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„Schweres Kriegsverbrechen“Russlands brutaler Angriff auf Sumy erschüttert Europa – Merz will Taurus liefern

Lesezeit 3 Minuten
Das Stadtzentrum in Sumy nach dem russischen Raketenangriff, bei dem mindestens 34 Zivilisten getötet wurden.

Das Stadtzentrum in Sumy nach dem russischen Raketenangriff, bei dem mindestens 34 Zivilisten getötet wurden.

Ein russischer Raketenangriff mit Streumunition auf die ukrainische Stadt Sumy hat weltweit Entsetzen ausgelöst. Die EU setzt auf mehr Militärhilfe.

Die EU-Außenminister haben bei einem Treffen am Montag in Luxemburg den russischen Luftangriff auf die Stadt Sumy im Nordosten der Ukraine scharf verurteilt. „Der furchtbare Angriff auf Sumi macht deutlich, dass der russische Präsident weiter die Ukraine vernichten will und damit weiter den europäischen Frieden angreift“, sagte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne). „Damit ist klar: Wer Frieden will, muss die Ukraine schützen und unterstützen.“

Die russische Armee hatte am Sonntag mit mehreren ballistischen Raketen die Stadt Sumy angegriffen und mindestens 34 Menschen getötet, wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mitteilte. Mehr als 100 Zivilisten seien verletzt worden. Selenskyj rief US-Präsidenten Donald Trump auf, sich persönlich ein Bild in der Ukraine zu machen, bevor es zu Verhandlungen und Entscheidungen mit Russland kommt.

Angriff auf Sumy: „Die Russen wussten genau, was sie taten“

Es sei barbarisch, dass Putin ausgerechnet am heiligen Palmsonntag Zivilisten in der Ukraine beschossen habe und die Raketen mit Streumunition gefüllt gewesen sein sollen, kritisierte Litauens Außenminister Kęstutis Budrys. „Das ist per Definition ein Kriegsverbrechen und eine Demütigung für alle, die den Krieg auf diplomatischem Wege beenden oder zumindest einen Waffenstillstand und Verhandlungen erreichen wollen“, sagte er. Die lettische Außenministerin Baiba Braže sagte: „Die Russen wussten genau, was sie taten. Sie können sich nicht herausreden und behaupten, das sei nur ein Fehler gewesen.“

Der lettischen Außenministerin zufolge sei es schwierig, die Stadt Sumy vor Luftangriffen zu schützen. „Der Ort, von dem die Russen Raketen abfeuern, ist sehr nah und die Vorwarnzeit daher sehr kurz“, sagte Braže. Man wolle nun prüfen, ob man den ukrainischen Streitkräften weitere Mittel zur Luftverteidigung bereitstellen kann. Grundsätzlich leiste die Ukraine aber gute Arbeit, um mit Drohnen und Kampfjets vom Typ F-16 den Luftraum so gut wie möglich zu sichern. Deutschland hatte Kiew erst in der vergangenen Woche vier weitere Luftverteidigungssysteme vom Typ IRIS-T zugesagt. Sie sollen noch in diesem Jahr dem ukrainischen Militär übergeben werden.

Munitions-Nachschub für die Ukraine: EU unter Druck

Am Montag haben die EU-Außenminister die Unterstützung für die Ukraine weiter vorangetrieben. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas hatte mehrere Pläne ausarbeiten lassen, wie die Mitgliedstaaten die am dringendsten benötigten Waffen beschaffen könnten. Allerdings fanden die umfangreichen Entwürfe bisher keine Mehrheit.

Nun verfolgen die Außenminister nur noch eine neue kleine Munitionsinitiative: Als Ziel hat Kallas ein Minimum von zwei Millionen Schuss Munition für 2025 vorgeschlagen und die Kosten auf rund 5 Milliarden Euro beziffert. Allein Deutschland und die Niederlande haben bereits etwa die Hälfte der Munition zugesagt. Weitere Mitgliedstaaten wollen sich finanziell an der Beschaffung beteiligen, etwa im Rahmen des tschechischen Munitionsprogramms.

13.04.2025, Ukraine, Sumy: Nach einem russischen Raketenangriff liegen Leichen auf dem Boden. Foto: Volodymyr Hordiienko/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Nach dem russischen Raketenangriff liegen in Sumy Leichen auf dem Boden.

Seit dem letzten Jahr kauft die tschechische Regierung weltweit Munition für die ukrainischen Streitkräfte, vor allem wichtige Artilleriemunition des Kalibers 155 mm. Kallas verkündete am Montag, sie habe jetzt Zusagen von Mitgliedstaaten für zwei Drittel der 2 Millionen Schuss erhalten.

Merz will Marschflugkörper Taurus an die Ukraine liefern

Auch der wohl künftige Bundeskanzler Friedrich Merz bezeichnete den Angriff auf Sumy als „schweres Kriegsverbrechen“. Er bekräftigte, der Ukraine Marschflugkörper vom Typ Taurus mit höherer Reichweite als die bisher von Deutschland gelieferten Raketen bereitstellen zu wollen. Dies müsse jedoch in Abstimmung mit den europäischen Partnern geschehen. Darauf angesprochen begrüßte Kallas die mögliche Ausweitung der deutschen Militärhilfe. „Jeder Mitgliedsstaat gibt, was er geben kann, und alle müssen mehr als bisher tun, damit sich die Ukraine verteidigen kann und keine Zivilisten sterben müssen.“

Neben weiterer Militärhilfe diskutierten die Außenminister auch über das 17. Sanktionspaket. Details sind noch nicht beschlossen, allerdings wollen mehrere Mitgliedstaaten weitere Schiffe der russischen Schattenflotte sanktionieren sowie den Import von Flüssiggas und Nuklearmaterial aus Russland stoppen.