische Landeschef Stephan Protschka geht nicht davon aus, dass Chrupalla für den Wahlkampf-Endspurt zur Verfügung steht.
Tino Chrupalla fällt für Wahlkampf-Endspurt laut AfD wohl aus
Zuvor hatte die AfD den vermeintlichen Vorfall so kommentiert: „Am Samstag hätte ich eigentlich einen gemeinsamen Auftritt mit ihm in Niederbayern gehabt“, sagte Protschka am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. „Nach aktuellem Stand wird er bis zur Wahl wohl keine Auftritte mehr wahrnehmen können.“ Laut einem Sprecher der AfD-Landtagsfraktion steht auch die Teilnahme Chrupallas an der Wahlparty in München am Sonntagabend auf der Kippe. Am Sonntag finden die Landtagswahl in Bayern statt.
Protschkas Einschätzungen legen nahe, dass sich Tino Chrupalla möglicherweise schwer verletzt haben könnte. Doch die Informationen zu dem Vorfall in Ingolstadt sind auch am Donnerstag rar. Nach Angaben seines Büros wurde der AfD-Spitzenpolitiker intensivmedizinisch in einem Ingolstädter Krankenhaus behandelt. Dabei sei er stets ansprechbar gewesen. Mittlerweile habe er das Krankenhaus verlassen. Was genau hinter dem „tätlichen Vorfall“ steht, den die AfD beschreibt, das ist weiterhin unklar.
Fall Tino Chrupalla: Polizei Ingolstadt und Staatsanwaltschaft widersprechen AfD-Schilderungen
Am Donnerstagmittag gab die Polizei Ingolstadt gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft eine neue Mitteilung heraus, die ein anderes Licht auf die AfD-Wahlkampfveranstaltung in Ingolstadt wirft. Die Polizei machte deutlich: „Es liegen zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Erkenntnisse vor, dass Herr Chrupalla angegangen oder angegriffen wurde.“
Laut Polizei spürte Chrupalla auf dem Weg zur Bühne Schmerzen im Oberarm, zur medizinischen Versorgung wurde er in das Klinikum Ingolstadt gebracht. „Am Oberarm konnte eine oberflächliche Rötung bzw. Schwellung festgestellt werden. Die weiteren bislang durchgeführten Untersuchungen verliefen unauffällig“, heißt es in dem Polizeibericht. Diese Informationen beruhen vor allem auf Zeugenaussagen, teilte die Polizei weiter mit.
Bereits am Mittwoch, am Tag des AfD-Events, hatte die Polizei zunächst nur bestätigt, dass es einen Einsatz rund um die Veranstaltung gebe. Einen vermeintlichen Angriff wollte man zunächst nicht kommentieren.
Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Verdacht auf Körperverletzung im Fall Chrupalla – viele offene Fragen
Auch das Bundeskriminalamt (BKA), das für den Schutz von Politikerinnen und Politikern verantwortlich ist, war mit Personenschützern bei dem AfD-Event in Ingolstadt vor Ort. „Wir können derzeit die Schilderungen weder bestätigen noch verneinen, es läuft die Aufarbeitung des Vorfalls“, sagte eine BKA-Sprecherin dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Donnerstagmittag. Weitere Auskünfte auch über die Informationen von Chrupallas Personenschützern wollte das BKA zunächst nicht veröffentlichen, bis der Fall geklärt sei.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun in dem Fall wegen einer möglichen Straftat, wie am Donnerstagvormittag bekannt wurde. Es sei ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Körperverletzung eingeleitet worden, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Ingolstadt am Donnerstag. Es werde gegen Unbekannt ermittelt. Welche Diagnose genau bei Chrupalla gestellt wurde, dazu schweigt die AfD bislang. (mit dpa/afp)